Budapest brennt!  

erstellt am
20. 09. 06

1956 - davor/danach, Tribute Márta Mészáros - Filmreihe, 26. September bis 11. Oktober 2006, Metro Kino
Wien (filmarchiv) - Budapest brennt - 1956 war auch für das ungarische Kino eine Zäsur. In der Tauwetterperiode nach Stalins Tod formierte sich für kurze Zeit eine künstlerisch-politisch selbstständige Filmkunst. Dieser Schwung wurde 1956 unterbrochen, der thematische Spielraum wieder eingeengt und mehrere Filme verboten. Die drauf folgende Ära Kádár stand vor allem in der Anfangsphase für Vergeltung und Restriktionen, später für vorsichtige Reformen und liberaleren Umgang mit der Filmkunst. Die Wende setzte in den achtziger Jahren ein. Im November 2006 jährt sich der Volksaufstand in Ungarn zum fünfzigsten Mal. Die in Kooperation mit dem Ungarischen Kulturinstitut gestaltete Filmschau "Budapest brennt!" zeigt, wie Ungarns Filmschaffende über Jahrzehnte hinweg dieses Trauma, das bis in die Gegenwart wirkt, verarbeitet haben. Siebenundzwanzig Spielfilme vermitteln ein komplexes Bild vom gesellschaftlichen Beben, das unser Nachbarland damals erschütterte. Auch seine Vorgeschichte und seine Nachwirkungen kommen filmisch zur Sprache.

Eine besondere Würdigung erfährt das Werk der Filmemacherin Márta Mészáros, deren Leben und künstlerisches Arbeiten besonders intensiv vom Thema "Volksaufstand 1956" geprägt sind. Mészáros hat das ungarische Kino als diskursiven Ort nationaler Geschichte geprägt und damit auch für internationale Furore gesorgt. Im Westen gilt sie seit den 1970er-Jahren als Feministin, sie selbst sieht ihr Kino, das sich aus dokumentarischen Wurzeln entwickelte, in einem viel weiteren politischen Kontext. Hierzulande ist das Œuvre von Márta Mészáros, das in einem Atemzug mit jenem von Agnès Varda, Vera Chytilová oder Lina Wertmüller zu nennen ist, unbedingt noch zu entdecken.

Die Filmreihe "Budapest brennt!" wird in Kooperation mit dem Ungarischen Kulturinstitut-Collegium Hungaricum (Wien), Filmunió (Budapest) und dem Magya Film Archivum (Budapest) organisiert.

Informationen: http://www.filmarchiv.at
 
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