Knapp drei Wochen vor der Wahl  

erstellt am
11. 09. 06

Wien (öj) - Der Wahlkampf wird von Tag zu Tag lauter, je näher der 1. Oktober rückt. Gilt es doch, die noch verbleibenden Tage zu nutzen, um möglichst viele Wähler, vor allem die noch unentschlossenen, "an Land zu ziehen". Immerhin spricht die Meinungsforschung von rund zwei Millionen Unentschlossenen (von 6,1 Mio. Wahlberechtigten). Je näher der Wahltag rückt, je mehr erhöht sich die Dichte der Umfragen. Nahezu täglich veröffentlicht ein Institut aktuelleste Ergebnisse, die dann, von der jeweils schlechter als erwartet abschneidenden Partei, als Lug und Trug abgetan und durch "eigene, richtige" Werte entkräftet werden.

Das ist durchaus verständlich, will man doch der eigenen Klientel die Sicherheit vermitteln, daß die erhoffte Stimme nicht umsonst sein würde. Das fällt vor allem bei jenen Parteien massiv ins Gewicht, die bangen müssen, den Einzug ins Hohe Haus zu schaffen. Die magische Grenze dafür liegt ja bei vier Prozent der Wählerstimmen.

Das "Bündnis Zukunft Österreich" (BZÖ) ist derzeit in dieser Situation, denn alle aktuellen Umfragen sehen den Noch-Koalitionspartner der ÖVP unterhalb von vier, einige gar nur bei zwei Prozent. Anders sehen die Werte für Hans-Peter Martin aus, der mit seiner Liste MATIN bei rund fünf Prozent liegt. BZÖ-Widerpart FPÖ kann mit rund sieben Prozent rechnen, während die Grünen Aussicht auf ein zweistelliges Ergebnis haben. Die beiden großen Parteien ÖVP und SPÖ liegen ziemlich nah beieinander, wobei die ÖVP mit rund 38 Prozent drei bis vier Prozentpunkten vor der SPÖ (34 bis 35 Prozent) liegt. Bis zum "Ausbruch" des BAWAG/ÖGB-Skandals waren die beiden Konkurrenten nahezu gleichauf, den Sozialdemokraten ist es aber bisher nicht gelungen, diesen Einbruch wettzumachen.

Ausgesprochen spannend könnte sich - nach dem 1. Oktober - das Rennen um die "Gunst" der Grünen gestalten, sollte sich - rein rechnerisch - eine gemeinsame Mehrheit von Rot und Grün ausgehen. Die Grünen wären dann "Zünglein an der Waage", sind auch jetzt schon sehr bestimmt in ihren Aussagen, unter welchen Umständen sie keineswegs bereit wären, mit ÖVP oder SPÖ eine Koalition zu bilden. Daß sie diesmal bereit sind, Regierungsverantwortung zu übernehmen, wurde schon mehrfach deutlich ausgesprochen.

Auszuschließen scheint, nach derzeitiger Einschätzung, eine Neuauflage der ÖVP-BZÖ-Koalition, auch ergänzt durch eine weitere "Farbe", denn Martin oder die FPÖ scheiden für diese Konstellation jedenfalls aus. Auch ist nicht zu rechnen, daß die SPÖ mit Martin und den Grünen, schon gar nicht mit FPÖ und BZÖ gemeinsam regieren könnte. Es könnte also diesmal an den Grünen liegen, welche Koalitionsform die nächste Legislaturperiode unser Land regieren wird. Und weil alle aus Erfahrung wissen, daß Erfragtes selten mit Ausgezähltem übereinstimmt: Richtig spannend werden erst der Wahlabend des 1. Oktober und die Tage und Wochen danach. Jedenfalls sind Sie mit dem "Österreich Journal" immer dabei, und das schnell und ohne jeden politischen Einfluß. (mm)
 
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