Schaffung einer wettbewerbsfähigen Textilindustrie  

erstellt am
19. 09. 06

Kommission begrüßt Empfehlungen der hochrangigen Gruppe
Brüssel (eu-int) - Die Europäische Kommission begrüßte das Ergebnis des gestrigen Berichts der hochrangigen Gruppe für den Textil- und Bekleidungssektor, in dem diese Empfehlungen für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Sektors unterbreitet hat. Die hochrangige Gruppe hat zudem Zielvorstellungen für den Textil- und Bekleidungssektor bis 2020 vorgestellt. Die Empfehlungen der hochrangigen Gruppe an den Sektor lauteten in erster Linie, bei höherer Produktion schlanker und kooperativer zu werden und einen etwas größeren Anteil des Umsatzes in den Export zu stecken. Die Zielvorstellungen der hochrangigen Gruppe entsprechen den in der Mitteilung zur Industriepolitik der Kommission vom 5. Oktober 2005 verfassten Grundsätzen der Industriepolitik.

Der für Unternehmen und Industrie zuständige Vizepräsident der Kommission, Günter Verheugen, sagte hierzu: „Die europäische Textilindustrie ist im Bereich der strukturellen Veränderungen und Innovationen, die nötig sind, um sich der mit der Globalisierung einhergehenden neuen Dynamik anzupassen, gut vorangekommen. Wenngleich dieser Vorgang auch noch nicht abgeschlossen ist, sind wir doch auf dem richtigen Weg. Daher begrüße ich die Empfehlungen der hochrangigen Gruppe.“

Die Kommission hat gemeinsam mit der Industrie Maßnahmen zur Verbesserung des Unternehmensumfelds und zur Erleichterung des Strukturwandels erarbeitet, um die Textil- und Bekleidungsindustrie neues Leben einzuhauchen. Im zweiten Bericht der hochrangigen Gruppe werden Maßnahmen empfohlen, die noch einen Schritt weiter gehen.

Die hochrangige Gruppe unterbreitet folgende Empfehlungen:

Forschung und Innovation
Die hochrangige Gruppe kommt zu dem Schluss, dass es entscheidend ist, die Forschungs- und Innovationstätigkeiten des Sektors weiter zu unterstützen. Die Technologieplattform für Textilwaren und Bekleidung solle potenzielle Leuchtturmprojekte anhand der Strategischen Forschungsagenda von Juni 2006 für diese Branche ermitteln. Sie führt an, dass der Übergang von Massenproduktion zu Sonderanfertigung so schnell wie möglich angegangen werden soll. Ein technologischer Durchbruch für das Bekleidungsgewerbe wird im Rahmen des Forschungsprojekts LEAPFROG erwartet, welches Design, Entwicklung, Herstellung und Erwerb von Produkten, Prozessen, Systemen und Dienstleistungen erleichtern wird. Zusätzlich sollten die nationalen Industrieverbände die Standardisierung fördern, insbesondere im Bereich IKT (Tex-Weave).

Qualifizierte Arbeitskräfte
Industriebeteiligte und Sozialpartner sollten ihre Bemühungen vorantreiben, um die Empfehlungen von Juni 2004 umzusetzen. Diese Empfehlungen umfassen beispielsweise:

  • Schaffung nationaler und europäischer Beobachtungsstellen für Fortbildung und Beschäftigung (in Arbeit);
  • Organisation und Koordination von Schulungen auf allen Ebenen der Branche;
  • Schaffung von Medien-/Informationsbanken, um die Branche bekannter zu machen;
  • Erhebungen zur Sicherstellung einer größeren Übereinstimmung zwischen Angebot und Nachfrage im Bereich Schulung; und
  • Entwicklung gemeinsamer Qualifikationsstandards (in Arbeit).

Gleichzeitig werden die Universitäten dazu angehalten, europäische Studiengänge zu entwickeln und die angebotenen Kurse in enger Zusammenarbeit mit der Industrie an deren Bedürfnisse anzupassen.

Gegenseitiger Zugang zu Drittmärkten
In dem Bericht wird die Notwendigkeit eines gegenseitigen Zugangs zu Drittmärkten für Textilwaren und Bekleidung aus der EU betont undaußerdem, dass eine multilaterale Strategie im Bezug auf Marktzugang (insbesondere der Aktionsplan zum Thema Marktzugang) weiterhin im Vordergrund stehen muss.

Die Mittelmeerpartner werden ersucht, auf der Grundlage von Kosteneffizienz, Qualität und Nähe der Märkte die Freihandelszone Europa-Mittelmeerumzusetzen, um die regionale Wirtschaftsintegration zu stärken.

Was die externe Dimension des Schutzes geistigen Eigentums betrifft, hat die hochrangige Gruppe die verstärkten Bemühungen der Kommission anerkannt und der strukturierte Dialog zwischen der Kommission und den chinesischen Behörden über Urheberrechte wurde allseits sehr begrüßt.

Zugang zu Finanzierungsmitteln
Um den Zugang zu Finanzierungsmitteln zu erleichtern, hat die Branche selbst die Aufgabe, die notwendigen Maßnahmen zur Aufwertung ihres Ansehens zu ergreifen. Branchenführer sollten in dieser Beziehung jede Gelegenheit wahrnehmen, regelmäßig die zahlreichen Erfolge in der Branche publik zu machen. Das im Frühjahr 2006 gegründete Fashion Forum sollte aufgrund der Entwicklung einer Kooperation zwischen Industrie und Handel und der Schaffung eines positiven Marketingansatzes, der die Bedürfnisse der Verbraucher in den Vordergrund stellt, zur Erreichung dieses Ziels beitragen.

Größere Unternehmensgruppen
In dem Bericht wird vorgeschlagen, dass die KMU, statt reiner Lieferanten-Abnehmer- Beziehungen, organischere Verbindungen eingehen. So könnten die Anstrengungen im Bereich Innovation und Entwicklung stärker in den Mittelpunkt gerückt werden und zu der Bildung wesentlich größerer Unternehmensgruppen führen. Diese verfügen dann über die notwendige kritische Masse und plausible Geschäftspläne, um Kreditinstitute zu überzeugen.

Sonstige Empfehlungen
Sonstige Empfehlungen der hochrangigen Gruppen beziehen sich auf Verhaltenskodizes, die Unternehmen dazu verpflichten, nicht die Modelle oder Muster anderer zu kopieren, und auf weitere Maßnahmen im Bereich der sozialen Verantwortung der Unternehmen. Im Zusammenhang mit der REACH-Chemiegesetzgebung bittet die hochrangige Gruppe die öffentlichen Instanzen darum, die Möglichkeit zu erforschen, den KMU Mittel zur Verfügung zu stellen, mit denen sie rasch die REACH-Anforderungen erfüllen können.

Die Textilindustrie der EU im Jahr 2020 – der Versuch einer Zukunftsvision
In dem Bericht wird der Versuch unternommen, ein Szenario für die Lage der Textilbranche im Jahr 2020 zu erstellen. Dabei geht man von einer schlanken und wettbewerbsfähigen Branche aus.

 
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