Literatur im Herbst: Griechenland  

erstellt am
03. 11. 06

Petros Markaris: Hellenozentrismus und Multikulturalismus: Offene Grenzen – Migration – Neue Literatur / 10. bis 12. November 2006 im Odeon Theater
Wien (alte schmiede) - Nach dem Buchmesseschwerpunkt 2001 in Frankfurt ist Griechenland als Literaturland wieder fast in Vergessenheit geraten. Nur Petros Markaris ist es gelungen, sich als Quotenbringer im Diogenesverlag zu etablieren. Erstaunlicherweise findet der 1937 in Istanbul geborene und aus armenischer Familie stammende Markaris im deutschsprachigen Raum ein wesentlich größeres und treueres Publikum als in seiner Heimat. 2003 hat er im Rahmen des renommierten Deutschen Krimipreises in der Kategorie „Internationale Autoren“ den dritten Platz belegt.

Petros Markaris wird die Literatur im Herbst mit dem Vortrag zum Thema: Hellenozentrismus und Multikulturalismus – offene Grenzen – Migration – neue Literatur am Freitag, 10. November 2006, um 19.00 Uhr, eröffnen. Der Einwanderungsproblematik Griechenlands, das in den letzten zehn Jahren zum größten Einwanderungsland in Südosteuropa geworden ist, hat Markaris in seinen Kriminalromanen immer wieder Raum gegeben.

Literatur im Herbst, die heuer zum 16. Mal von der Alten Schmiede veranstaltet wird, will einerseits den im deutschsprachigen Raum bekannten Autoren ein Forum bieten, andererseits jungen Stimmen Gehör verschaffen, die noch wenig Gelegenheit hatten, sich dem deutschsprachigen Publikum zu präsentieren.

Eine von Ihnen ist Sofia Nikolaidou, die zu den innovativsten jungen Autorinnen zählt. Ihre Spezialität sind schräge und phantasievolle Erzählperspektiven. Michalis Michailidis vertritt eine mit Houellebec vergleichbare Richtung, die sonst in Griechenland wenig Echo findet. Auguste Corteau, gehört zu den interessantesten jungen Stimmen Griechenlands. Er gilt als enfant terrible der griechischen Literaturszene und hat sich in den verschiedensten Genres versucht u.a. als Pornograph und als Krimiautor. Lena Divani ist eine dynamische Autorin, deren Werke bislang noch keinen deutschen Verleger gefunden haben. Ihr letzter Roman Lügen ist von zwei Seiten zu lesen: von vorne nach hinten als fiktionales Lügenbuch und von hinten nach vorne als Begleitbüchlein der Schriftstellerin, die Einblick in ihr Labor gewährt und nichts als die „Wahrheit“ über ihre Geschichten und Figuren erzählt.

Ebenfalls in Wien werden erwartet: Eliana Chourmousiadou, Autorin von Science-Fiction-Roman Die zweite Frau, ein Genre, das in Griechenland keine lange

Tradition hat und Nikos Panajotopoulos, der sich in seinem neuesten Roman Heiligmacher mit der Sonderstellung der griechischen Kirche im Staat und dem Manipulationscharakter von Religion befasst, sowie Amanda Michalopoulou, die, zusammen mit ihrem Mann, dem Fotokünstler Dimitris Tzoumplekas, das Projekt "Die Gans" entwickelt hat. Dieser künstlerische Event wird den Eröffnungsabend krönen.

„Griechisch“ wird bei der Literatur im Herbst nicht als nationale Einengung, sondern als historische Möglichkeit, als Lebensgefühl aufgefasst. Aus diesem Grund werden im Theater Odeon auch Autoren lesen, die außerhalb Griechenlands leben und schreiben: Der in England lebende Panos Karnezis schreibt auf Englisch und übersetzt seine eigenen Werke ins Griechische.

Aris Fioretos, Schwede mit österreichisch-griechischer Abstammung, hat sich mit seinen Romanen im deutschsprachigen Raum etabliert. In Erzählungen und in seinem neuesten Roman fokussiert er auf ein neues Thema: Griechenland. Nikos Papandreou, der in Kalifornien geborene Sohn des charismatischen Politikers Andreas Papandreou, lebt seit einigen Jahren in Griechenland und hat seinen letzten Roman in griechischer Sprache verfasst – im Gegensatz zu früheren, auf Englisch verfassten Texten.

Die Autorenlesungen werden von profunden Kennern und Übersetzern der griechischen Literatur eingeleitet und präsentiert: Michaela Prinzinger, die auch für das Konzept der heurigen Literatur im Herbst verantwortlich ist, Maria M. Stassinopoulou, Professorin am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien und Erich Klein, der neben Autorenpräsentationen auch eine Podiumsdiskussion Quo vadis, Hellas? Positionen eines EU-Landes zwischen Balkan und Türkei am Samstag, 11. November 2006, um 19.00 Uhr, moderieren wird. An der Diskussionsrunde wird neben den griechischen AutorInnen Petros Markaris, Aris Fioretos, Nikos Papandreou und Lena Divani auch die Klubobfrau des Grünen Klubs im Wiener Rathaus Maria Vassilakou teilnehmen.

Es lesen: Auguste Corteau, Eliana Chourmousiadou, Lena Divani, Aris Fioretos, Panos Karnezis, Petros Markaris, Amanda Michalopoulou, Michalis Michailidis, Sofia Nikolaidou, Nikos Panajotopoulos, Nikos Papandreou und Dimitris Tsoublekas

Odeon Theater
1020 Wien, Taborstraße 10
Eröffnung: 10. November 2006, 19.00 Uhr
Informationen:
http://www.alte-schmiede.at
 
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