"Mit allen Sinnen"  

erstellt am
07. 06. 06

Schulprojekt des Österreichischen Volksliedwerkes, gefördert vom Bundesministerium für Bildung Wissenschaft und Kultur, feiert das zehnjährige Jubiläum!
Wien (övlw) - Auf Initiative des Österreichischen Volksliedwerkes mit den zuständigen Organisationen in den Bundesländern und gemeinsam mit den Fachinspektoren für Musikerziehung wurde dieses Projekt vor 10 Jahren für österreichische Schulen initiiert. Seit damals waren über 100 000 Personen „Mit allen Sinnen“ aktiv.


Symposium in Krems: VS Bischofshofen, Salzburg
Foto: Österreichisches Volksliedwerk
Ausgehend von der Beschäftigung mit der eigenen Volkskultur entwickelte sich im Rahmen der Projektarbeiten nach und nach ein immer größeres Netz von Verbindungslinien hin zu anderen (Volks-)Kulturkreisen: So werden Kontakte zu volkskulturellen Vereinigungen Österreichs, ähnlichen Einrichtungen und Schulen in Nachbarländern, Europa und der ganzen Welt geknüpft und aufgebaut. Darüber hinaus fließen in die einzelnen Projekte auch Ausdrucksformen der Jugend- oder Hochkultur und andere zeitgenössische Modeerscheinungen mit ein.

„Mit allen Sinnen“ zielt jedoch nicht nur darauf ab zwischen Kulturen zu vermitteln sondern auch zwischen den Generationen, zwischen Menschen mit Behinderung und zwischen Lehrenden und Schülern. Letztlich soll das Projekt in der Schule innerhalb der verschiedensten Unterrichtsgegenstände am besten fächerübergreifenden durchgeführt werden. Interessierte Lehrer und Lehrerinnen entwickeln mit ihrer Klasse eine Idee. Projektbetreuer der Volksliedwerke in den Bundesländern bieten ihr Know-How an und geben Hilfestellung für die praktische Umsetzung. Die Bereitstellung finanzieller Mittel seitens des Bundesministerium für Bildung Wissenschaft und Kultur ermöglicht zusätzlich eine enge Zusammenarbeit zwischen versierten Referenten und den SchülerInnen. Stundenpläne werden aufgelockert. Es entstehen Freiräume für eine andere Art des Lernens.

Ein Wienerlied wird zum Rap. Hier ist Wortwitz und Rhythmusgefühl gefragt.

Burgenländische Balladen bieten sich mit ihren spannenden Themen und Inhalten von einer längst vergangenen Welt außerordentlich gut für den Gebrauch im Geschichtsunterricht an. Unter dem Motto Dorfgeschichten oder Volkslied-Schatzsuche’ werden nach Überlieferungen von Musik, Liedern, Spielen und Tänzen in den Familien der SchülerInnen oder im eigenen Dorf geforscht.

Die Volksschule in Auen aus Kärnten begab sich zum Beispiel auf eine Reise „Mit allen Sinnen durch Kärnten“. Hier setzten sich die Kinder gemeinsam mit ihrer Lehrerin und den Eltern kreativ mit dem Lindwurm auseinander: malend, zeichnend, knetend, formend, tanzend und singend. Einer der Höhepunkte war wohl das Picknick beim „echten“ Lindwurm in Klagenfurt, aber auch die Aufführung des Lindwurmtanzes und –liedes.

In den 4. Klassen wurde das Heimatland Kärnten genauer unter die Lupe genommen und über Musik und Tanz, Kunst (Kärntner Künstler), Kultur und Brauchtum diskutiert. Ebenso wurden Kirchen mit ihrer Geschichte und Bedeutung, sowie Sagen und die eigene Mundart und Brauchtum sinnlich erfahrbar gemacht. So wurden den Schülerinnen auch alte Trachten präsentiert und anschließend entwarfen sie selber neue Kleider mit traditionellen Einflüssen.

Handwerklich geht es auch zu, wenn die Kinder ihre eigenen Instrumente basteln. Zum Beispiel die steirische Hauptschule Dr. Lauda Breitenau in einem Almenliedercamp 2005. Die Schülerinnen und Schüler lernten traditionelle Instrumente aus Österreich und anderen Kulturen kennen. Schwerpunkte waren das Alphorn, die steirische Harmonika, das Didgeridoo und Instrumente aus dem russischen Kulturkreis. Instrumente wurden selbst gebaut wie die z.B. ein Schachtel- oder Zupfbass, eine Waschrumpelgitarre, Flöten, Teufelsgeigen oder Pfeifferl. Es wurde gemeinsam eine Volksliederliste für das Singen im Musikunterricht erstellt und Volkstänze und Schuhplattler einstudiert. Für die gemeinsamen Auftritte gestaltete man Plakate. Ein Auftrittshighlight war das Maibaumaufstellen beim „Steirischen Jockl“.

In Schulen in Österreichs Grenzgebieten kommt es zu grenzüberschreitenden Begegnungen oder zur Auseinandersetzung mit der Kultur ansässiger Minderheiten. Gerade in Wiener Schulen werden immer wieder Projekte entwickelt, die die Kultur der Immigranten mit einbezieht. So entstand die CD ‚Fleckerlteppich’ in enger Zusammenarbeit zwischen der Regenbogenvolksschule Darwingasse und dem Musiker Otto Lechner. Der Grundgedanke bestand darin, Kinder, die aus 15 verschiedenen Ethnien stammen zu motivieren, Kinderlieder aus ihren Heimatländern als Mitbringsel in ihr neues Lebensumfeld einzubringen und auch zu untersuchen, welche Themen den Liedern zugrunde liegen.

Volkskultur zeigt sich als also als kreative Lernkultur, durch Singen, Musizieren, Tanzen, Spielen, Dichten und Komponieren. Bildnerisches und handwerkliches Gestalten, Kleiden, Kochen, Essen, Trinken und gemeinsames Feiern sind hier ebenso wichtig.

Die Zusammengehörigkeit dieser Komponenten für das Erreichen einer ganzheitlichen (volks-)kulturellen Bildung unserer Kinder und Jugendlichen belegte auch die diesjährige Tagung ‚VolksliedStimmen’. Diese Veranstaltung zum 10jährigen Jubiläum von „Mit allen Sinnen“ stellte die Vielfalt der österreichischen Liedlandschaften vor.

SängerInnen, MusikantInnen aus ganz Österreich verdeutlichten die Vielfalt der Österreichischen regionalen Musiklandschaften. Sie sangen bei der Maiandacht in der Pfarrkirche in Krems und spielten zum Tanz im Gasthof Salzstadel auf. Dabei reichte die musikalische Palette vom erzählenden Balladenlied über landlerisches Singen und Paschen, bis hin zur slowenisch-kärntnerischer Klangpracht und temperamentvollen Tamburizza Gesängen. ReferentInnen boten Vermittlungsmöglichkeiten für die volkskulturelle Arbeit in der Schule und SchülerInnen begeisterten das Publikum durch ihre unkonventionellen Präsentationen thematisch, passender Schulprojekte.

Insgesamt nahmen 326 Personen an der Tagung teil, mehr als die Hälfte wirkten selbst mit. MusikantInnen und ReferentInnen wurden zu interessierten ZuhörerInnen. Musizieren zwischen Burgenland und Vorarlberg, im Generationsverband, zwischen Könner und Laie, mehrstimmig und unisono. Jeder nahm wohl seine persönliche Wahrnehmung der österreichischen Klangvielfalt mit nach Hause.

Es zeigte sich, dass Singen als persönliches, unmittelbares Ausdrucksmittel viele Facetten hat und „Mit allen Sinnen“ wahrgenommen wird. Gerne geben wir unsere Erfahrungen und unser Wissen auf diesem Bereich an Lehrende und im pädagogischen Bereich Tätige weiter.

Informationen:
Österreichisches Volksliedwerk
Operngasse 6, 1010 Wien
Telefon: ++43 / (0)1 / 512 63 35
office@volksliedwerk.at, http://www.volksliedwerk.at
     
zurück