Bartenstein: Beschäftigungszuwachs so groß wie seit August 1992 nicht mehr  

erstellt am
05. 09. 06

Zahl der Beschäftigten um 58.055 bzw. 1,76 % gegenüber Vorjahr gestiegen - Auch Arbeitslosenzahlen bestätigen: Trendwende am Arbeitsmarkt verfestigt
Wien (bmwa) - "Seit August 1992 gab es im Jahresabstand nicht mehr so einen großen Anstieg bei der Zahl der Beschäftigten wie im August 2006", betonte Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein zur Meldung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger mit der vorläufigen Zahl der Beschäftigten zum Stichtag 31. August 2006: Mit 3.365.716 Personen stehen um 58.055 Personen mehr in einem Beschäftigungsverhältnis als vor einem Jahr (Männer: 1.826.018 / + 31.027 / 1,73 %, Frauen: 1.539.698 / + 27.028 / + 1,79 %). Der Anstieg der Beschäftigung ist damit deutlich stärker ausgefallen als in der am Freitag veröffentlichten Schätzung des BMWA, die von einem Beschäftigungsplus von rund 55.000 ausgegangen war.

Diese Zahlen umfassen alle Personen, deren Beschäftigungsverhältnis (Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeldbezieher, Präsenzdienstleistende sowie im Krankenstand befindliche Personen sind mitgezählt) aufrecht ist; zuzüglich der den Dienstnehmern gleichgestellten sowie aufgrund eines Ausbildungsverhältnisses in die Krankenversicherung einbezogenen Personen.

Zahl der Arbeitslosen um 18.475 / 8,4 % unter Vorjahreswert
Dass sich die Trendwende am Arbeitsmarkt verfestigt hat, bestätigt auch der Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen, der mit 200.802 um 18.475 oder 8,4% unter dem Wert des Vorjahres liegt und damit wie im Vormonat eine deutliche Abnahme der Arbeitslosigkeit ausweist.

Mit 22.262 (+ 557 bzw. + 2,7 %) haben 11,1 % der vorgemerkten Personen eine Einstellzusage für einen neuen Arbeitsplatz. Wie bereits in den Vormonaten ist auch Ende August der Rückgang der vorgemerkten Personen in allen Bundesländern zu beobachten. Mit - 11.094 (- 9,9 %) fällt die Abnahme bei Männern etwas stärker aus als bei Frauen (- 7.381; - 6,9 %). Die Zahl der vorgemerkten inländischen Arbeitskräfte liegt um 14.753 (- 8,0 %) und jene der ausländischen Staatsangehörigen um 3.722 (- 10,7 %) unter dem Vorjahreswert.

Für die anhaltend günstige Entwicklung sind vor allem folgende Ursachen zu nennen:

  • Das stabile Wirtschaftswachstum (die Wirtschaftsforschungsinstitute halten mittlerweile ein Wachstum von bis zu 3 % im Jahr 2006 für möglich) führt im Sachgüterbereich (-13,6 %) und auch im Bau (- 12,2 %) zu überdurchschnittlich rückläufigen Arbeitslosenzahlen. Die günstige Entwicklung hat zudem nunmehr alle wichtigen Branchen erfasst. Auch im Fremdenverkehr ist die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen Ende August um 4,8 % zurück gegangen.
  • Obgleich der Zustrom von Arbeitskräften aus Deutschland nach wie vor anhält (Ende Juli 2006 waren gegenüber dem Vorjahr um 8.886 mehr Personen aus dem westlichen Nachbarland am österreichischen Arbeitsmarkt), bleibt der Anstieg des gesamten Arbeitskräftepotentials unter den Zuwächsen des Vorjahres.
  • Mit Anfang Jänner startete die große Qualifizierungs- und Beschäftigungsinitiative „Unternehmen Arbeitsplatz". Die Bundesregierung hat im Rahmen des Beschäftigungsförderungsgesetzes Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für mehr als 60.000 Personen zusätzlich eingerichtet. Dafür werden aus dem Budget 285 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt. Aufgrund dieser Initiative ist die Zahl der Personen in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice gegenüber dem Vorjahreswert um 8.835 (+ 21,8 %) auf 49.451 angestiegen.


Nach wie vor steigend auf die Zahl der Arbeitslosen wirkt allerdings die sozialpolitische Verbesserung für Personen, die auf Grund eines zu hohen Partnereinkommens keinen Anspruch auf Notstandshilfe haben und sich zur Wahrung von Pensionsversicherungszeiten beim Arbeitsmarktservice vormerken lassen. Da dieser Personenkreis vor dieser Änderung zum Großteil auf eine Vormerkung verzichtete, erhöht diese Maßnahme die statistisch erfasste Arbeitslosigkeit um rund 1.000 Personen.

Position Österreichs im internationalen Vergleich
EUROSTAT weist für den August 2006 noch keinen aktuellen Wert für die Arbeitslosenquote Österreichs aus. Die vorläufige Fortschreibung des AMS Österreich zur Arbeitslosenquote gemäß EUROSTAT-Methode beträgt für den August 4,8%. Laut den von EUROSTAT veröffentlichten aktuell verfügbaren Werten (für Österreich Juli 06) ergibt sich folgendes Bild:

Die österreichische Arbeitslosenquote lag im Juli 2006 mit 4,9% nach den Niederlanden (3,9 %), Dänemark (3,9 %), Estland (4,2 %), Irland (4,4 %) und Luxemburg (4,8 %) im Spitzenfeld der Europäischen Union. Die Arbeitslosenquote der EU-25 beträgt 8,1 % und liegt damit weiterhin deutlich über dem österreichischen Wert. Der Jahresdurchschnittswert 2005 für Österreich beläuft sich nach der neuen Berechnungsmethode auf 5,2 %.

Offene Stellen
Der positive Trend bei der Entwicklung der offenen Stellen hält weiter an: Ende August 2006 liegt die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen mit einem Bestand von 37.042 um + 28,8 % (+ 8.293) über dem vergleichbaren Wert des Vorjahres. Deutliche Zuwächse verzeichnen vor allem die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (+ 4.870; + 49,8 %), das Bauwesen (+ 1.031; + 36,0 %) sowie die Sachgütererzeugung (+ 992; + 30,3 %). Einen Anstieg gibt es aber auch im Fremdenverkehr (+ 772; + 23,4 %) und im Handel (+ 475 + 12,5 %).

Verweildauer
Die durchschnittliche Dauer einer Arbeitslosigkeitsepisode lag Ende August 2006 bei 101 Tagen. Die aktuelle Verweildauer liegt somit um 11 Tage unter dem Wert vom August 2005.

Langzeitarbeitslosigkeit
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit einer Vormerkdauer über einem Jahr ist Ende August 2006 gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres mit - 2.759 bzw. - 26,2 % auf 7.757 kräftig zurückgegangen.

Entwicklung in den Bundesländern
Ende August 2006 ist die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern rückläufig. In Salzburg ging der Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen um - 13,0 % (- 1.167) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres auf 7.817 zurück, in Oberösterreich um - 12,6 % (- 3.084) auf 21.322, in Vorarlberg um - 11,3 % (- 1.040) auf 8.154 und in Tirol konnte eine Abnahme von - 9,0 % (- 1.085) auf 10.904 verzeichnet werden.

In Wien (- 6.084 auf 72.383) wie in Niederösterreich (- 2.969 auf 35.022) lag der Rückgang bei 7,8 %, in Kärnten hat sich der Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen um - 7,2 % (- 920) auf 11.802, in der Steiermark um - 6,1 % (- 1.772) auf 27.205 und im Burgenland um - 5,4 % (- 354) auf 6.193 verringert.

Jugendliche
Die Jugendarbeitslosigkeit hat im August 2006 um - 11,2 % (- 4.299 auf 34.211) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres abgenommen. Sowohl in der Altersgruppe der bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit mit - 11,1 % (- 1.142 auf 9.188) als auch bei den 20- bis 24-Jährigen (- 11,2 % bzw. - 3.157 auf 25.023) gesunken.

Die Jugendarbeitslosenquote (15 bis 24 Jahre) nach EUROSTAT liegt mit 9,9 % (Juli 2006) nach wie vor deutlich unter dem europäischen Durchschnitt (EU-25) von 17,4 % (Juni 2006). Österreich liegt damit nach den Niederlanden, Dänemark, Irland, Litauen und Estland weiterhin im Spitzenfeld der Europäischen Union.

Lehrstellenmarkt
Im August 2006 liegt im Vergleich mit August 2005 ein Rückgang der Lehrstellensuchenden von - 893 (- 8,2 % auf 10.023) vor. Bei den gemeldeten offenen Lehrstellen ist mit + 1.489 bzw. + 46,8 % auf 4.671 eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.

Im Auftrag des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit werden bis zu 8.000 Ausbildungsplätze für Jugendliche, die keinen entsprechenden Lehrplatz bzw. Arbeitsplatz finden, zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus werden im Rahmen des so genannten "Blum-Bonus" Lehrstellen, die von Betrieben zusätzlich geschaffen werden, mit einem pauschalierten Zuschuss zu den Kosten der Lehrausbildung gefördert. Vor allem auf Grund dieser Initiative steigt nunmehr die Zahl der Lehrlinge und Lehranfänger erstmals seit Ende der 90er-Jahre wieder deutlich an. Ende Dezember 2005 waren in der Folge mit 122.378 um 3.307 (+ 2,8%) mehr Lehrlinge in Beschäftigung als im Vorjahr. Mit 38.552 haben um 7,3% mehr Personen mit einer Lehre begonnen.

Entwicklung der Altersarbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit der über 49-Jährigen beträgt im August 2006 37.261 und ist im Vergleich zum August 2005 um 2.604 bzw. - 6,5 % gesunken. Die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen ist um 1.064 bzw. - 5,5 % gesunken, bei den 55- bis 59-Jährigen ist diese um 857 bzw. - 5,3 % gesunken. Rückgängig ist weiterhin die Arbeitslosigkeit bei den über 59-Jährigen (- 683 bzw. - 15,9 %).

Entwicklung nach Branchen
Rückläufig ist die Arbeitslosigkeit vor allem im Sachgüterbereich (- 5.279; - 13,6 %), im Handel (- 3.316; - 8,0 %), im Bau (- 2.870; - 12,2 %), bei den sonstigen Dienstleistungen (- 1.381; - 9,7 %) und im Fremdenverkehr (- 1.330; - 4,8 %).

Arbeitslosigkeit nach Ausbildungskategorien
Ende August 2006 ist die Arbeitslosigkeit in allen zentralen Ausbildungskategorien rückläufig: Sowohl bei Personen mit höherer Schulbildung (- 7,1 %; - 1.592) oder mit akademischer Ausbildung (- 4,6 %; - 489), als auch mit Lehrausbildung (- 9,3 %; - 6.439) sowie mit Pflichtschulabschluss (- 9,0 %; - 7.935) ist ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen.

Anteilsmäßig entfallen rund 76% des Bestandes aller Arbeitslosen auf Personen ohne abgeschlossene Schule sowie Personen mit Pflichtschulabschluss oder Lehrabschluss (ohne Meisterprüfung).

Schulungen und Förderungen des Arbeitsmarktservice
Mit 49.451 liegt die Zahl der Personen in Schulungen im August 2006 um + 8.835 über dem Vorjahresniveau. Die Schulungsaktivitäten steigen in allen Altersgruppen und in allen Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr deutlich an.

Die stärksten absoluten Zuwächse an Schulungsteilnahmen verzeichnet Wien mit + 2.965 (+ 20,1 %), gefolgt von Niederösterreich mit + 1.973 (+ 31,6 %), der Steiermark mit + 1.820 (+ 30,3 %) und Oberösterreich mit + 624 (+ 9,1 %).

 
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