Bundesforste holen WWF in "ihren" Wald  

erstellt am
31. 10. 06

Neue Wege bei der Biomassebewirtschaftung
Wien (wwf) - Angesichts globaler Rohstoffknappheit und steigenden Energiebedarfs gewinnt Biomasse als Wirtschaftsfaktor rasant an Bedeutung. Zur Frage, wie und auf welchen Flächen Biomasse besser genutzt wird, gibt es unterschiedliche Expertenmeinungen. Zur optimalen Nutzung ihrer Wald-Biomasse haben die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) gemeinsam mit dem WWF Österreich nun eine Studie erstellt. Fazit: Um den künftigen Bedarf zu decken, müssen private Kleinwälder stärker genutzt und besser gepflegt werden.

Knappes Gut: Biomasse
Aus Biomasse allein lässt sich der Energiebedarf Österreichs nicht decken. Für eine optimale Nutzung von Biomasse ist eine höhere Energieeffizienz vor allem auf der Endverbraucherseite unbedingt notwendig. Derzeit befindet sich der Entwurf des Lebensministeriums für einen österreichweiten Biomasseaktionsplan in Begutachtung. Dieser Aktionsplan rechnet mit einem starken Anstieg des Biomassebedarfs in Österreich. Auch bei intensiverer Nutzung des jährlichen Holzzuwachses werden laut Schätzung im Jahr 2020 rund 5,2 Millionen Festmeter an Biomasse fehlen. Diese fehlende Menge muss entweder auf Agrarflächen erzeugt oder durch Importe aus aller Welt gedeckt werden. "Biomasse ist nicht klimaneutral, wenn dafür Regenwälder und andere wertvolle Ökosysteme vernichtet werden", erläutert WWF Geschäftsführerin Hildegard Aichberger. "Bei Import von Biomasse muss eine ökologisch und sozial verantwortungsvolle Produktion sichergestellt werden."

Waldpflege bringt Biomasse
Die österreichische Waldinventur - eine Bestandserhebung des heimischen Waldes - zeigt, dass die größten Holzvorräte pro Hektar und der meiste Zuwachs in tieferen Lagen zu finden sind. Großes Biomassepotenzial sieht der WWF vor allem bei kleinen Privatwaldflächen, die bisher kaum genutzt werden. Daneben sind kleine Privatwälder laut Waldinventur kaum durchforstet, die Bundesforste haben ihre Rückstände in den letzten Jahren hingegen vollständig aufgearbeitet. Von der verbesserten Waldpflege profitieren übrigens auch Anrainer, wie Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher erklärt. "Durchforstung verbessert die Qualität des Bestandes. Gesunde, starke Wälder schützen besser vor Muren, Lawinen und Windwürfen."

Biomasse nützen - Wald schützen
Aber nicht die gesamte Biomasse, die bei der Holzernte anfällt, kann aus dem Wald entfernt werden. "Der Wald braucht eine bestimmte Menge an Holzrückständen, damit der Nährstoffgehalt im Boden erhalten bleibt. Nur wenn der Boden genug Nährstoffe hat, kann der Wald auch wieder nachwachsen", so Bundesforste-Vorstand Georg Erlacher. Der größte Teil der Nährstoffe befindet sich in den Blättern und Nadeln der Bäume - und macht nur einen kleinen Teil der Baumbiomasse aus.
Ebenso wichtig für den Lebensraum Wald ist Totholz. Bis zu ein Drittel aller im Wald vorkommenden Arten brauchen zumindest für einen Teil ihres Lebens totes oder absterbendes Holz. "Besonders der Vorrat an starkem Totholz sollte erhöht werden, um die biologische Vielfalt im Wald zu fördern", erklärt Hildegard Aichberger. "Für die Gewinnung von Biomasse ist Totholz dagegen aufgrund seiner niedrigen Energiewerte kaum von Bedeutung."

Tabuzonen: Schutzgebiete
Absolut tabu für die Biomassebewirtschaftung sind Schutzzonen. Das betrifft rund drei Prozent des heimischen Waldes, die besonderen naturschutzrechtlichen Regeln unterliegen. "Diese Flächen werden von den Bundesforsten keinesfalls für die Biomasse-Gewinnung herangezogen", garantiert Georg Erlacher. Biomasse aus Schutzflächen würde nur unwesentlich mehr wirtschaftlichen Nutzen bringen, aber einzigartige Naturflächen unwiederbringlich zerstören. Dabei steht der Anspruch der Natur für die Bundesforste ganz klar im Vordergrund."
 
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