Geschichtsschreibung der EU in Schulbüchern  

erstellt am
07. 12. 06

Salzburg (universität) - Die Darstellung der Geschichte der Europäischen Union und der Europäischen Integration in Schulgeschichtsbüchern ist Thema eines internationalen Forschungsprojektes der Universitäten Salzburg, Greifswald und Stettin. Die Projektleitung in Salzburg hat der Forscher Christoph Kühberger von der Zentralen Arbeitsstelle für Geschichtsdidaktik, Fachbereich für Geschichts- und Politikwissenschaft.

Die in den Büchern auffindbaren „fertigen Geschichten“ - Darstellungen der Vergangenheit - haben oft den Charakter der „absoluten Wahrheit“, in dem sie einseitige Vorstellungen und Bewertungen der Vergangenheit wiedergeben, die sich wiederum im Verlauf der Zeit verfestigen. Genau an dieser Stelle setzt das Projekt „Inventing the EU“ (Europäische Union erfindend) an und versucht den Rekonstruktionscharakter der Geschichten offen zulegen. Ziel ist es, einen Leitfaden für den Umgang mit der Geschichte der EU seit dem zweiten Weltkrieg in der Schulpraxis zu gestalten.

Den historischen Narrationen wohnt immer eine Vergangenheitsinterpretation inne. Historische„Zitate“, die nicht zwangsläufig wissenschaftlich fundiert sind und oft aus anderen z.B. ökonomischen und politischen Gründen Verwendung fanden tragen zur Wahrnehmung der Vergangenheit bei und sind Teil der Geschichtskultur. Gerade Schulgeschichtsbücher tendieren dazu durch den ihnen oft zugeschriebenen Charakter der „absoluten Wahrheit“ einseitigen Vorstellungen und Bewertungen der Vergangenheit zu verfestigen. Es gilt sie daher im Projekt auf unterschiedliche Triftigkeiten hin zu überprüfen und den Rekonstruktionscharakter offenzulegen. Dies ist aus geschichtsdidaktischer Sicht besonders für die Sekundarstufe I von höchster Bedeutung, da Kinder bzw. Jugendliche zwischen 8 und 14 Jahren aufgrund ihres Entwicklungsstandes die Schulbuchtexte als Erzählungen ansehen und die hypothetische Rekonstruktion ausblenden (u. a. Selektivität, Partialität, Quellenproblematik etc.).

Die Projektgruppen vergleichen nicht nur die Schulbücher innerhalb eines Landes, sondern brechen die nationalstaatliche Perspektive durch die Vergleich der Bücher aller beteiligten Länder durch Blicke von außen. Das Projekt wird im Rahmen der „Geschichtswerkstatt Europa“ durchgeführt und wird vom Fonds für „Erinnerung und Zukunft“ in Kooperation mit den beteiligten Instituten finanziert.
 
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