Mit dem Biomasseaktionsplan Vorreiterrolle in Europa  

erstellt am
25. 09. 06

Wien (bmlfuw) - „Die verstärkte Nutzung von Biomasse ist ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz. Außerdem können durch einen forcierten Einsatz von Holz und Energiepflanzen neue „High Tech“ Jobs in der Umwelttechnologiesparte geschaffen und viele Arbeitsplätze vor allem im ländlichen Raum gesichert werden. Eine Diversifizierung der Energieversorgung und somit eine Erhöhung der Energieversorgungssicherheit sind ebenfalls Vorteile, die ein verstärkter Einsatz mit sich bringen. Darum hat Österreich als einer der ersten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mit der Erstellung eines Biomasseaktionsplanes begonnen und nimmt damit eine Vorreiterrolle in Europa ein“, erklärte Umweltminister Josef Pröll am 25.09. anlässlich des Starts der Begutachtung des Österreichischen Biomasseaktionsplans.

Die Europäische Kommission hat im Dezember 2005 einen umfassenden Aktionsplan zur Förderung der Nutzung von Biomasse angenommen, in dem sie EU-weit eine Erhöhung der energetischen Biomassenutzung um mehr als 100 Prozent bis 2010 anstrebt. Die Mitgliedstaaten wurden dabei ersucht entsprechend ambitionierte nationale Biomasseaktionspläne zu erarbeiten.

Die Österreichische Bundesregierung will den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit 23 Prozent auf 45 Prozent bis 2020 anheben. Zentraler Punkt dabei muss eine offensive Biomassestrategie sein. Um die Möglichkeiten Österreichs zur energetischen Nutzung von Biomasse in den Sektoren Wärme, Strom und Kraftstoffe aufzuzeigen, hat das Lebensministerium die Österreichische Energieagenturbeauftragt, eine Potentialstudie als Grundlage für die Erstellung eines nationalen Biomasseaktionsplanes zu erarbeiten. „Diese Studie zeigt deutlich, dass der Biomasseaktionsplan mit der verstärkten Beimischung von Biotreibstoffen zu konventionellen Treibstoffen sowie dem verstärkten Einsatz von Holz und Energiepflanzen im Wärme- und Fernwärmesektor ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung des Regierungszieles ist“, führte der Minister weiter aus.

Mit konkreten Maßnahmen Biomasseeinsatz verdoppeln und 12 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen sparen
Im Bereich Wärmeerzeugung ist es möglich, die Energieproduktion von derzeit 93,6 Peta Joule auf 115 Peta Joule (2010) und 130 Peta Joule bis 2020 zu erhöhen, das ist eine Steigerung um 39 Prozent bis 2020. Dazu sind weitere Schritte in der Wohnbauförderung notwendig, ebenso die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie und Effizienzkriterien bei Biomasse Fernwärme. Bei öffentlichen Gebäuden ist die thermisch-energetische Qualität zu steigern.

Bei der Ökostromproduktion aus Biomasse ist eine Steigerung von derzeit 0,5 Terawattstunden auf 3,2 Terawattstunden (2010) und 3,9 Terawattstunden (2020) denkbar, oder auch das 8-fache bis 2020. Der Schwerpunkt wird auf die feste Biomasse gesetzt und der Anteil von Biogas wird bei 0,9 Terawattstunden (2020) zu liegen kommen. Der Brennstoffbedarf wird von 7,9 Peta Joule auf 51 Peta Joule (2010) bzw. auf 61 Peta Joule steigen. Dazu sind klare langfristig vorhersehbare Rahmenbedingungen, eine Flexibilisierung der Biogasnutzung oder auch eine Verbesserung der Wärmenutzung unerlässlich.

Auf dem Gebiet der Biokraftstoffe ist ein Anstieg des Anteils am gesamten Endenergieverbrauch im Verkehrsbereich von derzeit bereits 3 Prozent auf 10,3 Prozent (2010) und 20,5 Prozent (2020) durchaus realistisch. Dafür sind u.a. Maßnahmen wie eine Änderung der europäischen Kraftstoffnormen oder eine verstärkte Nutzung von Biodiesel und Bioethanol bzw. eine Forcierung eines E85 Kraftstoffes (85 Prozent Bioethanol, 15 Prozent Benzin) erforderlich. Wichtig ist auch eine Intensivierung der Forschung und Entwicklung der zweiten Generation der Biokraftstoffe (wie z.B. synthetische Kraftstoffe).

Durch diese oben angeführten speziellen Initiativen und Schritte könnte Österreich seinen Biomasseeinsatz bis 2010 beinahe verdoppeln. Bis 2020 ist sogar eine Steigerung bis auf das 2,5-fache gegenüber 2004 vorstellbar. „Die dadurch mögliche Senkung der Treibhausgasemissionen von 7 Mio. Tonnen im Jahr 2010 bzw. 12 Mio. Tonnen im Jahr 2020 sind jedenfalls Ansporn genug für eine forcierte Nutzung der Biomasse“, so Pröll. Auch die volkswirtschaftlichen Potentiale einer forcierten Biomassenutzung können sich sehen lassen. So bringt ein verstärkter Biomasseeinsatz zusätzliche Investitionen von etwa 3,2 Mrd. Euro bis 2010 bzw. 8,6 Mrd. Euro bis 2020 und rund 32.000 neue Arbeitsplätze pro Jahr. Weiters kommt es zu einer zusätzlichen Wertschöpfung von 7 Mrd. Euro bis 2010 bzw. 20 Mrd. Euro bis 2020.

„energieholz“ als Initiative zur gezielten Zusammenarbeit von Energie- und Forstwirtschaft
Mit dem gegenwärtigen Ölpreis ist eine wesentliche Barriere für die verstärkte Bio­massenutzung gefallen, da die Bioenergieträger wettbewerbsfähiger geworden sind. Die zentrale Herausforderung liegt nun darin, die bisher ungenutzten Biomassepotentiale aus der Land- und Forstwirtschaft zu mobilisieren. Es geht um eine deutliche Verbesserung der Rohstoffbereitstellung - einerseits durch Biomasse aus dem Wald, weiters durch den Aufbau einer verstärkten Energieproduktion auf landwirtschaftlichen Flächen. Dazu bedarf es der gezielten Zusammenarbeit zwischen der Energiewirtschaft und der Land- und Forstwirtschaft. Zur Unterstützung solch kooperativer Ansätze hat das Lebensministerium bereits einen entsprechenden Akzent gesetzt und das klima:aktiv Programm „energieholz“ initiiert.

„Durch die Initiative „energieholz“ soll die Mobilisierung der in den österreichischen Wäldern vorhandenen ungenutzten Holzressourcen unterstützt und die Markteinführung neuer Energieholzmengen beschleunigt werden. Derzeit wächst bei weitem mehr Holz heran als genutzt wird. Da die bisher ungenutzten Holzreserven vor allem in den Forsten der Kleinwaldbesitzer schlummern und diese nicht den direkten Zugang zum Energiemarkt haben, bedarf es häufig der Unterstützung von Waldverbänden, Forstgemeinschaften oder Maschinenringen für die Kleinwaldbesitzer, um gemeinsam zu einer relevanten Größe am Energiemarkt zu werden“, so Pröll abschließend.
 
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