Euro-Beitritt sichert österreichischer Wirtschaft stabile Preise und niedrige Zinsen  

erstellt am
30. 11. 06

OeNB-Gouverneur Klaus Liebscher beim Wirtschaftsparlament in der Wirtschaftskammer Österreich
Wien (pwk) - Anlässlich der Tagung des Wirtschaftsparlaments der WKÖ am 30.11. betonte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Klaus Liebscher, in seinem Festvortrag, dass stabiles Geld und ein gesundes Finanzsystem gleichermaßen Vorausaussetzung wie Ausdruck eines gut funktionierenden Staats- und Wirtschaftswesens sind. Die Sicherung von Preisstabilität, die Unabhängigkeit der Notenbank und damit das Verbot des Zugriffs des Staates auf die „Notenpresse“ sowie die realwirtschaftliche Absicherung von Stabilität seien genau jene Themen, die die letzten 190 Jahre des Geldwesens in Österreich und damit der Arbeit der 1816 gegründeten OeNB dominiert haben.

Monetäre Stabilität wirke für eine Volkswirtschaft wohlfahrtserhöhend, weil erst über die damit verbundene Stabilisierung von Erwartungen, Kalkulationsgrundlagen und Handlungen langfristig orientiertes Wirtschaften ermöglicht wird. Das unabhängige Eurosystem, dessen integraler Teil die OeNB seit dem Beginn der Währungsunion ist, habe daher einen klaren und eindeutigen Auftrag zur vorrangigen Erhaltung der Preisstabilität für einen einheitlichen Währungsraum von derzeit rund 310 Millionen Menschen. Preisstabilität heißt, dass die Verbraucherpreise auf mittlere Sicht unter, aber bei 2 Prozent liegen sollen.

„Die Teilnahme an der Währungsunion hat für Österreich die Preisstabilität und damit auch den Kaufkrafterhalt für die Bevölkerung gewährleistet bzw. gefördert. Betriebe und Unternehmen agieren heute in einem Umfeld niedriger Inflationsraten, niedriger Zinssätze und stabiler Inflationserwartungen – alles Elemente eines günstigen wirtschaftlichen Umfelds, das Investitionen und Unternehmertum fördert und sich positiv auf Wachstum und Beschäftigung auswirkt“, erklärte Liebscher. Viele theoretische und empirische Studien haben nachgewiesen, dass der beste Beitrag, den Notenbanken zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum und damit zu hohem Beschäftigungsniveau leisten können, die Gewährleistung stabiler Preise ist.

Die Akzeptanz und der Erfolg der einheitlichen Geldpolitik des Eurosystems in Österreich hängen natürlich maßgeblich von der wirkungsvollen Kommunikation mit der Öffentlichkeit ab, so der Gouverneur weiter. Die OeNB als aktiver Dialogpartner sei heute eine wichtige Kommunikationsbrücke zwischen dem Eurosystem und der österreichischen Politik, Wirtschaft und Bevölkerung. Liebscher: „Wir geben die Expertise, die wir aus der vielfältigen Mitwirkung in internationalen und nationalen Gremien gewinnen, diesen Zielgruppen gerne weiter“.

Darüber hinaus leiste die OeNB in mehrfacher Weise unmittelbar einen Beitrag für Österreich und seine Wirtschaft:

Durch das erfolgreiche Management der Währungsreserven (Gold und Fremdwährungsbestände) und effizientes Kostenmanagement konnten von der OeNB in den sieben Jahren seit Beginn der Währungsunion insgesamt rund 7 Mrd. Euro - oder im Durchschnitt jährlich 0,5 Prozent des BIP - an Gewinnen und Körperschaftsteuer an die Republik Österreich ausgeschüttet werden.

Zudem unterstützt die OeNB seit nunmehr 40 Jahren die heimische Forschung mit namhaften Mitteln. So wurden über den so genannten „Jubiläumsfonds“ bis Juni 2006 für rund 8.550 Projekte rund 677 Mio. Euro sowohl der Grundlagenforschung als auch der wirtschaftsorientierten Forschung (bis 2003) zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung (FTE-Stiftung) hat die OeNB seit 2004 zusätzlich weitere Mittel von insgesamt 225 Mio. Euro bereitgestellt. Die FTE-Stiftung ist Grundlage und Garant für eine nachhaltige, budgetunabhängige, langfristige und strategische Finanzierung österreichischer Forschungsinitiativen.

Eine ganz spezielle Aktivität als Partner der Wirtschaft verfolgt die OeNB mit ihren „Go-East-Aktivitäten“. In den EU-Erweiterungen seit Mai 2004 sieht Liebscher für Österreich aufgrund seiner Drehscheibenfunktion nach Zentral-, Ost- und Südosteuropa eine historische Chance. Diese neue Partnerregion zeichne sich durch dynamisch wachsende Zukunftsmärkte aus, auf denen sich vor allem die österreichische Finanzwirtschaft pionierhaft schon lange vor dem EU-Beitritt dieser Staaten intensiv und sehr erfolgreich engagierte. Die OeNB habe diese Entwicklung bereits seit den früheren 90er Jahren durch umfangreiche, fundierte Analysen und deren Kommunikation mitgetragen, wies Liebscher hin. Sie habe sich mittlerweile zu einem international anerkannten Kompetenzzentrum für Zentral-, Ost- und Südosteuropa entwickelt. „Wir sehen unsere Rolle primär dahingehend, die Integration dieser Länder in die Währungsunion zu unterstützen“ beschrieb Liebscher die verfolgte Zielrichtung. Der Aufbau langfristiger und partnerschaftlicher Beziehungen mit den Zentralbanken dieser Staaten soll die OeNB als „Experten für Integrationsfragen dieser Region“ innerhalb des Eurosystems stärken und indirekt auch einen Beitrag zur Sicherung österreichischer Wirtschaftsinteressen in diesem Raum leisten.

Gouverneur Liebscher wies abschließend darauf hin, dass das seit Beginn der Währungsunion deutlich veränderte Aufgabenspektrum und daraus abgeleitete, gemeinsame Projekte mit der österreichischen Wirtschaft die OeNB in den letzten Jahren signifikant verändert haben. Heute zähle die OeNB zu den modernen und schlanken Zentralbanken Europas, wobei „Stabilität, Sicherheit und Vertrauen“ ihre wesentlichsten Leitmotive bleiben - Werte, die auch in der Währungsunion zentrale Bedeutung haben. Und der Gouverneur versprach: „Die Oesterreichische Nationalbank wird auch in Zukunft ein verlässlicher und effizienter Partner der österreichischen Wirtschaft bleiben!“
 
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