Vorsichtige Kreditvergabepolitik gegenüber Unternehmen  

erstellt am
04. 08. 06

Österreichische Ergebnisse der Eurosystem-Umfrage über das Kreditgeschäft vom Juli 2006
Wien (oenb) - Die österreichischen Banken sind im zweiten Quartal 2006 in ihrer Kreditpolitik – insbesondere gegenüber dem Unternehmenssektor – vorsichtiger geworden. Das zeigen die österreichischen Ergebnisse der Eurosystem-Umfrage über das Kreditgeschäft im Juli 2006. Dabei werden Kreditmanager führender Banken um eine Einschätzung der Kreditentwicklung im abgelaufenen Vierteljahr sowie um einen Ausblick auf das laufende Quartal gebeten.

Im Firmenkundengeschäft wurden die Kreditrichtlinien nach einer leichten Lockerung in der Vorperiode im zweiten Quartal 2006 per saldo etwas verschärft. (In den Kreditrichtlinien wird festgelegt, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet.) Diese Zurückhaltung fiel im Bereich der Großunternehmen etwas stärker aus als bei der Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen. Für das dritte Quartal 2006 wird keine Veränderung der Kreditpolitik erwartet.

Erstmals seit zwei Jahren haben die Banken die Margen für Ausleihungen an Unternehmen durchschnittlicher Bonität leicht erhöht. Auch für risikoreichere Kredite wurden die Zinsaufschläge etwas angehoben.

Parallel dazu war nach Einschätzung der befragten Institute die Kreditnachfrage großer Firmen im zweiten Quartal 2006 leicht rückläufig, der Finanzierungsbedarf der KMU blieb stabil. Im dritten Quartal 2006 dürfte die Kreditnachfrage der Unternehmen weiter sinken.

Im Privatkundengeschäft waren die schon seit einigen Quartalen zu beobachtenden Unterschiede in der Kreditvergabepolitik im Hinblick auf den Verwendungszweck weiterhin zu registrieren. Für Wohnbaufinanzierungen wurden die Kreditrichtlinien leicht gelockert, für Konsumkredite hingegen leicht angehoben. Die Kreditnachfrage der privaten Haushalte sank im zweiten Quartal 2006 leicht.

Erstmals wurden in die Umfrage zwei zusätzliche Fragen aufgenommen. Diese betrafen jene Kredite an private Haushalte, die durch Wohnungseigentumsobjekte besichert, aber nicht zur Finanzierung des eigenen Wohnbedarfs aufgenommen wurden. Der Anteil derartiger Kredite an den gesamten durch Wohnungseigentumsobjekte besicherten Krediten ist zwar relativ gering, ist aber in den letzten zwölf Monaten – vor allem für den Kauf von Immobilien als Zweitwohnsitz oder als Anlageobjekt – leicht gestiegen.

Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die OeNB – führen gemeinsam mit der EZB seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und Haushalte zu verbessern. Dabei werden 85 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter fünf Institute aus Österreich. Eine ausführlichere Darstellung der österreichischen Ergebnisse wird in Statistiken – Daten & Analysen Q4/2006 veröffentlicht werden. Die EZB publiziert die Resultate für den Euroraum in ihrem Monatsbericht August 2006.
     
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