Arbeitsmarkt / Jugendarbeitslosigkeit  

erstellt am
12. 09. 06

 Bartenstein: Zahl der arbeitslosen Jugendlichen sinkt deutlich
Blum Bonus wegen großen Erfolges verlängert
Wien (bmwa) - "Kein junger Mensch soll und wird länger als 3 Monate auf einen Arbeitsplatz oder eine Ausbildungsmaßnahme warten", sagte Arbeitsminister Martin Bartenstein am 11.09. bei einer Pressekonferenz mit Bildungsministerin Elisabeth Gehrer und dem Regierungsbeauftragten für Jugendbeschäftigung Egon Blum in Wien. Das von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vorgegebene Ziel sei "wichtig und absolut erreichbar". Es gehe darum, die Jugendarbeitslosigkeit zum Verschwinden zu bringen.

Jugendbeschäftigung habe sehr viel mit Wirtschaftswachstum zu tun. Dass die Prognosen bereits von einem Wachstum von drei Prozent ausgehen, sei eine außerordentlich erfreuliche Entwicklung. Durch das anziehende Wachstum und die Qualifizierungsoffensive sei die Trendwende am Arbeitsmarkt gelungen, so Bartenstein weiter.

Seit April dieses Jahres sei die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr gesunken, zuletzt im August sogar um 8,4%. In diesem Monat habe es mit 58.000 Beschäftigten mehr als im Jahr davor auch den höchsten Anstieg der Beschäftigung seit 1992 gegeben. Besonders erfreulich sei der Rückgang der Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 11,2 Prozent. Auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen sei erfreulicherweise zurückgegangen.

Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt
Die Anzahl der Lehrstellensuchenden sei mit Ende August gegenüber dem Vorjahr um 893 bzw. 8,2 Prozent auf 10.023 zurückgegangen, zugleich sei die Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen um 1.489 bzw. 46,8 Prozent auf 4.671 angestiegen. Damit seien so viele Lehrstellen gemeldet worden wie schon seit 1995 nicht mehr. Die Lehrstellenlücke sei dadurch im Jahresvergleich um 30.8 Prozent auf 5.352 zurückgegangen. Ende August 2006 hatten mit 119.471 Lehrlingen um 7.830 bzw. 7,0 % mehr junge Menschen ein Ausbildungsverhältnis als ein Jahr zuvor.

Gründe für diese gute Entwicklung
Bartenstein führte diese gute Entwicklung auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen der Bundesregierung zurück, die die Jugendbeschäftigung zu einem Schwerpunkt im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gemacht hätte: Dank einer kontinuierlichen Ausweitung des Mitteleinsatzes sei die Zahl der jährlich vom Arbeitsmarktservice (AMS) neu geförderten unter 25-jährigen im Zeitraum 2002 bis 2005 von rund 57.000 Personen um ca. 65 % auf 87.000 gesteigert worden. Die Beschäftigungs- und Qualifikationsinitiative "Unternehmen Arbeitsplatz" habe mit ihrem Schwerpunkt Jugendliche neue Chancen für rund 33.700 junge Menschen eröffnet.

Bartenstein erinnerte weiters an die Initiative Jobs4You(th). In diesem Jahr werde dank der im Rahmen der Beschäftigungsförderungsinitiative zusätzlich bereit gestellten Mittel die Zahl der betreuten Teilnehmer/innen auf rund 30.000 verdoppelt, betonte der Minister. Es sei wichtig, so Bartenstein, durch diese Initiative jungen Menschen "eine zweite, dritte oder wenn nötig auch vierte Chance zu geben, einen Hauptschulabschluss zu erreichen. Wir wollen und können es nicht zulassen, dass es eine größere Anzahl von No-Future Kids gibt."

Für Jugendliche, die nach Beendigung ihrer Schulpflicht keine geeignete Lehrstelle finden können, stehe das "JASG-Auffangnetz" zur Verfügung. Das Jugendausbildungssicherungsgesetz werde im Ausbildungsjahr 2006/07 für rund 9.000 Personen die Ausbildung in Lehrgängen ermöglichen.

"Im Bereich der betrieblichen Ausbildung von Lehrlingen wird der 'Blum-Bonus' wegen des großen Erfolges verlängert", fuhr Bartenstein fort. Bis Ende August 2006 seien knapp 16.000 Förderfälle bearbeitet worden, die einen Budgetaufwand von rund 76,6 Millionen Euro erfordern. Als weitere Maßnahmen in diesem Bereich nannte der Minister die Lehrlingsausbildungsprämie von 1.000 Euro, die Senkung der Lohnnebenkosten für Lehrlinge, die Etablierung von Lehrstellenakquisiteuren und Anpassungen in den Ausbildungsvorschriften durch eine Modularisierung der Berufsausbildung und die Schaffung neuer, am Bedarf der Wirtschaft orientierter Lehrberufe.

 

 Bures: Schüssel bricht Versprechen schon vor der Wahl
Schüssels "Geheim-Pakt": Wer länger als drei Monate arbeitslos ist, wird in einer Schulung versteckt"
Wien (sk) - Das Versprechen von Kanzler Schüssel, die "Jugendarbeitslosigkeit zum Verschwinden" bringen zu wollen, war nach Ansicht von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures schon gebrochen, in dem Moment, als es ausgesprochen wurde. Heute hat Arbeitsminister Bartenstein seinerseits diesen "konkreten Wunsch des Herrn Bundeskanzler" bekräftigt. "Tatsächlich geht es der ÖVP aber nicht im mindestens um die wirkliche Beseitigung der Jugendarbeitslosigkeit, sondern um das Frisieren von Statistiken", sagte Bures am 11.09. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. Sie vermisst bei der Regierung Maßnahmen, die zu einer echten Reduktion der Arbeitslosigkeit führen.

Denn wie Bartenstein heute in einer Pressekonferenz eingeräumt hat, beruhe der von Schüssel so genannte "Geheim-Pakt" nur darauf, dass Jugendliche, spätestens nach drei Monaten Arbeitslosigkeit einen AMS-Kurs besuchen müssen. Schon jetzt sind 18.569 der 15- bis 24-jährigen Arbeitslosen in Schulungen. Schüssel "Geheim-Pakt" würde nach aktuellem Stand 5.800 Jugendliche betreffen, die Ende August länger als drei Monate arbeitslos waren. Bures dazu: "Schüssels Versprechen bedeutet im Kern nichts anderes, als dass er von den derzeit 53.000 arbeitssuchenden Jugendlichen noch mehr in AMS-Kurse stecken will. Das ist Schüssels 'Geheim-Pakt': Wer länger als drei Monate arbeitslos ist, wird in einem Kurs versteckt."

 

 Westenthaler: Scharfe Kritik an SPÖ-Plänen
Mehr Gleichberechtigung im Bildungssystem, Aufwertung der Handwerksberufe, Pflegeberuf als Lehrberuf
Wien (bzö) - Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte BZÖ-Obmann und Spitzenkandidat Peter Westenthaler am 11.09. die Vorschläge des BZÖ zur Bekämpfung der Jugendarbeits- losigkeit. "Wir stehen im europäischen Vergleich sehr gut da, trotzdem ist die Jugendarbeitslosig- keit zu hoch", so Westenthaler, der in diesem Zusammenhang auf Finnland verwies, das zwar PISA-Sieger sei, aber mit 18 Prozent eine doppelt so hohe Jugendarbeits- losigkeit zu verzeichnen habe wie Österreich. "Finnland hat die am besten ausgebildeten Jugendarbeitslosen".

Westenthaler forderte mehr Durchgängigkeit und Gleichberechtigung im Bildungssystem, wie die Lehre mit Matura ohne Kosten für den Lehrling, die Berufsreifeprüfung an der Berufsschule ebenfalls ohne Kosten für Lehrlinge, eine Reform der Berufsschulen mit Modernisierung der Lehrpläne sowie eine Optimierung der Qualifikation der Berufsschullehrer. Weiters verlangte der BZÖ-Chef die Aufwertung der Handwerksberufe, die Ausweitung des freiwilligen sozialen Jahres sowie eine Entwicklung der Pflege- und Sozialberufe zu einem eigenen Arbeitssegment. "Das Interesse am Pflegeberuf ist in den letzten Wochen enorm gestiegen. Deshalb ist es notwendig, den Pflege- und Sozialberuf ins Zentrum zu stellen", so Westenthaler, der diesbezüglich Kritik am AMS übte, das eine umschulungswillige Arbeitslose weggeschickt habe. Außerdem kann sich Westenthaler Prämien für die Schaffung von zusätzlichen Lehrplätzen vorstellen.

Scharf kritisierte der BZÖ-Chef den Versuch der SPÖ, das Bildungssystem in Österreich nach unten zu nivellieren. "Ein Anti-Leistungssystem mit Abschaffung der Noten und des "Sitzenbleibens" ist der falsche Weg. Dies wäre leistungshemmend und leistungsfeindlich".

Abschließend forderte Westenthaler neuerlich Vorklassen für Zuwanderer, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind sowie eine Höchstgrenze von 30 Prozent Ausländern in Schulklassen.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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