"Gastfreundschaft als Paradigma interreligiöser und interkultureller Begegnung"  

erstellt am
21. 07. 06

Salzburg (universität) - Gegenwärtig wird in der Weltöffentlichkeit mit zunehmender Dringlichkeit die Forderung nach einem Dialog der Kulturen und der Religionen erhoben. Damit ist eine Herausforderung formuliert, die insofern hochaktuell und zunehmend brisant ist, als die Menschen in bisher nicht gekanntem Ausmaße der Pluralisierung, Fragmentierung und Relativierung der Werte gewahr werden. Daraus erwächst einerseits ein Bedürfnis nach sozio-religiöser Orientierung und andererseits nach interreligiösem und interkulturellem Dialog.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach tragfähigen Konzepten, welche die Begegnung der Religionen und Kulturen der Welt gestalten helfen: Die Begegnung der Religionen und Kulturen kann umso mehr an Gesellschaftsrelevanz gewinnen, je mehr es gelingt, die Kongruenz zwischen Theorie und Praxis herzustellen.

Am Modell der Gastfreundschaft wird in der Fachtagung die damit verbundene Problematik erörtert. Wegweisend hierfür ist die Erkenntnis, dass es sich bei der Gastfreundschaft um eine Gegebenheit handelt, welche in nahezu allen Religionen und Kulturen der Welt belegt ist. Gastfreundschaft ist zuallererst existentielle Begegnung und bringt als solche auch die Erfahrung der Differenz in die sozio-religiösen Traditionen und in die interkulturellen Beziehungen. Darin wird deutlich, dass Geber und Empfänger nie für sich allein, sondern nur in ihrem Verhältnis zum jeweiligen Gegenüber begriffen werden können. So gesehen ist Gastfreundschaft keine Konstitutions- sondern eine Relationskategorie nach zwei Seiten: Gastgeber und Gast sind in einem Relationsverhältnis eingespannt.

Unverkennbar ist dabei, dass die Religionen und die meisten Kulturen der Menschheit, der Gastfreundschaft einen religiösen Charakter verleihen und sie so zu einer zentralen Aufgabe der solidarischen Mitmenschlichkeit vor allem gegenüber Fremden und Ausländern erheben. Obwohl die Religionen der Welt den Fremden gegenüber Gastfreundschaft propagieren, muss eingeräumt werden, dass sie selber einander wenig gastfreundlich begegnen. Somit stellt sich die Frage, ob und wie die Gastfreundschaft als Modell interreligiöser und interkultureller Begegnung angesehen werden kann.

Hierzu werden Expertinnen und Experten eingeladen, die in interdisziplinärer, interreligiöser und interkultureller Perspektive die Relevanz des Konzeptes der Gastfreundschaft für die friedliche Begegnung der Menschen verschiedener kultureller und religiöser Zugehörigkeit behandeln. 
     
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