Boehringer Ingelheim mit drei Onkologie-Wirkstoffen in Phase II  

erstellt am
09. 11. 06

Unternehmen stellt vielversprechende Entwicklungspipeline vor
Wien (boehringer) - Onkologie ist das neue Indikationsgebiet von Boehringer Ingelheim, neben den bisherigen Indikationsgebieten Atemwegserkrankungen, Kardiovaskuläre Erkrankungen, Virologie, Zentrales Nervensystem, Immunologie und Stoffwechselerkrankungen. Am 08.11. wurden auf der internationalen F&E-Pressekonferenz des Unternehmens drei Krebsmedikamente vorgestellt, die sich in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien, das heißt in der klinischen Phase II, befinden.

„Aufgrund der viel versprechenden Daten aus unseren Studien sind wir zuversichtlich, dass die innovativen Eigenschaften unserer Moleküle, sobald sie in Phase-III-Studien bestätigt wurden, Ärzten verbesserte Behandlungsoptionen für ihre Krebspatienten ermöglichen werden“, erklärte DDr. Andreas Barner, stellvertretender Sprecher der Unternehmensleitung und Leiter des Unternehmensbereichs Forschung & Entwicklung und Medizin bei Boehringer Ingelheim. „Wir sind damit den Krebstherapien von morgen einen Schritt näher gekommen.“

  • BIBF 1120 limitiert die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Krebszellen, indem es die Entwicklung von Blutgefäßen zum und im Tumor (Tumorangiogenese) und dadurch das Tumorwachstum hemmt; bei Kombination mit anderen Krebstherapien stirbt der Tumor mit der Zeit ab. BIBF 1120, der dreifache Angiokinase-Hemmer, geht über die erste Generation der antiangiogenetischen Substanzen hinaus und zielt auf VEGF-, FGF- und PDGF-Rezeptoren in verschiedenen Zelltypen ab, die für den Aufbau und Erhalt von Tumorblutgefäßen erforderlich sind. Damit soll ein dauerhafterer klinischer Nutzen in Kombination mit guter Verträglichkeit und Sicherheit erreicht werden.
  • BIBW 2992 ist ein neuartiger Kinasehemmer, der die Aktivität des epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor) und des verwandten humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors HER-2 (human epidermal growth factor receptor) wirkungsvoll blockiert. Eine fehlerhafte Signalisierung dieser Rezeptorfamilie (erbB-Familie) ist an verschiedensten Karzinomtypen beteiligt. Daher kann der duale Inhibitor BIBW 2992 gegenüber den Medikamenten der ersten Generation den Wirksamkeitsbereich und potenzielle Anwendungsmöglichkeiten erheblich verbreitern. Aufgrund seiner irreversiblen Bindung könnte BIBW 2992 auch gegen Rezeptoren aktiv sein, die gegen die Inhibitoren der ersten Generation resistent sind.
  • BI 2536 ist ein neuartiger Plk1-Hemmer (Polo-like Kinase 1). Pkl1 ist ein „Schalter“, der den Zellzyklus kontrolliert und für die Zellproliferation unbedingt erforderlich ist. BI 2536 hemmt die Zellteilung (Mitose), was zum Abstellen der Krebszelle durch Apoptose führt. BI 2536, der erste in klinischen Studien untersuchte Plk1-Hemmer, könnte bei einem breiten Spektrum von Krebstypen wirksam und besser verträglich als herkömmliche Chemotherapeutika sein.


Die aktuellen Zielindikationen umfassen: Nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, Brustkrebs, Darmkrebs, Eierstockkrebs, Leukämie und Lymphom.

„Wir haben zwar in der Krebstherapie große Fortschritte erzielt, aber diese Krankheit bleibt weiterhin ein bedeutsames Thema für die weltweite Gesundheit“, kommentierte Dr. Wolfgang Rettig, Forschungsleiter bei Boehringer Ingelheim Österreich. „2005 starben 7,6 Millionen Menschen an Krebs und man geht davon aus, dass diese Zahl weiter steigt. Boehringer Ingelheim setzt sich an vorderster Front für die Krebsforschung ein und strebt danach, Patienten hohen therapeutischen Nutzen zu bieten.“

Weitere Wirkstoffe in der Entwicklung bei Boehringer Ingelheim sind weit fortgeschritten und haben jetzt die klinische Phase III erreicht:

  • Dabigatran etexilat, ein oraler direkter Thrombinhemmer, ist der Spitzenreiter unter allen zurzeit neu entwickelten oralen Antikoagulanzien. Dabigatran wird zur Prävention und Behandlung thromboembolischer Erkrankungen erforscht, einschließlich der Langzeitprävention thromboembolischer Ereignisse (Schlaganfall) bei Patienten mit Vorhofflimmern und der Primärprävention der tiefen Beinvenenthrombose nach Implantation einer Hüft- oder Knieprothese.
  • Flibanserin wird als potenzielle Therapie für Frauen mit reduziertem sexuellem Verlangen entwickelt. Diese auch als Hypoactive Sexual Desire Disorder (HSDD) bekannte Störung äußert sich als vermindertes sexuelles Interesse und führt zu persönlichem Leiden oder zwischenmenschlichen Problemen. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass bis zu 20 Prozent der Frauen unter dieser Störung mit vermindertem sexuellem Verlangen leiden. Zurzeit gibt es keine zugelassene pharmakologische Behandlungsoption.


„Wir freuen uns, dass unsere Investitionen in die Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren in einer größeren Anzahl von Phase I bis II-Projekten resultierten, und wir erwarten eine wachsende Palette viel versprechender Pipeline-Wirkstoffe für Indikationen wie Diabetes, COPD, inflammatorische/Autoimmunkrankheiten, Krebs, HIV und Hepatitis“, ergänzte Dr. Manfred Haehl, Bereichsleiter Medizin bei Boehringer Ingelheim.

Die F&E-Strategie des Unternehmens deckt sieben Indikationsgebiete an vier großen F&E-Kompetenzzentren ab: in Wien, Österreich (Onkologie), in Biberach an der Riss, Deutschland (Stoffwechselerkrankungen, ZNS, Atemwegserkrankungen), in Ridgefield, Connecticut, USA (kardiovaskuläre Erkrankungen, Immunologie/Entzündung) und in Laval, Kanada (Virologie). Diese werden durch zwei spezialisierte Standorte in Italien und Japan unterstützt.

„Wir haben unsere Expertise in Kompetenzzentren gebündelt, in denen Spezialisten für unsere Indikationsgebiete kleine und große Moleküle erforschen, einen gemeinsamen Drug Discovery-Prozess anwenden und von globalen Technologie-Zentren unterstützt werden“, betonte Dr. Mikael Dolsten, Executive Vice President Pharma Research bei Boehringer Ingelheim. „In den vergangenen Jahren haben wir deutlich mehr innovative Produkte entwickelt und dabei einen Schwerpunkt darauf gelegt, dass sich die Wirkstoffprofile medizinisch klar von bisherigem differenzieren.“

Nach einer beträchtlichen Erhöhung der Mitarbeiterzahl in den vergangenen fünf Jahren beschäftigt Boehringer Ingelheim jetzt in der Forschung & Entwicklung und Medizin weltweit circa 5.700 Mitarbeiter, die einen kontinuierlichen Nachschub neuer Wirkstoffe in der Vorentwicklung und Entwicklung sicher stellen. Die Forschungsstrategie von Boehringer Ingelheim sieht auch die Einlizenzierung von Wirkstoffen in frühen sowie in späteren Entwicklungsphasen vor.

Dr. Haehl erklärte, dass in der gesamten Pharmabranche nur eines von über einer Million untersuchter Moleküle im Laufe der Zeit als zugelassenes Medikament auf den Markt kommt. Drug Discovery, präklinische und klinische Entwicklung dauern zehn Jahre und erfordern einschließlich möglicher Misserfolge eine Investition von 800 Millionen Dollar im Durchschnitt. Jedes Jahr investiert das Unternehmen circa ein Fünftel seiner Einnahmen aus dem Bereich verschreibungspflichtige Medikamente in die Forschung und Entwicklung; 2005 waren dies circa 1,4 Milliarden Euro.

Boehringer Ingelheim führt mehrere große klinische Studien mit einer sehr großen Anzahl von Patienten durch. Die Expertise des Unternehmens manifestiert sich beispielsweise in der kardiovaskulären Ergebnisstudie ONTARGET / TRANSCEND mit fast 32.000 Patienten. ONTARGET untersucht verschiedene Aspekte der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität mit Konzentration auf Micardis® (Telmisartan), einem einmal täglich anzuwendenden Angiotensin-II-Rezeptorblocker. PRoFESS mit 20.000 Patienten untersucht das Potenzial von Aggrenox®/ Asasantin® zur Sekundärprävention des Schlaganfalls. Die UPLIFT-Studie mit 6.000 Patienten erforscht das Potenzial von Spiriva® zur Reduzierung und Verlangsamung des langfristigen Rückgangs der Lungenfunktion, der zerstörerischsten klinischen Konsequenz der COPD (chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung). Mit mehr als 27.000 Patienten ist REVOLUTION das größte klinische Studienprogramm zu thromboembolischen Erkrankungen zur Erforschung von Dabigatran.

In den vergangenen zehn Jahren hat Boehringer Ingelheim 1,2 Millionen Patienten in 1.400 klinische Studien für 140 Substanzen aufgenommen.

Informationen: http://www.boehringer-ingelheim.at/

 
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