AUVA Pflegepreis Wien 2006 an Donaustädterin  

erstellt am
07. 12. 06

Vbgm. Grete Laska überreicht Preis an Margarete Navratil
Wien (rk) - Der AUVA-Pflegepreis ging heuer in Wien an die 69- jährige Margarete Navratil aus der Donaustadt. Der Preis wurde am 06.12. zum neunten Mal für die mehrjährige, aufopfernde Pflege eines nach einem Arbeitsunfalls dauerhaft Schwerverletzten im Familienverband vergeben. Der AUVA-Pflegepreis besteht neben einer Urkunde aus dem Bronze-Relief "Sonnenstiege" des Künstlers Prof. Horst Aschermann. Er wird ergänzt durch einen Erholungsurlaub in einem behindertengerechten Hotel, der von der Gewerkschaft Bau-Holz zur Verfügung gestellt wird. Vizebürgermeisterin Grete Laska und Ing. Johann Kaiser, Direktor der AUVA-Landesstelle Wien, hoben das Engagement von Margarete Navratil hervor.

31 Jahre Pflege
Ihr "sechster Sinn" verriet Margarete Navratil am Abend des 4. März 1975, dass ihr Mann Thomas einen Unfall gehabt haben muss. Ein Polizist brachte in der Nacht die Bestätigung. Durch einen Verkehrsunfall beim Ausliefern von Medikamenten in Pfaffstätten war die Halswirbelsäule des damals 25-jährigen schwer verletzt worden. Bereits im August 1975 kam Thomas Navratil wieder nach Hause. Damals konnte er auf Krücken gehen. Seither hat sich sein Gesundheitszustand drastisch verschlechtert. Selbstständig sind nur mehr Hände und Arme zu bewegen. Das Schlucken fällt immer schwerer, dass er ständig auf Hilfe angewiesen ist. Margarete Navratil wird von ihren erwachsenen Töchtern Gabriela, Adele, Bettina und Mireille kräftig unterstützt. Nach zwei Schlaganfällen und einer Lungenerkrankung ist auch ihr Aktionsradius eingeschränkt. Als Anerkennung für die aufopfernde und fürsorgliche Pflege ihres Mannes zu Hause erhält Margarete Navratil den AUVA-Pflegepreis 2006 für Wien.

Für diesen Preis werden alle BetreuerInnen, die einen schwerstversehrten Angehörigen nach einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit aufopfernd und lange Jahre zu Hause pflegen, nominiert. Die Auswahl der Pflegerin des Jahres erfolgt in einem mehrstufigen Bewertungsprozess. Auf Grund der Pflegedauer kam 2006 Margarete Navratil, die ihren Mann seit 31 Jahren (seit 1975) zu Hause betreut, als einzige in die engere Wahl.

Margarete und Thomas Navratil haben sich 1970 in einem Tanzlokal kennen gelernt, 1971 geheiratet und eine gemeinsame Tochter Mireille. Vier Mädchen hat Margarete in die Ehe mitgebracht. Gabriela, Adele und Bettina unterstützen ihre Mutter bei der Pflege und im Haushalt täglich. Trotz eigener Familie, Haustiere und insgesamt elf Kinder. Ein starkes Frauen-Team.

Die gelernte Tapeziererin Margarete Navratil hat bis 1995 ebenfalls gearbeitet und dazu verdient. Heute wäre dies nicht mehr möglich. Mit viel Lebensweisheit, Humor und dem Zuspruch ihrer Familie meistert sie auch weniger angenehme Stunden und Tage. Thomas Navratil, einer von rund 7.300 Schwerstversehrten nach einem Arbeitsunfall (rund 3.000 davon leben in Wien, Niederösterreich und Burgenland), machen vor allem die Verschlechterung seiner Beweglichkeit und der Dauerschmerz zu schaffen.

"So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen", meint die 69- jährige, die ihr lebenslustiges Lachen nicht verloren hat und deren Tagesablauf sich nach dem Befinden ihres Mannes richtet. Jedes Jahr fährt Thomas Navratil zur Rehabilitation ins AUVA- Zentrum Tobelbad. Diese Tage bieten seiner Frau Zeit, sich auszuruhen und "nichts zu tun" - so nicht Besuch kommt. Zuletzt waren die Navratils im Jahr 2001 auf Urlaub. Das bevorzugte Reiseziel solange sich Thomas Navratil noch besser bewegen konnte, war Afrika.
 
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