Ökostrom-Appell an kommende Bundesregierung  

erstellt am
11. 10. 06

100 Prozent grüner Strom und minus 80 Prozent CO2 bis 2050
Wien (oekostromappell) - Österreichs Umweltorganisationen und Interessens-vertretungen für erneuerbare Energien und Ökostrom richten am 11.10. zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen einen Ökostrom-Appell an die kommende Bundesregierung. Die 15 Organisationen fordern eine Energiewende bis 2050 nach schwedischem Vorbild. Bis dahin sollen Strom, Wärme und Treibstoffe zu Hundert Prozent aus umweltfreundlichen Quellen gedeckt werden und Österreich soll bei seiner Energieversorgung weitgehend vom Ausland unabhängig sein, so die beteiligten Organisationen. Durch diese Energiewende soll auch der CO2-Ausstoß von knapp acht auf zwei Tonnen pro Kopf und um 80 Prozent insgesamt gesenkt werden.

In Österreich werden jedes Jahr rund acht Milliarden Euro für Energieimporte ausgegeben. Allein durch die Nutzung der Energiesparpotenziale kann die Abhängigkeit von Öl und Gas drastisch reduziert und die heimische Wirtschaft gestärkt werden. Aus Biomasse, Wind- und Sonnenenergie, Erdwärme und Kleinwasserkraft können schon jetzt Strom, Wärme und Treibstoffe nachhaltig, kostengünstig und umweltfreundlich erzeugt werden.

In den letzten Jahren gab es große Rückschritte in der österreichischen Energiepolitik, kritisiert das Ökostrombündnis. Der Anteil erneuerbarer Energien sank von 23,2 im Jahr 2000 auf 21,5 Prozent im Jahr 2004. "Durch die Ökostromnovelle im Mai 2006 kam es zu einer drastischen Einschränkung beim Ausbau an Ökostromanlagen", kritisiert Stefan Hantsch, Geschäftsführer der IG Windkraft. Beim Klimaschutz gehört Österreich in Europa bereits zu den Schlusslichtern mit rund 30 Prozent Abstand zum Kyoto-Ziel. Die 15 Organisationen fordern deshalb die sofortige Energiewende ab der kommenden Legislaturperiode. "Den Wahlversprechen müssen jetzt Taten folgen", appelliert Greenpeace-Energieexperte Erwin Mayer an die Bundesregierung, denn "Österreich trifft die Klimaerwärmung stärker als viele andere Länder" betont Fritz Binder-Krieglstein, Vorstandsmitglied von Eurosolar. Auch Silva Herrmann von GLOBAL 2000 warnt: "Durch den steigenden Stromverbrauch wird immer mehr gefährlicher Atom- und dreckiger Kohlestrom nach Österreich importiert. Österreich darf kein Absatzmarkt für Strom aus unsicheren Atomkraftwerken bleiben."

"Wirksamer Klimaschutz kann nur durch den Umstieg auf Ökostrom und verbesserte Rahmenbedingungen für die Nutzung der Energieeffizienz geschehen" so Markus Niedermaier vom WWF. Auch Romana Bräuer vom Klimabündnis fordert, dass "Wärmedämmung für Gebäude und Althaussanierung absolute Priorität in den nächsten Jahren haben muss". Das Bündnis drängt daher auf ein neues Ökostromgesetz nach deutschem Vorbild um den Anteil an erneuerbaren Energien rasch zu steigern. Und auch Stephan Grausam vom Biomasseverband erklärt: "Gerade zur Beheizung von Wohnungen und Häusern hat die Nutzung der klimaneutralen Biomasse noch enorme Potenziale." "Ein ´Österreich-Energieplan 2050´ muss den Ausstieg aus dem fossilen und atomaren Zeitalter schon jetzt festlegen," drängt Thomas Parizek vom Umweltdachverband. "Mit diesen neuen Rahmenbedingungen für die erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz kann die grüne Energievision in Österreich Wirklichkeit werden", sind sich alle Organisationen einig.
 
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