Alkoholprävention bei Fahranfängern  

erstellt am
07. 11. 06

Buchinger: Land Salzburg unterstützt Projekt zur Bewusstseinsbildung
Salzburg (lk) - Ein Blick in die Medien genügt, um das Problem aufzuzeigen: In der Nacht auf Sonntag lieferte beispielsweise ein 25-jähriger Südsteirer der Polizei eine kurze Verfolgungsjagd, nachdem er in alkoholisiertem Zustand einige Verkehrszeichen umgefahren hatte. Nachdem der Jugendliche auf Schritttempo abgebremst hatte, aber offensichtlich nicht mehr in der Lage war anzuhalten, endete die Verfolgung mit dem beherzten Eingreifen eines Exekutivbeamten, der sich über die offene Beifahrertür ins rollende Fahrzeug warf und die Handbremse zog.

Eine "kuriose" Geschichte? Nicht für Max Rauchegger (63), der 30 Jahre seines Lebens als "Schwerstalkoholiker" verbracht hat. Für ihn stand der Verlust des Führerscheins aufgrund seiner Alkoholisierung am Beginn eines 30-jährigen Abstiegs in die Abhängigkeit. "Mir hat man den Führerschein für acht Jahre entzogen – damit war ich auch meinen Job los und habe meinen letzten Halt verloren", so Rauchegger. Es folgten etliche Entziehungskuren, ein Selbstmordversuch sowie zahllose verzweifelte Versuche, wieder zurück ins Leben zu gelangen – und ebenso viele Rückschläge. Heute ist Max Rauchegger seit sechs Jahren trocken, studiert Psychologie und will "der Gesellschaft etwas zurückgeben", indem er die Jugend vor den Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum warnt. Am Anfang stand eine Probephase, seit einiger Zeit sind Rauchegger’s Vorträge fixer Bestandteil des Kursprogramms der Fahrschule Koch. Nun unterstützt auch das Land das Projekt mit 10.000 Euro und sorgt dafür, dass es regel-mäßig angeboten werden kann, erläuterte Sozialreferent Landesrat Dr. Erwin Buchinger am 07.11. in einem Informationsgespräch.

"Authentische" Vorträge schärfen Problemsicht
Am Anfang reagieren die Jugendlichen meist skeptisch auf den „älteren Herrn“. Die ruhige, aber doch sehr eindringliche Art der Vorträge Rauchegger’s regt dann allerdings zum Nachdenken an. "Die Jugendlichen sind von den Vorträgen am Ende echt bewegt, reagieren immer positiv, fast begeistert. Den Meisten wird da eigentlich erst so richtig klar, wie knapp man am Abgrund steht, wenn man sich alkoholisiert ans Steuer setzt. Das kann man im Unterricht schon betonen, aber aus erster Hand, wie von Herrn Rauchegger vermittelt, wirkt das natürlich viel stärker", berichtet der Fahrschulbesitzer Wilhelm Koch, der gemeinsam mit Rauchegger das Projekt ins Leben gerufen hat. Mit der Unterstützung des Landes wird der Vortrag von Max Rauchegger nun fix im Programm der Fahrschule etabliert. Mehr noch, Rauchegger will nun auch die anderen Salzburger Fahrschulen in das Projekt einbinden. Der stellvertretende Branchenobmann Wilhelm Koch unterstützt diese Idee: "Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Eine Fahrschule ist nicht nur zur Erlangung des Führerscheins da, sondern begleitet junge Menschen ein Stück auf ihrem Lebensweg. Wir haben also Verantwortung und stellen uns dieser auch!"

Im Jugendalter ist Alkohol das am häufigsten konsumierte Suchtmittel zum Verdrängen von Problemen, zum Abbau von Zukunftsängsten, zur Entwicklung von Selbstsicherheit, Selbstbehauptung und Überwindung von Kontaktbarrieren. Aber auch als Problemlöser bei einer schwierigen Eltern-Kind-Beziehung kommt oft Alkohol ins Spiel ebenso wie beim Fehlen von Idolen.

Jugendliche brauchen einen Ausgleich für Spannungen und Probleme zum Beispiel über ein gutes Freizeitangebot gerade auch im sportlichen Bereich. Durch Anerkennung, Ermutigung und Selbstbestätigung entsteht Wohlbefinden, und wer sich wohl fühlt, braucht keine Drogen.

"Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, und leider allzu oft keine Seltenheit, sondern oft regelmäßiges Verhalten. Alkohol ist eine der gefährlichsten Drogen, weil er – gesellschaftlich akzeptiert – ganze Existenzen vernichten kann. Deshalb fördern wir auch dieses Präventionsprojekt von Herrn Rauchegger, um den Jugendlichen zu zeigen, dass das kein Jux ist, sondern bitterer Ernst", fasst Sozialreferent Buchinger die Intentionen für die Unterstützung des Projekts zusammen. "Wenn man solche Nachrichten wie von diesem Wochenende hört, dann kann man nur sagen: zum Glück ist nicht mehr passiert. Aber was ist, wenn doch etwas passiert? Der Verlust des Führerscheins ist bei einem Unfall mit Personenschaden noch das geringste Problem, da gibt es noch zivilrechtliche Prozesse, Entschädigungszahlungen, usw., von der menschlich-psychischen Komponente ganz zu schweigen. Unsere Botschaft an die Jugendlichen ist klar: Spaß haben ist o.k., auch Alkohol trinken ist – in Maßen – o.k., das betonen wir in allen unseren Präventionsprojekten", betonte Buchinger, für den aber wie auch für Wilhelm Koch – beide begeisterte Motorradfahrer – ganz klar ist: "Am Steuer hat Alkohol wirklich nichts verloren, da hört sich der Spaß auf. Die Gefahr, die eigene Existenz oder die anderer zu gefährden oder zu zerstören – das zahlt sich wirklich nicht aus. Und genau das kommt bei den Vorträgen von Max Rauchegger am besten zu den Jugendlichen hinüber."
 
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