Alpannonia – Grenzenlos wandern  

erstellt am
12. 10. 06

Vom Semmering bis in die pannonische Tiefebene…
Wien (öw) - … führt der neue „alpannonia“-Weg – ein Erlebniswanderweg der anderen Dimension. Ein Wandersystem für Genusswanderer, das so manche Grenzen überschreitet.
Vom Semmering über die Bucklige Welt und die Tourismusregion Oberwart-Bad Tatzmannsdorf bis ins ungarische Güns (Köszeg) wurde ein insgesamt 90 km langer erlebnispädagogischer Höhenweg der Superlative geschaffen.

Durch den Verlauf der Wanderroute werden nicht nur geografische, sondern auch klimatische, kulturelle und vor allem kulinarische Grenzen überschritten – von West nach Ost wären das zum Beispiel Schnaps, Most oder Wein. Mittelpunkt der Strecke bildet der Kegel bei Redlschlag mit einem herrlichen Blick über die Landschaft. Auf regionale Originalität wurde bei der naturnahen Gestaltung von Aussichtsplätzen, inszenierten Naturerlebnissen und natürlich auch bei der Bewirtung besonderen Wert gelegt. Zahlreiche Wanderwirte am Weg bieten so manche Geschichten und feine Schmankerln. Im Naturpark Geschriebenstein-Irottkö überqueren Sie einfach die Grüne Grenze zu Ungarn (bitte Reisepass nicht vergessen) und werden Zeuge einer der bedeutendsten historischen Umwälzungen. Die gesamte Tour führt sie in sechs Tagesetappen (á 15 km) vom alpinen Raum des Hochwechsels bis in die Weingärten bei Köszeg. Nähere Informationen, sowie Wegbeschreibung und zahlreiche „alpannonia“-Unterkünfte finden Sie unter http://www.alpannonia.at

 

Leserbrief    

Geschätztes Redaktionsteam!

Ihr Beitrag vom 12.10.06 zeigt, dass keinerlei redaktionelle Recherche erfolgte. Ich sende Ihnen (als Begeher des gesamten Weges) eine Auflistung der Schwachpunkte der Alpannonia. Einen Weg zu eröffnen, der nicht einmal Wanderweg-Mindeststandards erfüllt, das gab's noch nie ...

In Abwandlung einer Redewendung könnte es für den am 10. September 2006 der Öffentlichkeit vorgestellten und übergebenen Wanderweg Semmering - Köszeg Alpannonia® heißen: "Stell dir vor, da wurde ein Wanderweg eröffnet und keiner geht ihn …"

Der Vorstand des ÖFS beging in drei Tageswanderungen (27.9., 5. und 17.10.2006) die Strecke der Alpannonia® und stellte dabei große Defizite fest:

  • Markierung und Beschilderung: Eigentlich das "Herzstück" eines jeden Wanderweges. Der Wanderer kann sich mit der offiziellen Eröffnung eines Weges eine Top-Markierung und allfällige Top-Beschilderung erwarten. Allein durch die gute Bezeichnung sollte ein (neuer) Wanderweg ohne Wegbeschreibung und Wanderkarte gefunden und begangen werden können. Tatsächlich gibt es bei der Alpannonia® über weite Strecken keine neue Markierung (z. B. am Start Semmering, am Wechsel, in der Buckligen Welt), sie ist insgesamt uneinheitlich bezeichnet (einmal neonfarbene Spray-Markierung, dann aufgeheftete (!) rote Plättchen), ist nicht EU-konform und entspricht u.a. nicht dem Nö. Wanderwegkonzept (wie von der Projektleitung behauptet). Schon seit Jahrzehnten bestehende Markierungen und Wegschilder von alpinen Vereinen wurden nicht in das Alpannonia®-Projekt einbezogen, sind z. T. in einem erbarmungswürdigen Zustand. Neu aufgestellte Wanderweg-Schilder sind nicht zweisprachig (wie vom Projektleiter beschrieben), deren Standort ist nicht darauf angegeben und das Alpannonia®-Signet nicht eingraviert. Das Wegstück Geschriebenstein - Köszeg ist wohl mit Spray-Markierungen ausreichend bezeichnet, aber viel zu lang (Schild an der Grenze: '"3 Std. Gehzeit", tatsächlich 4 Std. flottes Wandern erforderlich) und ohne unabdingbar notwendige Beschilderung.
  • Weglänge: Noch vor der Eröffnung und auf dem einzig zur Verfügung stehenden Wegfolder wurde die Weglänge mit "insgesamt 90 km" angegeben. Bereits bei der Begehung stellte sich heraus, der Weg ist weitaus länger als angegeben. Jetzt werden auf der Homepage der Alpannonia®-Projektleitung 104 km angegeben, also um rd. 16 % mehr!
  • Erreichbarkeit, verkehrsmäßige Erschließung: Naturgemäß sind Streckenwege (Start und Ziel nicht ident) gegenüber Rundwanderwegen benachteiligt - Stichwort: Autofahrer (lt. Alpannonia® sollen 80 % der mutmaßlichen Begeher mit dem PKW anreisen). Konkret sind der Semmering und Köszeg (für Gesamtbegeher wichtig) mit der Bahn sehr gut, Mönichkirchen mit Bus/Bahn gut, hingegen Bernstein oder Hochneukirchen (für Tagestouristen wichtig) mit dem Bus weniger gut erreichbar. Wer also den Weg in Tagestouren machen möchte, wird nicht umhin kommen, die Wanderungen gut zu planen.
  • Auszeichnung: Für die erfolgreiche Begehung der über 100 durch Wanderführer dokumentierten, einheitlich markierten und aktuell bestehenden Weitwanderwege in Österreich ist es üblich, auf Wunsch Urkunde und Wandernadel zu erhalten. Auch Begeher des deutschen Rothaarsteiges (Vorbild für die Alpannonia®) erhalten eine Anerkennung. Diese Form der Auszeichnung wurde bei der Alpannonia nicht einmal im Ansatz angedacht.
  • Wanderführer, Wanderkarte: Mit der Eröffnung und bis zum heutigen Tag erschien weder ein Wanderführer mit detaillierter Wegbeschreibung, Wegskizzen, Höhengrafiken u.a.m. noch eine Wanderkarte über den Weg. Die Alpannonia®-Homepage allein ist kein Informationsmittel für alle Interessierten. Besonders ältere Wanderer haben keinen Zugang zum Internet. Das Minimum wäre zumindest eine provisorische Wegbeschreibung samt Wegskizze gewesen, erhältlich ab dem Zeitpunkt der Eröffnung.
  • Internetpräsenz: Unter www.alpannonia.at wurde bereits lange vor der Eröffnung das Wegprojekt beworben. Erst nach der Eröffnung wurden unter "Karte" Wegbeschreibungen und Details zu sechs Wegetappen samt Karten implementiert. Die Aktualität der Homepage ist nur bedingt gegeben. Unter "News" werden am 21.10.2006 lediglich Bilder zur Eröffnung des Weges vom 10.9.2006 gebracht …
  • Wegphilosophie: Der Folder und die Homepage sprechen vom "grenzenlos wandern" und zählen acht Teilaspekte auf. Zu hinterfragen ist, ob tatsächlich
    1. die Verwaltungsgrenzen überschritten werden - die Zusammenarbeit mit Gemeinden erscheint nicht immer zu klappen (Beispiele: Semmering oder Hochneukirchen),
    2. Interessensgrenzen überwunden wurden - Interessen der Vereine (Koordination bei der Markierung und Beschilderung) und Tourismusbetriebe (Warum sind Gasthäuser im Ort Hochneukirchen oder das Hallerhaus keine Alpannonia®-Gastgeber?) waren nicht wichtige Aspekte bei der Durchführung,
    3. klimatische Grenzen überschritten werden können - die ganzjährige "unschwierige" Begehung des Weges lt. Projektleitung ist nicht gegeben (Stichworte: Wechsel im Winter-Halbjahr, neue Wegführung bei Unterkohlstätten und Hirschenstein),
    4. die sprachlichen Grenzen überwunden werden - die Alpannonia®-Philosophie nennt explizit "zweisprachige Beschriftung entlang des Wanderweges", die bei der Begehung nicht erkennbar war.
  • Alpannonia®, ein Premiumweg analog zum dt. Rothaarsteig: Die Alpannonia®-Projektleitung nennt den dt. Rothaarsteig als Vorbild, was die Begehungszahlen (100.000/Jahr) betrifft, den Erlebniswert, die Markierung und Beschilderung. Tatsächlich sind die Logos von Alpannonia® und Rothaarsteig verblüffend ähnlich. Was einer näheren Definition bedarf, ist der Begriff des "Genusswanderers", der lt. Studie nur bis zu 15 km/Tag zu gehen. Jetzt und in naher Zukunft ist die Alpannonia® meilenweit von 274 Wanderern/Tag bzw. 100.000 Wanderern/Jahr entfernt …
  • Alpannonia®-Unterkünfte und -Gastgeber: Der Alpannonia®-Folder und die erwähnte Homepage nennen 34 Alpannonia®-Unterkünfte. Konkret sind nur 10 davon tatsächlich direkt an der Strecke zu finden: am Semmering (1), Wechsel (2), bei Hochneukirchen (1), in Bernstein (2), in Unterkohlstätten (2, jeweils einige Minuten abseits des Weges) und Köszeg (2). Das Berghotel Ocherbauer liegt abseits des Wegverlaufes. Bei der Begehung am 17.10.2006 gab es keine Alpannonia®-Markierung dort hin. Wer tatsächlich als "Genusswanderer" in 15 km-Etappen den Weg begehen möchte, findet weder am Feistritzsattel, noch auf der Passhöhe Geschriebenstein eine Übernachtungsmöglichkeit oder ein brauchbares öffentliches Verkehrsmittel vor, ist damit auf ein Handy und die Abholung eines geneigten Beherbergers angewiesen …
  • Alpannonia®-Informationsstellen: Unklar ist, wer kompetent Auskünfte erteilt. Anfragen an die auf dem Folder und in der Homepage genannten Stellen wurden zum größten Teil nicht beantwortet. Eine Anfrage vor Wochen an einen Alpannonia®-Gastgeber nach einer Karte blieb bis heute unbeantwortet.
  • Projektkosten 500.000,- Euro: Zumal es Wochen nach der Eröffnung des Weges weder eine durchgehende einheitliche Markierung und Beschilderung gibt, noch ein Wanderführer oder ggf. eine Auszeichnung aufgelegt wurden (Mindestkriterien für bestehende Weitwanderwege), fragt sich der "gemeine Wanderer", wofür zwei Jahre Projektvorlaufzeit (2004 - 2006) und ein derart hoher Betrag aufgewendet wurden bzw. werden. Kosten für Erlebnispunkte wie auf der Redlhöhe oder Holzstämme an Wegpunkten im Burgenland rechtfertigen kaum einen derartigen Betrag. Mit einem weitaus geringeren Betrag hätten die bestehenden Markierungen und Schilder saniert werden können!


Fritz Peterka, Verbandsobmann

Österr. Fachverband für Sportwandern,
Weitwandern und Trekking (ÖFS)
Langenzersdorf
http://www.oefs.at


   
Sehr geehrter Herr Peterka,

danke für Ihren Beitrag. Sie haben Recht, wir haben keinerlei redaktionelle Recherche vorgenommen. Wir würden bei der Zahl unserer täglichen Meldungen rund 70 Mitarbeiter benötigen, die tagtäglich in Österreich unterwegs sein müßten. Die Redaktion.
 
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