Wiens erstes Hochhaus in einer Dokumentation des Wien Museum  

erstellt am
09. 08. 06

Wien (rk) - "Wiens erstes Hochhaus - Eine Stadterregung". Unter diesem Titel zeigt das Wien Museum eine Dokumentation über die Errichtung und die Geschichte des ersten "Wolkenkratzers" der Stadt in einer Vitrine beim Eingang eben dieses Hochhauses in der Herrengasse 6 - 8 im 1. Bezirk. Für Wien Museum-Direktor Wolfgang Kos "eine große Freude, dass uns von den Hauseigentümern die Gelegenheit gegeben wird, in der Stadt aufzutreten". Kos, der auf weitere, ähnliche Initiativen hofft, unterstrich bei der Pressepräsentation die Bedeutung des Hauses und dankte den Eigentümern für ihr Engagement und die Einladung zur Gestaltung der Dokumentation (Kuratorin: Isabel Termini, Ausstellungsproduktion: Bärbl Schrems). Auch ein Vertreter der Eigentümer sprach von einem "architektonischen Juwel, das wir wieder mehr in den Mittelpunkt stellen wollen". Die Ausstellung ist bis zum Frühjahr 2007 in der Hochhaus-Vitrine beim Eingang zu besichtigen.

Schon während der Errichtung des Hauses 1931/32 sorgte der Bau für heftige architektonische und städteplanerische Diskussionen. Das von Siegfried Theiß und Hans Jaksch geplante erste Hochhaus in Wien ist 53 Meter hoch und hat 16 Geschosse. Die letzten drei Stockwerke dienten ab 1935 als Kaffee-Restaurant und waren über Schnellaufzüge zu erreichen. In den späten 60er-Jahren wurden dort ebenfalls Wohnungen errichtet. Lange Zeit galt das Haus als Nobel- Wohnadresse für Schauspieler des nahe gelegenen Burgtheaters, auch Dienstwohnungen für Beamte der niederösterreichischen Landesregierung sowie für NÖ-Landeshauptleute waren dort situiert. Eine neue Bauaufgabe war zu dieser Zeit aber auch der Bau von Junggesellenwohnungen, so genannten "Ledigenwohnungen", nach dem neuesten architektonischen Stand.

Dem Trend der Zeit entsprechend bot das Hochhaus den Mietern allerhöchsten Komfort: "Frauen können Gebäck und Delikatessen einkaufen, Möbelstoffe aussuchen, Fotografien hin- und zurückbringen, alles im Haus", vermeldete "Die Bühne". Außerdem konnte man im 7. Stock "turnen, sich der Gesichtspflege befleißigen" und "sich im sechsten psychologisch analysieren lassen". Im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt war das Restaurant mit einem sensationellem Blick auf die Stadt, großen Schiebefenstern und elektronisch zu öffnender Kuppel.

Neben der Entstehungsgeschichte gibt die Dokumentation Einblicke in das Innenleben des Hauses und erinnert etwa an die Praxis des Nobelarztes Dr. Waldapfel, die mit Holztapeten, Muranoglas-Leuchten und feinsten Tapisserien ausgestattet war. Die Prominenten begegneten sich hier täglich im Hochgeschwindigkeitslift. "Vierzig Bühnenkünstler sind dem Himmel näher", betitelte Barbara Coudenhove-Calergi 1957 ihre Reportage über das Haus. Ob Albin Skoda oder Curd Jürgens, Paula Wehsely oder Susi Nicoletti, die Herrengasse 6-8 war stets erste Adresse für jene, die "hoch hinaus wollten".

Informationen: http://www.wienmuseum.at/
     
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