Schweinemarkt 2006: Heimische Mäster ziehen positive Halbjahresbilanz  

erstellt am
23. 06. 06

Geringeres Angebot ermöglichte zufrieden stellende Ergebnisse
Wien (aiz.info) - Der heimische Schweinemarkt entwickelte sich im ersten Halbjahr 2006 insgesamt positiv. Die ersten beiden Quartale brachten mit einem durchschnittlichen Basispreis von Euro 1,25 je kg, einem 31 kg-Ferkelpreis von Euro 70,- netto und einem Mastdeckungsbeitrag von Euro 25,- pro Mastschwein für alle Schweinehalter, also Betriebe mit geschlossenem beziehungsweise spezialisiertem Produktionsmodell, recht zufrieden stellende Ergebnisse, berichtet Johann Schlederer von der Österreichischen Schweinebörse.

Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist laut Schlederer die Tatsache, dass in Europa nicht drückend viel Ware am Markt ist. Mit Ausnahme von Deutschland, wo man die letzten zwei Jahre jeweils ein Produktionsplus von 2% feststellen konnte, verzeichnen alle übrigen wichtigen Schweineerzeuger der alten EU-15 (inklusive Dänemark und Spanien) erstmals keine Zuwachsraten mehr. Von den neuen EU-Mitgliedern zeigt lediglich Polen ein kräftiges Lebenszeichen, 8% mehr Schweine wurden dort zuletzt gezählt. "Ob dieses Plus nachhaltig sein wird, ist zu bezweifeln. Das gute Preisniveau des letzten Jahres hat zu Bestandsaufstockungen kleiner und kleinster Betriebe geführt. Derzeit hat Polen Absatzprobleme Richtung Russland und Ukraine und daher ein schlechtes Preisniveau", erläutert Schlederer.

Dänemark habe im abgelaufenen Halbjahr spürbar davon profitiert, dass Brasilien - bedingt durch Maul- und Klauenseuche - nicht nach Russland exportieren durfte. Somit habe Dänemark erstmals auch am russischen Markt nicht nur billigere Abschnittware, sondern auch echte Fleischqualität in entsprechender Quantität abliefern können.

Diskussion um Geflügelpest wirkte sich aus
"Insgesamt war wohl auch die Diskussion um die Geflügelpest günstig für das Konsumverhalten bei Schweinefleisch, dies gilt insbesondere für das erste Quartal", so der Experte. In der Verarbeitungsindustrie war Schweinefleisch im Vergleich zu dem verhältnismäßig teuren Rindfleisch ein gefragter Bestandteil in den Wurstrezepturen. Das in Folge der GAP-Reform deutlich reduzierte und mittlerweile unter EU-Eigenversorgung liegende Produktionsniveau bei Rindfleisch führte mittlerweile zu einem 10-Jahrespreishoch in dieser Produktionssparte. Das Schlachtschweine-Preishoch im Juni wurde auch von der Fußball-WM in Deutschland gestützt.

Für die heimischen Ferkelerzeuger, die in den vergangenen Jahren Preise im EU-Spitzenfeld lukrieren konnten, waren die veterinärpolizeilichen Exportsperren Deutschlands, bedingt durch die Schweinepest in Nordrhein-Westfalen, ein zusätzlicher Vorteil. Gleichzeitig mussten allerdings die Mäster im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen beim Ferkeleinkauf substanziell tiefer in die Tasche greifen.

Saisontypischer Marktverlauf in der zweiten Jahreshälfte
Für das zweite Halbjahr zeigt sich Schlederer bedingt optimistisch: "Das dritte Quartal des Jahres ist normalerweise laut Saisonzyklus für die Schlachtschweinepreise das beste. Dies dürfte aus derzeitiger Sicht auch heuer der Fall sein. Auch das vierte Quartal dürfte saisontypisch verlaufen, es wird also voraussichtlich unter dem Preisniveau vom zweiten und dritten Quartal zu liegen kommen. Dieser Ausblick wird heuer durch die Tatsache unterstrichen, dass Dänemark derzeit fürchtet, demnächst wieder Marktanteile in Russland zu verlieren, da Brasilien alles daran setzen wird, mit billigster Ware den russischen Markt wieder zurückzuerobern. Weiters zeigen auch die Viehzählungsergebnisse, dass im Herbst mit einem saisontypisch stärkeren Angebot zu rechnen sein wird", so der Schweinemarktexperte.
     
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