Die 7 Klaviersonaten von Viktor Ullmann  

erstellt am
07. 12. 06

Eric Chumachenco spielt die sieben Klaviersonaten von Viktor Ullmann
Salzburg (moz) - Bei Viktor Ullmann (1898-1944) handelt es sich um einen erstrangigen Komponisten, der ohne weiteres mit Größen wie Bartok, Stravinsky oder Schostakowitsch auf eine Stufe zu stellen ist, der aber durch politische Umstände beinahe fünfzig Jahre lang vergessen wurde. Der Jude, Antroposoph und Schönberg-Schüler galt im "Dritten Reich" gleichsam dreifach als "entartet". Er starb 1944 in Auschwitz. Mit Ausnahme der Oper "Kaiser von Atlantis" wurden seine Werke alle erst im Laufe der 90er Jahre uraufgeführt. So auch "Die sieben Klaviersonaten", die Konrad Richter in der Edition Schott herausgab, uraufführte und auf CD einspielte.

ZU DEN KLAVIERSONATEN
Da die meisten Werke Ullmanns verloren gegangen sind, bleiben die Klaviersonaten die alleinige vollständig erhaltene Gattung innerhalb seines Schaffens. Ullmann setzte mit diesen sieben Klavierwerken, die in den Jahren 1936-1944 entstanden sind, in seinem Gesamtwerk einen besonderen Schwerpunkt. Bereits in der 1. Sonate stellt er sein neues tonales Konzept vor, dem er sich bis zum Ende seines Lebens verpflichtet fühlte. Trotz allem hat jedes einzelne Werk ein ganz eigenes Gesicht. Viel Phantasie und Individualität in der Behandlung und Variierung tonaler, melodiöser und formaler Ideen und Einflüsse und ein stark emotionsgeladener, beinahe "mahlerischer" Ausdruck kennzeichnen jede Sonate auf ihre Weise. Man möchte kaum glauben, dass ein vor Lebenskraft geradezu berstendes Werk wie die 5. Sonate op. 45 ("Von meiner Jugend") und ein Werk wie die siebente und letzte Sonate, die besonders im 2. und 3. Satz große Tragik auf fast schostakowitschhafte Art ausdrückt, die uns aber mit der Schlussfuge eine klare Aufforderung zur Hoffnung und zur Bejahung des Lebens erteilt, in einer solch lebens- und schaffensfeindlichen Umgebung wie in einem KZ entstehen konnten!

ERIC CHUMACHENCO
Geboren als Sohn einer Musikerfamilie russischer Abstammung in Philadelphia, USA, aufgewachsen in der Schweiz, lernte Eric Chumachenco bereits vom Kindesalter an das Klavierspiel. Der junge Pianist studierte bei Sava Savoff am Konservatorium Zürich und bei Edith Picht-Axenfeld in Freiburg i. Br.; nach dem Lehrdiplom 1983 in Zürich setzte er seine Ausbildung bei Maria Curcio in London fort und schloss mit großem Erfolg bei Vitalij Margulis 1987 in Freiburg ab. Weitere Studien führten ihn zu Christoph Lieske an die Universität Mozarteum, Meisterkurse absolvierte er bei Nikita Magaloff, Homero Francesch und György Kurtág. Seit 1990 ist Eric Chumachenco als Liedbegleiter und künstlerischer Mitarbeiter der Gesangsklassen an der Universität Mozarteum tätig.

AUSSTELLUNG "MOZART IN THERESIENSTADT"
Die Ausstellung thematisiert in bewegender Weise das Musikleben in Theresienstadt von der Gründung des Lagers 1941 bis zu den letzten Transporten nach Ausschwitz 1944.

Mi, 13.12. und Do, 14.12., jeweils 19.30 Uhr, Kleines Studio
Mi, 13.12., 18.30 Uhr, Foyer: vorangehende Vernissage der Ausstellung "Mozart in Theresienstadt" von Dr. Jascha Nemtsov, Berlin
 
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