Viele Frauen studieren Technik. Wie geht das?  

erstellt am
13. 11. 06

Klagenfurt (universität) - Es geht und sogar sehr gut! Allan Fisher, Professor an der berühmten US-amerikanischen School of Computer Science "Carnegie Mellon" in Pittsburgh, war kürzlich auf Einladung von IT-Campus Kärnten zu Gast in Klagenfurt, um über ein Erfolgsmodell zu berichten. Gemeinsam mit Jane Margolis - Sozialwissenschaftlerin und Expertin für Genderfragen im Bildungsbereich - hat er ein Studienförderungsprogramm ins Leben gerufen, das innerhalb von fünf Jahren einen Anstieg der StudienanfängerInnen in Informatik von 7% auf 42% bewirkte.

Als erstes wurde den Ursachen auf den Grund gegangen, warum so wenige Frauen für ein Technik-Studium zu begeistern sind. In einer breit angelegten, wissenschaftlichen Studie wurden die unterschiedlichen Erwartungen, Vorlieben und Wünsche der männlichen und weiblichen Studierenden erhoben. Diese Studie zeigte, dass es für Frauen drei Faktoren gibt, die sie davon abhalten (können) ein IT-Studium zu absolvieren. Zum Ersten gibt es einen Unterschied in den frühkindlichen Erfahrungen. Jungen sammeln meist schon im Kindergartenalter erste Erfahrungen mit Computern während Mädchen im Regelfall erst viel später beginnen, sich mit Computern zu beschäftigen. Daraus erwächst ein Unterschied in der Motivation. Viele männliche Studenten aus der "Hardcore-Gruppe" waren sich schon von Kindheit an sicher, dass sie ein IT-Studium beginnen werden, während Mädchen ein IT-Studium meist unter rationalen Gesichtspunkten auswählten. Zum Dritten sind die verbreiteten Stereotypen - Technik ist ein von Männern dominierter Bereich - für Frauen ein schwieriges Umfeld, um sich darin zu behaupten.

Mit den Erkenntnissen dieser Studie ausgerüstet, begann eine kulturelle Veränderung an der Carnegie Mellon University. Es wurde ein flexibler Studienplan erstellt, der es zulässt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemachten Erfahrungsunterschiede auszugleichen. Mit einem zusätzlichen "integration course" wird die Vielfältigkeit der IT- Branche bekannt gemacht und eine eigene IT-Frauen-Gruppe stärkt das Selbstverständnis der Technikerinnen. Diese Erfahrungsplattform ermöglicht es den Studentinnen gleichzeitig IT-Expertin und Frau zu sein. Parallel startete eine Qualitätsoffensive im Bereich der Lehre.

Durch dieses Bündel an Maßnahmen erreichte man innerhalb von fünf Jahren an der Carnegie Mellon University einen Anstieg der StudienanfängerInnen von 7% auf 42%, denn "Everything good happens better", wie Prof. Allen Fisher betonte. Ein Modell, von dem sich auch für europäische Breiten einiges abschauen lässt, ist sich Martin Hitz, Geschäftsführer von IT-Campus Kärnten und Professor für Informatik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt sicher. Auch in Österreich gibt es das Phänomen, dass Frauen kaum für ein Technik-Studium zu begeistern sind. Gerade für die anerkannt guten technischen Studiengänge an der Uni Klagenfurt und der FH Kärnten lässt das Beispiel Carnegie Mellon hoffen, dass mit entsprechenden Maßnahmen die Technik auch für junge Frauen attraktiver gemacht werden kann.

Literatur:
Jane Margolis, Allan Fisher: Unlocking the Clubhouse: Women in Computing (Hardcover und Paperback) MIT Press, ISBN 0262133989

Informationen:
http://www.itcampus.at
 
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