Neue Erkenntnis für die Behandlung von Eierstockkrebserkrankungen  

erstellt am
19. 06. 06

Innsbruck (universität) - Die beiden Innsbrucker Wissenschaftlerinnen Univ.-Doz. Dr. Nicole Concin und Dr. Gerda Hofstetter erhalten heuer den renommierten Hugo-Husslein-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe für die Erforschung von speziellen Formen von Krebsgenen (verkürzte Isoformen von p73), die das Ansprechen auf die Behandlung und die Heilungsrate bei Frauen mit Eierstockkrebs beeinflussen.

Ein großes klinisches Problem bei der Behandlung von Patientinnen mit Eierstockkrebs stellt die primäre Resistenz oder die Entwicklung einer Resistenz gegenüber Chemotherapie dar. Die Innsbrucker Frauenärztin Nicole Concin wies 2004 erstmals nach, dass spezielle Formen von Krebsgenen (verkürzte Isofomen von p73) im Eierstockkrebsgewebe im Vergleich zu Normalgewebe erhöht vorkommen. Diese wissenschafliche Arbeit wurde im vergangenen Jahr mit dem Prof. DDr. Karl Fellinger-Preis der Österreichischen Krebshilfe ausgezeichnet.

Das Gen p73 ist dem Gen p53 verwandt. p53 induziert bei irreparabel geschädigten Zellen den Zelltod und schützt die Zelle damit vor maligner Entartung. Es ist bekannt, dass das p53 Gen in über der Hälfte aller Patientinnen mit Eierstockkrebs durch Mutation inaktiviert ist und somit dieser Mechanismus des Zellschutzes nicht mehr funktioniert. Das erst seit 1997 bekannte p73-Gen kommt in verschiedenen Formen vor: einer Volllängenform, sowie N-terminal verkürzten Formen. Die Volllängenform agiert ähnlich wie p53, sie fördert nach einer Zellschädigung den Zelltod, während die verkürzten Formen gegenteilige Wirkung zeigen: sie hemmen die schützende p73-Volllängenform ebenso wie p53.

Internationale Kooperation
In ihrer aktuellen, in Clincal Cancer Research veröffentlichten Arbeit haben Nicole Concin und Gerda Hofstetter die Bedeutung der besagten Krebsgene (verkürzte p73 Isoformen) für das Ansprechen auf Chemotherapie und die Heilungsrate bei Frauen mit Eierstockkrebs untersucht. Die Standardbehandlung bei Eierstockkrebs besteht aus einer Operation und einer anschließenden Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel. Die beiden Innsbrucker Wissenschaftlerinnen konnten nun erstmals zeigen, dass diese Krebsgene das Ansprechen auf Chemotherapie und die Heilungsrate von Eierstockkrebspatientinnen beeinflussen: Patientinnen mit Tumoren, die neben einer Inaktivierung von p53 zusätzlich diese speziellen Krebsgenen (verkürzte p73 Isoformen) auf hohem Niveau aufweisen, sprechen schlechter auf eine Chemotherapie an und ihre Heilungsraten sind ebenfalls schlechter als bei Patientinnen, deren Tumoren neben einer Inaktivierung von p53 diese Krebsgenen nur auf niedrigem Niveau aufweisen. Die Arbeit von Nicole Concin und Gerda Hofstetter entstand an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Christian Marth in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für Molekulare Onkologie der Universitätsfrauenklinik in Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Robert Zeillinger und mit Frau Univ.-Prof. Dr. Ute Moll von der Stony Brook University in New York.

Erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerinnen
Nicole Concin hat in Wien Medizin studiert und 1998 promoviert. Sie arbeitete zunächst an der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde und wechselte dann an das Landeskrankenhaus Bregenz. Seit Ende 2000 arbeitet sie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie seit Anfang des Jahres als Oberärztin im Bereich gynäkologische Onkologie tätig ist. Frau Concin hat sich im April diesen Jahres habilitiert. Nach einem ersten Forschungsaufenthalt in Australien ging Concin 2002 mit einem Erwin Schrödinger-Stipendium des FWF für ein Jahr an die Stony Brook University in New York, wo sie die Vorarbeiten für die aktuelle Studie leistete. Gerda Hofstetter hat ebenfalls in Wien studiert und promovierte im Jahr 1999. Nach einer wissenschaftlichen Mitarbeit an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien wechselte sie ans Landeskrankenhaus St. Pölten, wo sie ihren Turnus absolvierte. Seit 2003 macht Gerda Hofstetter eine Facharztausbildung für Frauenheilkunde in Innsbruck. Der international ausgeschriebene Hugo-Husslein-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird nur alle zwei Jahre verliehen und ist einer der renommiertesten Auszeichnungen. Benannt ist er nach dem bekannten österreichischen Gynäkologen Hugo Husslein, der im letzten Jahrhundert die österreichische Geburtshilfe reformiert hat.
     
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