Österreichs Kfz-Handel bremst sich ein  

erstellt am
18. 10. 06

Langfristig bremsen die Marktsättigung und der abnehmende Ersatzbedarf das Wachstum der Neuwagennachfrage auf unter 1 Prozent im Jahr
Wien (ba-ca) - Der österreichische Autohandel verfügt über nur wenig Wachstumspotenzial. Das geht aus dem jüngsten Branchenbericht der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft hervor. Nachdem der Neuwagenverkauf in Österreich 1992 mit 320.000 Pkw-Neuanmeldungen seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, waren es im Jahr 2005 308.000 Neuanmeldungen. Insgesamt sind die Neuwagenzulassungen 2005 im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent gesunken, bis August 2006 waren es um weitere 0,5 Prozent weniger. Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen verläuft langfristig zwar ausgeglichener, hat aber den Rekordwert aus 1999 mit 774.000 Gebrauchtwagenummeldungen ebenfalls nicht mehr erreicht. 2005 sind die Gebrauchtwagenummeldungen um 0,7 Prozent auf 711.000 Fahrzeuge gesunken, im ersten Halbjahr 2006 blieben sie unverändert.

Die schwache Nachfrage schürt den Konkurrenzdruck und dämpft die Umsatzentwicklung im Kfz-Handel: Das durchschnittliche Umsatzwachstum von 4 Prozent in der zweiten Hälfte der 90er Jahre verringerte sich auf rund 1 Prozent von 2000 bis 2005. 2005 ist der Umsatz im Groß- und Einzelhandel mit Kfz sogar um knapp 2 Prozent gesunken. "Die Nachfrage nach Neu- und Gebrauchtwagen wird in Österreich auch in Zukunft nicht nachhaltig zulegen. Wesentliche Ursache dafür ist die bereits hohe Marktsättigung", so Günter Wolf von der BA-CA Konzernvolkswirtschaft. Die Motorisierungsrate liegt derzeit bei 506 Pkw pro 1.000 Einwohner und damit leicht über dem westeuropäischen Durchschnitt und in der Nähe des Rekordwertes von 550 Pkw in Deutschland. Zusätzlich dämpfen die steigende Fahrzeugqualität und die rückläufige Jahresfahrleistung die Nachfrage. Damit sinkt der Ersatzbedarf beziehungsweise steigt das durchschnittliche Alter des Fahrzeugbestandes: 2005 waren das 8,9 Jahre, zehn Jahre davor erst 8,3 Jahre. Kurzfristig leidet der Autohandel auch unter den hohen Treibstoffpreisen und immer wieder unter den konjunkturell bedingten Einkommensschwankungen.

In Österreich werden 17 Milliarden Euro im Handel mit Neu- und Gebrauchtwagen, 4 Milliarden Euro im Kfz-Service und 3 Milliarden Euro im Zubehörhandel erlöst. Den Markt teilen sich etwa 1.900 Markenhändler und 1.400 freie, vorwiegend Gebrauchtwagenhändler, mit 3.500 Werkstätten und 1.000 Zubehörhändlern. Vor allem seit Beginn der Reform der Gruppenfreistellungsverordnung 2003, kurz GVO, sind viele Markenhändler vom Markt verschwunden oder wurden von Konkurrenten übernommen. BA-CA Ökonom Günter Wolf: "Der Verdrängungswettbewerb im Autohandel wird in den nächsten Jahren nicht schwächer. Dagegen sprechen die anhaltend schwache Nachfrage, noch zu erwartende Verkaufsaktionen und die generell prekäre Ertragslage der Händler. Nach 2010 wird der Konkurrenzdruck vermutlich noch zulegen, wenn die GVO, wie geplant zur Gänze wegfällt und der Automarkt, wie die meisten Produktmärkte in der EU, frei gegeben ist."

Trotz des relativ schwachen Wachstums der Pkw-Nachfrage gewinnt das Auto bei den Konsumenten an Stellenwert: sie investieren bereits 15 Prozent ihre Konsumausgaben in die Anschaffung und Erhaltung des privaten Fuhrparks, 2000 waren es noch 13,8 Prozent. Pro Monat gibt ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt 174 Euro für den Pkw-Kauf aus, aber schon 206 Euro für Reparaturen, Ersatzteile, Steuern, Versicherungen und den Treibstoff. Berücksichtigt man die durchaus "konsumentenfreundliche" Entwicklung der Autopreise der letzten Jahre, nicht zuletzt aufgrund des Konkurrenz- und Preisdrucks im Autohandel, können die relativen Mehrausgaben für die Pkw-Anschaffung mit der wachsenden Nachfrage nach leistungsstärkeren Pkws und besser ausgestatteten Dieselfahrzeugen erklärt werden. Während die Treibstoffkosten von 2000 bis 2005 um 14 Prozent gestiegen sind, die Kosten für Kfz-Reparaturen und Serviceleistungen sogar um 16 Prozent, wurden Pkw nur um 7 Prozent teurer. Im Vergleich sind die Verbraucherpreise insgesamt um 11 Prozent gestiegen.
 
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