Leuter Unikate  

erstellt am
20. 09. 06

Was Ein-Personen-Unternehmen wirklich brauchen
Wien (fofos) - Was bedeutet Wachstum für Ein-Personen-Unternehmen? - Wie gut können EPU von ihrer Tätigkeit leben? - Wie sieht "Personalentwicklung im EPU" aus? Diese und andere Fragen waren Thema der Veranstaltung "Lauter Unikate" im Haus der Wiener Kaufmannschaft, auf der am 19.09. 140 TeilnehmerInnen aus Wirtschaftskammer, Wirtschafts- und Bildungsministerium, GPA, AMS, WAFF, Gründerzentren, Trainingsinstituten und BeraterInnen sowie Ein-Personen- UnternehmerInnen diskutierten. Grundlage waren die ersten Ergebnisse einer Befragung von Ein-Personen-Unternehmen im Rahmen des EU-Projekts "Self- Employment", die von FO.FO.S - Forum zur Förderung der Selbständigkeit unter 328 österreichischen EPU im Mai/Juni 2006 durchgeführt wurde.

Den anfangs hohen Zeitaufwand geben die befragten Selbständigen ohne Angestellte zu über einem Drittel als größtes Problem an. Dies geht einher mit einem zunächst geringen Einkommen. Für 30 % der Befragten reicht das Einkommen eher nicht und für 10 % gar nicht, um den Lebensunterhalt zu decken. Gesetzliche Rahmenbedingungen bei Steuern und Sozialversicherung sind für 66 % eines der größten Problemfelder. Vorschläge waren hier, die Sozialversicherung in den unteren Einkommensbereichen zu reduzieren und die Voraus- und Nachzahlungen periodennah zu gestalten.

71 % der Befragten planen in den nächsten drei Jahren nicht, MitarbeiterInnen einzustellen. Es darf vermutet werden, dass die Ein-Personen-Unternehmen sich nicht als klassische Arbeitgeber verstehen, sondern ihr Wachstum über andere Größen wie die Verwirklichung eigener Ideen und neuer Herausforderungen, einen höheren Nettoverdienst oder eine verstärkte Auftragsvergabe an andere verstehen. EPU wünschen sich eine klarere Abgrenzung zu Klein- und Mittelbetrieben, da KMU-Förderungen auf sie wegen fehlender MitarbeiterInnen bzw. geringem Umsatz nicht anwendbar sind.

62 % der Ein-Personen-UnternehmerInnen arbeiten ganz oder teilweise zu Hause und 37 % direkt bei den KundInnen. Die fehlende zeitliche und räumliche Abgrenzung zwischen Arbeit- und Privatleben wird als problematisch empfunden. Dennoch wird die Vereinbarkeit mit dem Privatleben von allen Befragten als insgesamt sehr hoch eingeschätzt.

"Ein-Personen-Unternehmen brauchen bestimmte Lerninhalte nicht, anders oder zusätzlich. Sie zu unterstützen heißt, Bildungsangebote an Betriebsgröße, Branche und Phase der Unternehmens- entwicklung anzupassen", so Mag. Martina Schubert, Geschäftsführerin FO.FO.S - Forum zur Förderung der Selbständigkeit und österreichische Projektleiterin "Self-Employment". Die Umfrage zeigt, dass Training und Beratung zwar von über 80 % der Befragten als nützlich eingeschätzt werden, allerdings nur 16 % die bestehenden Unterstützungsleistungen als maßgeschneidert für ihr Tätigkeitsgebiet wie Produktion oder persönliche Dienstleistungen wahrnehmen.

Friedrich Kofler, Obmann der Fachgruppe UBIT, betonte in seinem Kurzstatement, dass Ein-Personen-Unternehmen nicht nur 53% der Mitglieder der Wirtschaftskammer ausmachen. In der Fachgruppe für Unternehmensberatung und Informationstechnologie sind Ein-Personen-Unternehmen mit rund 80% die am stärksten vertretene Unternehmensform.

Perspektiven für die berufliche Weiterbildung von Ein-Personen-Unternehmen erörterte Mag. OR Reinhard Nöbauer, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Er betonte die Bedeutung non-formales und informalen Lernens für diese Zielgruppe. Selbständige können aufgrund der hohen und vielfältigen Anforderungen, die an sie gestellt werden, nur geringe Zeitbudgets für klassische Präsenzveranstaltungen bereitstellen.

Prof. (FH) Dr. Martin Lehner, Fachhochschule Technikum Wien und wissenschaftlicher Beirat FO.FO.S fragte die rund 70 Multiplikatoren unter den Teilnehmern, die direkt für die Zielgruppe Ein-Personen-Unternehmen tätig sind: Gerade bei dieser Zielgruppe stoßen klassische - von Experten abgehaltene - Seminare an ihre Grenzen. Der Titel des neuen Buches von Lehner "Viel Stoff - wenig Zeit" bringt diese Problematik auf den Punkt. Möglichkeiten zu einem europäischen Vergleich über die Situation der Ein-Personen- Unternehmen in Österreich ergaben die in Wien ebenfalls vorgestellten Studienergebnisse der EU-Partnerorganisationen Turku School of Economics and Business Administration (Finnland), vertreten durch M.Sc. Piia Nurmi, ASM (Polen), vertreten durch Iza Kowalska, M.A. und Dunarea de Jos University di Galati (Rumänien), vertreten durch Ass. Prof. Dr. Ing. Mihaela Iordachescu.

Die Veranstaltung "Lauter Unikate" wurde durch die Wirtschaftskammer Wien - Fachgruppe Unternehmensberatung und IT unterstützt.

Über FO.FO.S
FO.FO.S - Forum zur Förderung der Selbständigkeit ist eine Non Profit Organisation, die Projekte durchführt, um Ein-Personen-Unternehmen und Mikrobetriebe zu fördern. Seit dem Jahr 2000 beschäftigt sich FO.FO.S in Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit dem Thema "Unterstützung von Ein-Personen-Unternehmen". Zudem entwickelt FO.FO.S die Konzeption von Maßnahmen für Arbeitsmarkt und Wirtschaftförderung und entwirft Trainingsprodukte.

Informationen: http://www.fofos.at
 
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