Wirtschaft  

erstellt am
11. 07. 06

 Matznetter: SPÖ für sofortige Entlastungsoffensive
Wien (sk) - Die SPÖ will eine sofortige steuerliche Entlastungsoffensive für die Arbeitnehmer und die KMUs, betonte SPÖ-Budget- und Finanzsprecher Christoph Matznetter am 10.07. in einer Pressekonferenz. Der Regierung warf er vor, in den vergangenen sechs Jahren Arbeitnehmer und Konsumenten drastisch belastet zu haben, während sie Österreich zugleich zu "einem kleinen Steuerparadies" für internationale Konzerne gemacht hat. Matznetter wies anhand der Entwicklung von Realeinkommen und der Verteilung des Steueraufkommens detailliert nach, wie die Arbeitnehmer einerseits einen geringeren Anteil am BIP bekommen, aber einen immer größeren Anteil am Steueraufkommen bestreiten müssen.

Matznetter stellte die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und der realen Nettoeinkommen pro Kopf über den Zeitraum 2000 bis 2005 gegenüber. Demnach wuchs die Wirtschaft in diesem Zeitraum um "äußerst bescheidene" 7,6 Prozent, selbst hinter diesem geringen Wert blieben die Nettorealeinkommen weit zurück mit einem Wachstum von nur 1,3 Prozent.

Die Differenz zwischen diesen Bereich führte zu eine gravierenden Verschiebung in der Verteilung, erläuterte Matznetter. Dies zeigt sich unter anderem an der Lohnquote, also dem Anteil der Löhne am BIP. Die lag 1999 bei 58,1 Prozent, 2005 nur mehr bei 54,7 Prozent. "Die Arbeitnehmer haben einen bedeutenden Anteil am Kuchen verloren", so Matznetter.

Zugleich gibt es aber deutliche Steigerungen bei den Einnahmen aus Lohnsteuern und Konsumsteuern. Das Lohnsteueraufkommen stieg von 2000 bis 2006 um 22 Prozent, die Umsatzsteuer um 14 Prozent, Mineralölsteuer um 33,9 Prozent, die motorbezogene Versicherungsabgabe um 35,4 Prozent, die Energieabgabe um 35,2 Prozent und die NOVA um 17,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank das Aufkommen bei der Körperschaftssteuer um zwei Prozent und bei der Einkommenssteuer um ein Prozent.

An der Verteilung des Anteils der einzelnen Steuereinnahmen an den Gesamteinnahmen sieht man deutlich, welche Gruppen belastet und welche entlastet wurden, erläuterte Matznetter. Dabei trägt jetzt die Lohnsteuer um 5,7 Prozent mehr zur Gesamtsumme bei, die Körperschaftssteuer um 15 Prozent weniger. Auch die Anteile der Energiesteuern sind deutlich gestiegen: Mineralölsteuer um 15,7 Prozent, motorbezogene Versicherungssteuer um 16,7 Prozent, Energieabgabe um 25,3 Prozent.

Der SPÖ-Finanzsprecher kam daher zu folgendem Fazit: "Es gab eine Verteilung von unten nach oben, von klein zu groß" –bei insgesamt sinkender Lohnquote steigt der Anteil, den die Lohnsteuer am Gesamtsteueraufkommen ausmacht. "Die Regierung hat die Belastung für die Arbeitnehmer verschärft", kritisierte Matznetter. Von den verfügbaren Nettoeinkommen fließt, auch wegen der deutlich höheren Steuern auf Energie, ein immer größerer Teil in die Staatskasse. Matznetter nannte das "einen Anschlag auf die Kaufkraft von Arbeitnehmern und Pensionisten". Diese zahlen mehr direkte und mehr indirekte Steuern.

Ein ähnliches Belastungsbild ergibt sich bei den Kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) Trotz rückläufiger Gewinne ist die Einkommenssteuer bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften kaum gesunken. KMUs leiden unter der Abschaffung der steuerlichen Investitionsbegünstigung, und der Faktor Arbeit sei hoch belastet, erklärte Matznetter.

Ganz anders sieht es freilich bei den Großkonzernen und den internationalen Finanzkapitalgruppen aus. Hier gab es eine drastische Reduktion der Steuern, bei gleichzeitig exorbitanten Zuwächsen bei den Gewinnen. "Der Finanzminister ist der Helfer des internationalen Finanzkapitals", so Matznetter.

Die SPÖ fordert daher eine sofortige Entlastung für den Mittelstand und die KMUs, betonte Matznetter. Das sei auch eine Koalitionsbedingung. Finanzieren will die SPÖ diese Entlastung in einem Gesamtvolumen von drei Milliarden Euro nicht durch ein höheres Defizit, sondern durch eine Korrektur der steuerverteilungspolitischen Schieflage.

Die zentralen Punkte der SPÖ-Sofortmaßnahmen sind: 300 bis 400 Euro Entlastung pro Person und pro Jahr für den Mittelstand. (Dazu merkte Matznetter an, dass Grassers Aufforderung "Fühlen Sie sich entlastet" nur vor einer Versammlung von Hedgefonds-Managern Zustimmung finden würde.) Mit dieser Entlastung soll den Menschen zurückgegeben werden, was sie zuviel gezahlt haben.

Zweitens soll es eine steuerliche Begünstigung für Investitionen im Inland geben. Weiters soll es KMUs erleichtert werden, Kredite aufzunehmen. Die SPÖ will auch die Mindest-KÖSt abschaffen. Die Pendlerpauschale soll um 15 Prozent und das Kilometergeld auf 42 Cent/km angehoben werden. Schließlich sollen jeweils 100.000 neue Kinderbetreuungsplätze und Ganztagsschulplätze geschaffen werden. Für die niedrigen Einkommen will die SPÖ die Negativsteuer verdoppeln und diese auch für Pensionisten einführen. Weiters verspricht die SPÖ mit ihrem Pensionsmodell eine Korrektur der Pensionskürzungen und eine gezielte Bekämpfung der Armut.

Finanziert wird diese Entlastungsoffensive durch die Abschaffung der Gruppenbesteuerung (600-700 Mio. Euro), die Verwendung der Mehreinnahmen aus der Mehrwertsteuer (600 Mio. Euro) und durch "ehrliche 25 Prozent Körperschaftssteuer", was mindestens zusätzlich 1,5 Milliarden Euro bringen würde. Dazu erläuterte Matznetter, dass das derzeitige KÖSt-Aufkommen von rund vier Milliarden Euro "lächerlich wenig" sei; man könne es sich nicht leisten, dass ein wesentlicher Teil der Gewinne unbesteuert bleibt. Hier gehe es darum, dass von den in den Bilanzen ausgewiesenen Rekordgewinnen eben auch ehrliche 25 Prozent an Steuern gezahlt werden.

"Fünf Jahre Raub bei den Steuerzahlern sind genug, die Beute, die einseitig verteilt wurde, muss zurückgegeben werden", fasste Matznetter seine Kritik an der Steuerpolitik der Regierung zusammen und er fügte hinzu: "Dafür sollen jene, die bis jetzt ein kleines Steuerparadies gehabt haben, faire 25 Prozent zahlen." Daneben bleiben die Pläne der SPÖ für eine langfristige strukturelle Steuerreform natürlich aufrecht, erklärte Matznetter. Dafür brauche es aber jedenfalls eine Vorlaufzeit von zwei Jahren.

Die Kernfrage, die sich die Wähler bei der kommenden Nationalratswahl stellen, ist: "Gibt es eine Politik für mich oder gegen mich?" Und für die überwiegende Mehrheit ist klar, dass die Regierung Schüssel eine Politik gegen sie gemacht hat, sagte Matznetter, der betonte: "Wir machen eine Politik für die Mehrheit. Und wenn das den internationalen Stakeholders nicht gefällt, solls uns auch recht sein."

 

 Stummvoll: Matznetter hat seine Hausaufgaben nicht gemacht
Wien (övp-pk) - "Die Vorwürfe von SPÖ- Finanzsprecher Matznetter entbehren jeder Grundlage und sind unhaltbar", sagte ÖVP-Finanzsprecher Günter Stummvoll am 10.07. Die Armutsgefährdung sei entgegen den Behauptungen von Matznetter von 13,2 Prozent auf 13 Prozent (14.000 Personen) gesunken. Die Realeinkommen 2005 seien um 1,0 Prozent und das Wirtschaftswachstum um 1,8 Prozent gewachsen: Die verfügbaren Einkommen seien mit 1,9 Prozent sogar über dem Wirtschaftswachstum gestiegen. "Und es ist gut, dass die Wirtschaft wächst", so Stummvoll weiter. "Arbeitnehmer sind auch Konsumenten, und diese profitieren von der höheren Kaufkraft."

"Der Lohnssteuer-Tarif wurde nicht erhöht, sondern - im Gegenteil - durch die Steuerreform kräftig gesenkt", betonte der ÖVP-Finanzsprecher. Und weiter: Diese Bundesregierung hat entgegen den Vorwürfen der SPÖ den Mehrwertsteuersatz nicht erhöht, "da dürfte uns Matznetter mit Deutschland verwechseln, wo es nach einer rot-grünen Misswirtschaft notwendig wurde, den Staatshaushalt zu sanieren." Stummvoll abschließend: "Die Bundesregierung hat gezielte Maßnahmen zur Entlastung des Mittelstandes gesetzt. Matznetter hat seine Hausaufgaben jedoch nicht gemacht und versucht stattdessen, dies mit Falschmeldungen zu kompensieren."

 

 Bucher: SPÖ entdeckt plötzlich den Mittelstand als "Liebkind"
Wien (bzö) - Der Finanzsprecher des Freiheitlichen Palamentsklubs-BZÖ Abg. Josef Bucher wies am 10.07. die Kritik von SP-Matznetter an der Wirtschafts- und Steuerpolitik der Regierung zurück. Der Wirtschafsstandort Österreich habe im internationalen Vergleich an Attraktivität gewonnen, stellt Bucher fest. "Wir sind in der Wettbewerbsfähigkeit hinter Dänemark und Schweden auf Platz drei. Die internationale Rating-Agentur S&P lobt den seit 2000 eingeschlagenen Weg und zeichnet uns mit einem Tripple A aus. Wir haben ein Rekord Exportvolumen von 41 Prozent (plus 50% seit 1999). Die Konjunkturprognose von 2,5 Prozent ist erfreulich. Die Kaufkraft ist gegenüber 1999 um 25% pro Kopf gestiegen. Die Abgabenquote wurde vom SPÖ-Rekordhoch von 43,7 Prozent auf 40,7 gesenkt, was einer Entlastung von 7 Milliarden Euro entspricht. Wir haben Österreich lebenswerter und besser gemacht."

"Wenn die SPÖ jetzt plötzlich den Mittelstand als Liebkind ihrer Wirtschaftspolitik entdeckt, dann ist das reichlich spät. Die SPÖ hat über Jahrzehnte einfach nicht erkannt, welches Potential in der kleinen mittelständischen Wirtschaft steckt und sie auch nie bei steuerlichen Maßnahmen berücksichtigt." Die SPÖ habe Gelder bloß in die Verstaatlichte gesteckt, dort versenkt und tausende Arbeitsplätze vernichtet, stellte der BZÖ-Abgeordnete fest.

"Wir haben eine Steuerreform in zwei Etappen umgesetzt, nicht entnommene Gewinne mit halbem Steuersatz oder den Entfall der 13. Umsatzsteuervorauszahlung ermöglicht. Die Hälfte der Steuerzahler in Österreich zahlt überhaupt keine Steuer. Das sind Meilensteine der österreichischen Wirtschaftspolitik", betonte Bucher. Das von der Regierung beschlossene Paket zur Förderung von Klein- und Mittelbetriebe (KMU) ist für Bucher ein weiterer Beweis für die Fortsetzung einer "mittelstandsfreundlichen Politik".

Die Erfolge Österreichs in der Wirtschaftspolitik machen weitere Entlastungsschritte für die Bevölkerung möglich. Bucher verwies auf die 400 Millionen Euro Mehreinnahmen an Steuern allein von Jänner bis Mai. Jetzt müsse man nachdenken, wie man diese wieder zur Entlastung einsetzen könne. Ein Schwerpunkt: Mittelstandsentlastung für KMU und Lohnsteuersenkung: Einführung einer Business Tax von 25 Prozent, einer einheitlichen Umsatzsteuer für alle Unternehmensformen, egal ob Kapital- oder Personengesellschaft. Eine Lohnsteuersenkung von ca. einer Milliarde Euro soll die Kaufkraft weiter ankurbeln.

Dass der Weg in Richtung steuerlicher Entlastung und Verwaltungseinsparung weiter fortgesetzt werden müsse, stehe außer Zweifel, so Bucher. Daher fordert das BZÖ in einem weiteren Schritt Pauschalierungen attraktiver zu gestalten und den Verwaltungsaufwand zu minimieren.

Bucher spricht sich darüber hinaus für eine dritte Etappe der Steuerreform dieser Regierung in der nächsten Legislaturperiode aus.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
zurück