Inflation sinkt im September auf 1,4%  

erstellt am
17. 10. 06

Wohnen und Energie bleiben teuer, Treibstoffpreise sinken
Wien (statistik austria) - Die Inflationsrate für September 2006 beträgt nach Berechnungen der Statistik Austria 1,4% (August 1,8%, Juli und Juni jeweils 1,5%, Mai 1,7%). Damit sinkt die Inflationsrate deutlich. Hauptverantwortlich für den starken Rückgang ist die Entwicklung bei den Treibstoffpreisen, welche im September 2005 noch einen Höchststand hatten, im September 2006 jedoch deutlich sanken. Durch diesen statistischen Basiseffekt fällt die Ausgabengruppe Verkehr als preistreibender Faktor weg. Teuerungen in der Ausgabengruppe Wohnung, Wasser und Energie sind zum weitaus größten Teil verantwortlich für das gegenwärtige Niveau der Inflationsrate.

Der Indexstand des Verbraucherpreisindex (VPI) für den Monat September 2006 beträgt 101,7 (2005=100). Gegenüber dem Vormonat (August 2006) ist das durchschnittliche Preisniveau um 0,2% gesunken.

Die harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für den Monat September 2006 beträgt 1,3%, der Indexstand des HVPI (2005=100) lag im September bei 101,89.
Kurzfristanalyse: Veränderungen zu August 2006: -0,2%

Mit dem Eintreffen der Herbstkollektion sind die Preise in der Ausgabengruppe Bekleidung und Schuhe (durchschnittlich +7,2%) deutlich gestiegen. Hier wurde vor allem Bekleidung teurer (insgesamt +8,0%; Damenshirt +11%, Damenjacke +18%, Damenmantel +19%, Herrenjacke +20%). Auch bei den Schuhen (insgesamt +4,7%) war teilweise eine deutliche Teuerung festzustellen (Damenstiefel +17%).

Die Ausgabengruppe Freizeit und Kultur (durchschnittlich -2,5%) verzeichnete den größten Preisrückgang. Am Ende der Reisesaison sanken die Preise für Pauschalreisen (durchschnittlich -7,8%, Flugpauschalreisen -13%). Zeitungen, Bücher und Schreibwaren wurden um durchschnittlich 1,7% billiger (Bücher insgesamt -5%; Bestseller, Sachbuch -12%), Bild- und Tonträger um durchschnittlich 5% (CD, Hitparade -6%).

Ebenfalls saisonbedingt sanken die Preise in der Ausgabengruppe Restaurants und Hotels (durchschnittlich -2,2%) im Vergleich zum Vormonat. Hauptverantwortlich dafür waren deutliche Preisrückgänge bei den Beherbergungsdienstleistungen (-11,6%).

In der Ausgabengruppe Verkehr (durchschnittlich -1,3%) fand der Trend fortlaufender Preissteigerungen bei Treibstoffen (vorläufig) sein Ende. Treibstoffe wurden um durchschnittlich 5% billiger (Normalbenzin und Superbenzin jeweils -6%, Diesel -4%).
Inflationsanalyse: Vergleich zu September 2005

Der starke Rückgang der Jahresteuerung von 0,4%-Punkten (1,8% im August 2006, 1,4% im September 2006) ist auf die Preisentwicklung bei Mineralölprodukten zurückzuführen. Im Jahresabstand sanken die Preise für Kraft- und Schmierstoffe um durchschnittlich 2,5% und für Heizöl um 1%. Im August 2006 waren diese Mineralölprodukte noch für ein Viertel der Inflationsrate verantwortlich. In diesem Monat wirken sie jedoch inflationssenkend. Dieser Effekt kommt unter anderem dadurch zustande, dass die Preise für Treibstoffe und Heizöl im September 2005 einen Höchststand aufwiesen und dadurch ein Jahr später ihre Indexwirkung verlieren (statistischer Basiseffekt).

Die Ausgabengruppe Wohnung, Wasser und Energie weist durchschnittliche Preissteigerungen von 4,6% auf und ist somit weiter „Top-Preistreiber“ im Vergleich zum Vorjahresmonat. Deutlich mehr als die Hälfte der Jahresinflation wird durch diese Gruppe verursacht. Die Instandhaltung von Wohnungen war um insgesamt 4,7% teurer als vor einem Jahr. Die Preise für Haushaltsenergie stiegen durchschnittlich um 4,3% (Strom +4%, Gas +7%, feste Brennstoffe +8%, Fernwärme +6%, Heizöl jedoch -1%). Bei den Betriebskosten für Wohnungen (insgesamt +8%) stiegen vor allem die für Eigentumswohnungen (+20%) stark. Betriebskosten für Mietwohnungen erhöhten sich im Vergleich dazu weit weniger (+5%). Die Preise für Wohnungsmieten stiegen insgesamt um 2,4%. Wenig inflationsdämpfend wirkten sich Rückgänge der Ausgaben für Eigentumswohnungen (Annuitätenzahlungen) aus (-4,5%).

Für mehr als ein Viertel der Jahresinflation ist die Ausgabengruppe Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verantwortlich, wo die Preise im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 3,2% stiegen. Hauptverantwortlich dafür sind die Nahrungsmittel (insgesamt +2,8%), wobei besonders stark das Gemüse (insgesamt +11%; Häuptelsalat +27%, Karfiol +45%, Paprika +28%, Kartoffeln +18%, Zwiebeln +31%) und das Obst (insgesamt +9%; Äpfel +16%, Pfirsiche, Nektarinen +46%) als Preistreiber wirkten. Bei den alkoholfreien Getränken (insgesamt +6,7%) zogen die Preise von Mineralwasser, Limonaden, Fruchtsäften merklich an (durchschnittlich +9%). Hier sind speziell die Colagetränke (+18%) und Orangensaft (+12%) zu nennen.

Die Ausgabengruppe Verschiedene Waren und Dienstleistungen verzeichnete einen durchschnittlichen Preisanstieg von 1,6% gegenüber dem Vorjahr. Hauptverantwortlich dafür waren vor allem die persönlichen Gebrauchsgegenstände (durchschnittlich +10,3%) wie Schmuck und Uhren (insgesamt +18%; Ehering +34%, Halskette +29%).

Die gesunkenen Treibstoffpreise (insgesamt -2%) machten die Ausgabengruppe Verkehr (durchschnittlich +0,6%) erstmals seit Monaten zu einem Anker der Preisstabilität. (Normalbenzin -5%, Superbenzin -4%, Diesel -1%).

Größter „Preisdämpfer“ war, wie in den Monaten zuvor, die Ausgabengruppe Freizeit und Kultur (durchschnittlich -2,2%). Verbilligungen fanden sich vor allem bei den audiovisuellen, fotographischen und EDV-Geräten (insgesamt -10,6%; Flachfernseher -26%, PC-Monitor -24%, CD Hitparade -13%, Speichermedium -41%).

Ein weiterer preisdämpfender Faktor war die Ausgabengruppe Bekleidung und Schuhe, wo die Preise um durchschnittlich 2,1% unter dem Vorjahresniveau lagen.
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) im September 2006: +1,3%

Der Indexstand des für die Europäische Währungsunion berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI; 2005=100) betrug 101,89. Mit 1,3% ist der starke Rückgang der Inflationsrate auch beim harmonisierten Verbraucherpreisindex zu beobachten (August 2,1%; Juli 2,0%, Juni 1,9%). In den letzten Monaten war die harmonisierte Inflationsrate noch deutlich über der nach dem nationalen Konzept gemessenen Inflationsrate zu liegen gekommen. In diesem Monat liegt die Inflationsrate gemessen mit dem HVPI erstmals seit August 2005 wieder unter jener des VPI. Der Grund dafür liegt wie beim VPI in der Preisentwicklung von Treibstoffen und Heizöl im letzten Jahr. Im September 2005 ließen vor allem hohe Treibstoffpreise den HVPI mit 2,6% auf ein Vierjahreshoch steigen, was nun, dank gesunkener Treibstoffpreise, zu einem statistischen Basiseffekt führt.

Die Gründe für die Stärke dieses Effekts sind im unterschiedlichen Abdeckungsbereich zu suchen. Einerseits wirken sich Preissenkungen bei Treibstoffen aufgrund des Tanktourismus im HVPI deutlich stärker aus als im VPI. Andererseits sind Wohnausgaben, welche derzeit im VPI inflationstreibend wirken, im HVPI niedriger gewichtet, weil das eigentumsgenutzte Wohnen nicht enthalten ist. Somit wirken daher Wohnausgaben im HVPI weniger stark preistreibend.
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex zu konstanten Steuersätzen (HVPI-KS) im September 2006: +1,2%

Der Indexstand des HVPI-KS (2005=100) beträgt im September 2006 101,79, die jährliche Veränderungsrate 1,2%. Hätten die Steueränderungen bei der Tabaksteuer und den Energiesteuern nicht stattgefunden, würde die HVPI-Inflation um 0,1%-Punkte niedriger sein.
Der Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH) im September 2006: +1,7%

Der Indexstand des Preisindex für Pensionistenhaushalte (PIPH; 2005=100) beträgt im September 2006 102,0. Mit einer jährlichen Veränderungsrate von 1,7% ist er 0,3 Prozentpunkte höher als der VPI. Verantwortlich für diese Differenz sind wie in den Vormonaten hauptsächlich die Gruppen Verschiedene Waren und Dienstleistungen sowie Gesundheitspflege.
 
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