Ammoniten - Die wahren Herrscher des Erdmittelalters  

erstellt am
28. 11. 06

Wien (nhm) - Zum Thema: Ammoniten- die wahren Herrscher des Erdmittelalters findet am Sonntag, den 10 Dezember um 9.00 Uhr, im Naturhistorischen Museum ein Kulturfrühstück mit Führung durch Dr. Alexander Lukeneder statt.

Ammoniten zählen zu den bekanntesten fossilen Meerestieren. In den Schausälen des Naturhistorischen Museums sind hunderte Exponate aus aller Welt versammelt. Ihre regelmäßige Spiralform und die markante Berippung faszinierten die Menschen schon seit Jahrtausenden. Die erstaunliche Formenvielfalt von normal aufgerollten bis zu den "freakigen" heteromorphen Formen, das oft massenhafte Auftreten und die teilweise enorme Größe der Ammoniten mit Durchmessern bis zu 2,5 Metern, faszinieren Jung und Alt berichtet Alexander Lukeneder, zuständig für das Mesozoikum (Erdmittelalter) am Naturhistorischen Museum Wien. Er erzählt, dass der zweitgrößte je in Österreich gefundene Ammonit ebenso ausgestellt ist wie auch unzählige einzigartige Exponate aus der ganzen Welt. Alexander Lukeneder führt während seiner Führungen und Vorträge am Museum durch die faszinierende Wunderwelt der Meeresbewohner im Erdmittelalter.

Vor 400 Millionen Jahren im Zeitalter des Devon entstanden die ersten Ammoniten. Ihre Blüte erlebten diese Weichtiere aber erst im Erdmittelalter zwischen 250 bis 65 Millionen Jahren vor heute. Von den mehr als 11.000 Arten an fossilen Kopffüssern stellen die Ammoniten mit 7000 Arten den Löwenanteil. Heute sind die Kopffüßer nur mehr mit bescheidenen 730 Arten vertreten. Trotz der Millionen von fossilen Ammonitenschalen weiß man nur wenig über das Aussehen der Tiere. Die Weichteile finden sich nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen. Die modernen Verwandten der Ammoniten sind die Tintenfische. Wesentlich entfernter steht ihnen der wohl bekannteste heute lebende Vertreter der Kopffüßer: der Nautilus. Der Bauplan dieses Meeresbewohners gleicht aber dem der Ammoniten. Ein gekammertes Gehäuse, durchzogen von einem Hohlstrang, durch den Gas und Körperflüssigkeit zwischen den Kammern geleitet wird. Dadurch wird das Auf- und Absteigen in der Wassersäule ermöglicht. Mit dem scharfen "Papageischnabel" zwischen den Fangarmen konnten die Ammoniten Stücke aus Aas beißen. Aus fossilen Mageninhalten ist bekannt, dass sie auch aktive Räuber waren, die Kleinlebewesen wie Krebse und Stachelhäuter aber auch Verwandte der eigenen Art verschlingen konnten. Sie selbst wurden von riesigen Meeresreptilien wie Mosasaurus oder Plesiosaurus gejagt.

Über 350 Millionen Jahre lang beherrschten Ammoniten die Urmeere. Gemeinsam mit einer Vielzahl von anderen Tieren starben sie am Ende des Erdmittelalters aus. Ihr allmählicher Niedergang in der jüngsten Kreidezeit erfolgte allerdings über einen längeren Zeitraum. Der Meteoriteneinschlag an der Wende von der Kreidezeit zur Erdneuzeit, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen, war daher vielleicht der letzte vernichtende Schlag aber sicher nicht die Ursache für das Aussterben der Ammoniten.

"AMMONITEN - HÖRNER DER GÖTTER"
Der Ammoniten Spezialist Alexander Lukeneder erklärt: Der Name Ammonit geht auf Plinius den Älteren zurück (23-79 nach Chr.), der zum ersten Mal von "Ammonius cornua", den so genannten "Ammons-Hörnern" berichtet. Lange glaubten Historiker, dass sich Plinius dabei auf die aufgerollten und stark berippten Gehäuse von fossilen Ammoniten bezog. Tatsächlich dürfte er aber die verwitterten Fossilien von großen Schnecken aus Mokkatam in Ägypten beschrieben haben. Die großen, entrollten Schneckenfossilien erinnerten Plinius an die Hörner von Widdern. Diese Tiere waren dem ägyptischen Sonnengott Ammon heilig, der selbst mit Widdergehörn dargestellt wurde.

Da die Schnecken, die Plinius sah, in Europa kaum vorkommen, dafür aber Ammonitengehäuse sehr häufig sind, verschob sich die Bedeutung des Begriffs Ammonit ab dem Mittelalter.

Bevor die Wissenschaft die Natur der Ammoniten, als ausgestorbene Verwandte der Tintenfische erkannte, erklärte man die spiralig eingerollten Objekte auch als versteinerte Schlangen, so der Paläontologe Alexander Lukeneder. Um dies zu bekräftigen wurde den Fossilien oft ein Schlangenkopf geschnitzt. Der ausgestellte Schlangenkopf-Ammonit Coroniceras rotiforme stammt aus Württemberg in Deutschland und ist 200 Millionen Jahre alt. Er gelangte um 1564 in die Sammlung des Schlosses Ambras in Tirol und wurde während der Napoleonischen Kriege nach Wien transportiert. Er gehört zu den ältesten Schaustücken des Naturhistorischen Museums.
Ein weiteres geschichtsträchtiges Ausstellungsstück ist der so genannte "Kaiserammonit". Dieser findet sich auf dem Original Gemälde von Franz Messmer und Ludwig Kohl aus dem Jahre 1773, wieder. Dieses Kunstwerk ist ebenfalls am Naturhistorischen Museum ausgestellt und zeigt Kaiser Franz I Stephan von Lothringen mit seinen Gelehrten in seinem Naturalienkabinett. Vor sich auf einem Tisch liegend zeigt sich der berühmte "Kaiserammonit" der 170 Millionen Jahre alt ist und aus Frankreich stammt.

Anmeldung unbedingt erforderlich unter waswannwo@nhm-wien.ac.at oder (01) 521 77 276; Informationen: http://www.nhm-wien.ac.at/NHM/Geolog/lukeneder.htm
 
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