Khol: Heimat ist ein hohes Gut, Heimat bringt Rechte und Pflichten  

erstellt am
29. 09. 06

Nationalratspräsident beim Symposium der Heimatvertriebenen
Wien (övp-pd) - "Als Südtiroler habe ich ja einen besonderen, sehr persönlichen Bezug zum Thema Heimat", sagte Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol am 29.09. in seiner Rede beim 2. Heimatvertriebenen-Symposium. Das Symposium fand im Kulturzentrum Salzhof in Freistadt statt und wurde vom Vertriebenensprecher der ÖVP, Abg. Ing. Norbert Kapeller, organisiert.

Khol gratulierte Kapeller zu seiner "hervorragenden Arbeit" im Interesse der Altösterreicher deutscher Muttersprache und verwies auf die Parlamentarierreisen zu den altösterreichischen Minderheiten in die Tschechische Republik, in die Slowakei, nach Ungarn, Kroatien, Serbien und Slowenien, die im vergangenen Jahr unter Beteiligung aller Parlamentsfraktionen durchgeführt wurden. Betreffend das Symposium hob der Nationalratspräsident positiv hervor, dass nicht die Beschäftigung mit der Vergangenheit, sondern Zukunftsfragen im Mittelpunkt stünden.

"Gerade die Vertriebenen wissen, was Heimat bedeutet", so Khol: "Heimat ist ein hohes Gut, Heimat bringt Rechte und Pflichten." Heimat entstehe durch Zugehörigkeit, Gemeinsamkeit, Solidarität und sei definiert als Werte- und Zielegemeinschaft. "Wer Österreich als Heimat haben möchte, muss Mitglied dieser Werte- und Zielegemeinschaft werden. Die Altösterreicher deutscher Muttersprache waren immer Teil dieser Gemeinschaft", sagte der Nationalratspräsident und ging in weiterer Folge auf aktuelle Herausforderungen in diesem Zusammenhang ein. So müssten sich Ausländer, die Österreicher werden wollen, zur österreichischen Gesellschaft und zum österreichischen Staat bekennen. Daher seien die neuen Maßnahmen im Staatsbürgerschaftsrecht zu begrüßen. "Denn die Staatsbürgerschaft ist ein hohes Gut und muss geschützt werden."

Das Staatsbürgerschaftsrecht neu habe die Zahl der Einbürgerungen um 30 bis 40 Prozent gesenkt, Integrationsvereinbarungen und verpflichtende Sprachkurse seien Vorbild für ganz Europa. "Denn die Sprache ist der Schlüssel zur Integration!" Die Integrationswilligkeit von Zuwanderern sei eine unverzichtbare Voraussetzung: "Neben dem Erlernen der Sprache gehört dazu die Bereitschaft, die österreichische Rechtsordnung vorbehaltlos zu akzeptieren. Außerdem ist unsere gesellschaftliche Grundordnung, die sich in Werten wie Freiheit, Toleranz, Chancengleichheit und gleichen Rechten für Frauen niederschlägt, anzuerkennen", betonte der Nationalratspräsident. Khol verwies außerdem auf die wichtige Unterscheidung zwischen Zuwanderung und Asyl und in diesem Zusammenhang auf Änderungen im Asylgesetz, die von 2002 bis 2005 zu einer Senkung der Asylwerberzahlen um über 40 Prozent geführt haben.

"Heimat gibt das Recht zur Mitgestaltung. Die Heimatvertriebenen haben nach 1945 von diesem Recht Gebrauch gemacht", führte der Nationalratspräsident weiter aus und wies auf deren bedeutenden Beitrag am Wiederaufbau hin. "Unter schwierigsten Verhältnissen haben sie unser Land mit aufgebaut und den Grundstein für den heutigen Wohlstand Österreichs gelegt", so Khol. "Der Fleiß, das Können und die Beharrlichkeit der Volksdeutschen, die nach Österreich gekommen sind, sind legendär. Sie sind 1945 mit nichts nach Österreich gekommen, heute haben sie es zu verdientem Wohlstand - größerem oder kleinerem - gebracht. Ihr persönlicher Erfolg war und ist ein Teil der Erfolgsgeschichte Österreichs." Daher richte die Republik Österreich heute ihren Dank an die Sudetendeutschen, die Donauschwaben, die Karpatendeutschen, die Siebenbürger Sachsen, die Banaterschwaben und die anderen Heimatvertriebenen, die in Österreich ihr neues Zuhause gefunden haben.

"Ebenso gilt unsere Anerkennung den Österreicherinnen und Österreichern, die im Jahr 1945 unter schwierigsten Bedingungen die Heimatvertriebenen in ihrem zerstörten Land aufnahmen", sagte der Nationalratspräsident und rechnete vor: "Zwei Millionen Heimatvertriebene sind mit Ende des 2. Weltkriegs vorübergehend nach Österreich gekommen, rund 350.000 haben hier ihre neue Heimat gefunden. Unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und in der katastrophalen Ernährungslage des Jahres 1945 und danach war dies eine beachtenswerte Integrationsleistung." Seither sei die europäische Entwicklung eine Erfolgsgeschichte: "Die Europäische Integration bedeutet die Einheit Europas und ist das größte Friedensprojekt. Mit der Erweiterung um die mittel- und osteuropäischen Länder ist der Kontinent wieder zusammengewachsen. Und Österreich ist das Herz des neuen Mitteleuropas."

Die Altösterreicher deutscher Muttersprache haben eine wichtige Brückenfunktion zu unseren Nachbarländern, sagte Khol und stellte fest, dass die Vorschläge von Abg. Kapeller, etwa eine zukunftsorientierte Förderung des Kulturlebens und der Jugendarbeit, der Lehreraustausch und Kooperation auf lokaler Ebene oder die Aufarbeitung offener Fragen der Vergangenheit als tragfähige Grundlage für eine immer engere Zusammenarbeit in Europa, zu unterstützen seien. "Aus der eigenen Erfahrung wissen wir, dass sich jedes Land der eigenen Geschichte ehrlich stellen muss", sagte der Nationalratspräsident und bezeichnete den Schutz der Minderheiten als wichtiges europäisches Anliegen.

"Unser Vertriebenensprecher der Volkspartei Norbert Kapeller hat mit seiner bisherigen Arbeit den Grundstein für diese neue europäische Kooperation gelegt. Wir werden ihn weiterhin unterstützen. Stellen Sie am 1. Oktober sicher, dass wir diesen Weg fortsetzen können", appellierte der Nationalratspräsident an die Heimatvertriebenen.
 
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