Cluster erleichtern den KMU den wirtschaftlichen Erfolg  

erstellt am
10. 10. 06

St. Pölten (nöwpd) - Wirtschaftliche Erfolge fallen einem nicht in den Schoß. Ein Instrument, mit dem Niederösterreich sehr erfolgreich unterwegs ist, ist die relativ neue Kooperationsform der Cluster-Netzwerke für Klein- und Mittelbetriebe (KMU). Im Jahr 2001 gestartet, gibt es inzwischen in Niederösterreich sechs Cluster, denen 503 Unternehmen mit fast 57.000 Beschäftigten angehören. Ein Cluster ist eine Plattform enger Zusammenarbeit nach der einfachen Formel "Gemeinsam sind wir stark". So machen es Cluster möglich, dass auch bei großen Aufträgen kleine Betriebe im Wege einer koordinierten Aufgabenteilung mit großen Unternehmen mithalten können. Außerdem eröffnen sie ein Feld von Kosteneinsparungen.

Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ecoplus sieht daher in der von ihr forcierten Clusterbildung, die von der EU gefördert wird, auch ein Stärkemittel zur Festigung des Wirtschaftsstandortes Niederösterreich. Sie demonstrierte dies auf ihrer Jahrestagung 2006 im Palais Niederösterreich in Wien, auf der namhafte Experten sowie die Cluster-Geschäftsführer referierten. Gerade für den gewerblichen Mittelstand sei in Zeiten des Wettbewerbsdrucks der Globalisierung die enge Kooperation ein großes Thema, betonte Landeshauptmannstellvertreter Ernest Gabmann in seiner Eigenschaft als Landesrat für Wirtschaft, Technologie und Tourismus und Präsident des ecoplus-Aufsichtsrates.

In der wettbewerbsbestimmten Welt könne jedes Unternehmen selbst entscheiden, wo es sich ansiedelt, stellte ecoplus-Hauptgeschäftsführer Helmut Miernicki fest. Der Mehrwert, den ecoplus biete, liege darin, dass jedes ansiedlungswillige Unternehmen es nur mit einem einzigen Ansprechpartner zu tun habe, wenn es darum geht, erste Kontakte herzustellen, Informationen einzuholen sowie im Planungs-, Vorbereitungs- und Errichtungsstadium zeit- und kostensparende Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Diese reichen von der Hilfestellung bei den Behördenverfahren bis zu diversen Koordinations- und Infrastrukturaufgaben, oft auch einschließlich der baulichen Planung nach den Vorgaben des Betriebes. Mit solcherart 3.800 neu geschaffenen Arbeitsplätzen im Land sei das Jahr 2005 das bisher erfolgreichste Jahr der ecoplus gewesen, so Miernicki.

Als die drei wichtigsten Aufgabenbereiche, die das Land seiner Wirtschaftsagentur ecoplus übertragen hat, nannte Ernest Gabmann die weitere Attraktivierung des Wirtschaftsstandortes, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, insbesondere der Klein- und Mittelbetriebe, sowie die Unterstützung der Betriebsgründungsprozesse. Schließlich stünden in den nächsten Jahren in Niederösterreich 8.000 Unternehmen mit 175.000 Mitarbeitern zur Betriebsübernahme an, so Gabmann.

"Jene Regionen haben die Nase vorn, die die helleren Köpfe und die besseren Netzwerke haben", betonte FAS.research-Geschäftsführer Harald Katzmair. Cluster seien ein Mittel, um Menschen zu verbinden, aber damit auch Ideen, Technologien und Märkte. Man könne nur "von Personen etwas lernen, die selber etwas wissen." So profitiere man insbesondere von jenen, die besser vernetzt sind. So sei Clusterförderung ein Teil der modernen regionalen Infrastrukturpolitk des 21. Jahrhunderts.

Unter Berufung auf eine Volkswirtschaftliche Wertschöpfungsanalsyse beziffert Michael Holzberger von der Uni Linz die durch Cluster-Kooperation derzeit erzielbare zusätzliche Wertschöpfung mit 30 bis 50 Millionen Euro pro Jahr, was 300 bis 350 Beschäftigten entspräche. Da auch Cluster eine Lebenszeit hätten, müsse man sie regelmäßig evaluieren.

Laut ecoplus-Geschäftsführer Richard Plitzka sind zwischen 70 und 90 Prozent der Cluster-Teilnehmer mit der erreichten Zusammenarbeit zufrieden oder sehr zufrieden. Da Cluster anpassungsfähig sein müssen, müsse man sie flexibel weiterentwickeln und "neue Elemente hereinnehmen", meint ecoplus-Bereichsleiter Walter Freudenthaler. Technopolis-Geschäftsführer Fritz Ohler plädiert für eine "Flexibilisierung der Themen". Damit meint er in Anspielung auf den Holzcluster und den Kunststoffcluster, man solle sich nicht auf Holzfenster oder Kunststoffenster beschränken, sondern die Kompetenz auf Fenster generell ausweiten. Ohler warnte davor, die Clusterbildung aus der ecoplus herauszulösen. Es sei notwendig, "eine große gute Agentur zu haben." Letztlich aber komme es auf die Qualifikation der Menschen an. Deshalb hätten Ausbildung und Qualifizierung den Vorrang.

"Wichtig ist," sagte Plitzka, "dass unsere Kunden spüren, dass wir auch selber lernen." Deshalb gelte es, Jahr für Jahr den Umsetzungserfolg jedes Clusters zu reflektieren: "Wir müssen jedes Jahr ein neues Programm machen." Freudenthaler spricht von der Entwicklung marktkonformer Schwerpunkte, zumal jedes Clusterthema einen Lebenszyklus habe und seine Innovationskraft verlieren könne. Der ecoplus-Experte will Leitprojekte entwickeln, die regional auch Wien, das Burgenland und die Nachbarstaaten einbeziehen. "Wir wollen die Clusterbildung auch auf die europäische Ebene weiterentwickeln", so Freudenthaler.

Abgeschlossen wurde die Jahrestagung mit Kurzberichten der sechs Cluster. Der Holzcluster, der 2001 als erster gestartet worden war, ist der größte mit 121 Partnerunternehmen. Er hebt vor allem seine Erfolge in der Produktentwicklung, Qualifizierung und im gemeinsamen Marketing hervor. Der kurz darauf gegründete Automotive Cluster Vienna Region - ACVR gibt in der Kooperation mit der jungen Autoproduktion in Ungarn und in der Slowakei Vollgas. Der Wellbeingcluster will seine Kompetenz auf Produkte und Zulieferer ausdehnen und ab dem nächsten Jahr für den Gesundheitstourismus gemeinsam mit der NÖ Werbung Stimmung machen.

Der Ökobaucluster arbeitet an der Weiterentwicklung seiner hohen Qualitätskriterien, insbesondere in die Schwerpunktrichtung Althaussanierung mit Passivhaustechnik. Diese will er nachhaltig öffentlich präsentieren. Dem Kunststoffcluster sind in den eineinhalb Jahren seines Bestandes in Niederösterreich 71 Partnerunternehmen beigetreten. Der Lebensmittelcluster besteht erst seit drei Monaten. Neue Wege beschreitet er mit der Einbeziehung der Wirtschaftskammer und der Landwirtschaftskammer.

Informationen: http://www.ecoplus.at
 
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