Österreichische Außenwirtschaft Jänner bis August 2006  

erstellt am
06. 11. 06

Konzernaktivitäten prägen das Bild grenzüberschreitender Unternehmensbeteiligungen
Wien (oenb) - Netto betrachtet wurde in der Periode Jänner bis August 2006 im Zusammenhang mit Direktinvestitionen weniger Kapital bewegt als in der Vergleichsperiode 2005: Aktive Beteiligungen brachten einen Nettokapitalexport von etwas mehr als 2 Mrd Euro. In der Gegenrichtung, also für Beteiligungen in Österreich, flossen netto 1 ½ Mrd Euro. Diese relativ geringen Volumina sind jedoch ein Resultat von regen Aktivitäten z. B. im Zusammenhang mit Konzernrestrukturierungen. Die Umschichtung von Kapital – Desinvestitionen und Investitionen – führte per saldo zu vergleichsweise geringen Nettowerten. Einer Phase der Expansion folgte bisher 2006 eine Periode der Konsolidierung.

Nach den aktuellsten Ergebnissen verblieben die Kapitaltransaktionen im Zusammenhang mit Direktinvestitionen Österreichs im Ausland insgesamt gesehen auch in der Periode Jänner bis August 2006 auf hohem Niveau. Nach vorläufigen Berechnungen führten zwar die entsprechenden Veranlagungen der Österreicher im Ausland per saldo zu einem Kapitalexport von etwas mehr als 2 Mrd Euro, was einer Halbierung gegenüber 2005 gleichkommt. Allerdings sprechen die Bruttowerte für weiterhin rege Aktivitäten: Mit über 4 Mrd Euro lag der Aufbau von Eigenkapital im Ausland um 20% über dem Vergleichsniveau; gleichzeitig wurden auch beträchtliche Desinvestitionen im Zuge von Restrukturierungen durchgeführt, so dass sich trotz hoher Bruttowerte geringere Nettoumsätze ergaben. In diesem Zusammenhang sind hier Restrukturierungsmaßnahmen österreichischer Banken in Zentral- und Osteuropa zu finden.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für die ausländischen Direktinvestitionen in Österreich. Nach vorläufigen Berechnungen flossen netto etwas mehr als 1 ½ Mrd Euro nach Österreich. Der Eigenkapitalaufbau betrug brutto knapp 3 Mrd Euro und lag damit sogar über dem Durchschnitt. Die Desinvestitionen erreichten allerdings in etwa das Doppelte des Vorjahreswertes, so dass sich die Nettokapitalzufuhr gegenüber 2005 halbierte. In diesen Bereich fällt z. B. der Wechsel des ausländischen Eigentümers von Telering.

Nach vorläufigen Berechnungen führte die Veranlagung österreichischer Wertpapierinvestoren im Ausland (Portfolioinvestitionen) in den ersten acht Monaten zu Nettoankäufen in Höhe von 24 1/2 Mrd Euro, das sind rund zwei Drittel des Vergleichswertes 2005. Die einzelnen Segmente entwickelten sich unterschiedlich: Ausländische Aktien und Investmentzertifikate werden am aktuellen Rand wieder nachgefragt, nachdem – aufgrund der Börsenentwicklungen – in den Monaten Mai und Juni diese Titel netto verkauft worden waren. In der Periode Jänner bis August 2006 wurden mit mehr als 3 ½ Mrd Euro netto um 17% mehr als im Vergleichszeitraum 2005 investiert.

In ausländische Rentenpapiere wurden in den ersten acht Monaten 2006 netto fast 21 Mrd Euro investiert. Der Rückgang gegenüber 2005 erklärt sich bei Langläufern aus Tilgungen von in österreichischen Portefeuilles gehaltenen ausländischen Titeln; bei den Kurzläufern wurde der Erlös aus Abreifungen zur Tilgung österreichischer langfristiger Emissionen verwendet.

Ausländische Investoren interessieren sich nach wie vor für heimische Aktien und Investmentzertifikate; von Jänner bis August 2006 verzeichnete Österreich in diesem Segment eine Kapitalzufuhr von netto mehr als 6 Mrd Euro (nach knapp 4 ½ Mrd Euro). Der Nettokapitalimport aus Rentenpapieren lag bei 19 ½ Mrd Euro (nach knapp 23 Mrd Euro). Wie bereits erwähnt, erfolgten hier Tilgungen.

Die Sonstigen Investitionen, die insbesondere das grenzüberschreitende Kredit- und Einlagengeschäft beinhalten, drehten nach vorläufigen Berechnungen in der Berichtsperiode in einen Nettokapitalexport von 3 ½ Mrd Euro (nach einem Nettokapitalimport von 10 ½ Mrd Euro); diese Entwicklung resultiert im Wesentlichen aus den Aktivitäten der Banken.

Die offiziellen Währungsreserven nahmen transaktionsbedingt um ½ Mrd Euro zu.

Die erste Schätzung des Leistungsbilanzergebnisses für die Periode Jänner bis August 2006 bestätigt den schon bisher beobachteten Anstieg des Überschusses. Das derzeit geschätzte Aktivum von 7 Mrd Euro (nach 1 ½ Mrd Euro) dürfte wegen möglicher Datenunschärfen im Zuge der Einführung des neuen Erhebungssystems noch revidiert werden. Die grundsätzlich positive Tendenz sollte sich dadurch aber nicht umkehren.
 
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