Bartenstein-Stellungnahme zur Geschichte des Schlosses Lannach  

erstellt am
28. 08. 06

Bundesminister Martin Bartenstein zum Bericht des "Standard" über die Geschichte des Schlosses Lannach und Zusammenhänge mit dem KZ Mauthausen
Wien (bmwa) - Im Zuge eines "Standard"-Gespräches wurde ich am 23. August erstmals mit Informationen konfrontiert, dass in Schloss Lannach, in dem ich mit meiner Familie seit 1980 wohne, von 1944 bis 1945 Frauen als Zwangsarbeiterinnen inhaftiert waren. Dabei habe das Schloss Lannach als "Außenlager" des KZ Mauthausen beziehungsweise als "Subkommando" des "Kommandos" Schloss Mittersill fungiert.

Diese für mich völlig neuen Informationen sind bedrückend und machen mich tief betroffen. Ich habe größtes Interesse an einer raschen und umfassenden Aufklärung der Vorgänge im Schloss Lannach von 1938 bis 1945 von denen mir bislang lediglich bekannt war, dass bald nach dem Anschluss 1938 SS Einheiten das Schloss requiriert haben und das Schloss erst nach einer Belegung durch britische Einheiten bis 1946 wieder an seinen Besitzer Kandler zurück ging.

Ich habe daher einen der ausgewiesensten Zeithistoriker Österreichs, Univ. Prof. Stefan Karner, Autor des Standardwerkes "Die Steiermark im 3. Reich, 1938-1945" gebeten, die Geschichte des Schlosses Lannach von 1938 bis 1945 mit allen Bezügen zum KZ Mauthausen umfassend und detailliert wissenschaftlich aufzuarbeiten. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, den Schicksalen der in Lannach internierten Frauen nachzugehen.

Ich habe jedenfalls größtes Interesse an einer umfassenden Aufklärung und werde die Ergebnisse von Prof. Karner selbstverständlich der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Auf Basis der Ergebnisse von Prof. Karner werde ich dafür Sorge tragen, dass dieses düsteren Kapitels der über 400-jährigen Geschichte von Schloss Lannach in angemessener Form gedacht wird.

Abschließend ist festzuhalten, dass der im "Standard" zitierte Hinweis auf die "vielseitige Geschichte" des Schlosses nicht wie vom "Standard" behauptet von der Homepage des Unternehmens sondern von der Homepage der Gemeinde Lannach stammt.

Das im Jahr 1947 von Zirm und Loew gegründete Pharmaunternehmen war übrigens bis 1966 im Schloss Lannach lediglich eingemietet, erst mit dem Erwerb der Mehrheitsbeteiligung des Unternehmens durch meinen Vater ging das Schloss 1966 in den Besitz des Unternehmens über.
     
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