AK-Studie zeigt starke Belastung von AbendschülerInnen  

erstellt am
08. 01. 07

Abendschulen für Berufstätige sind nicht erwachsenengerecht gestaltet - zwei Drittel haben Probleme beim Lernen
Wien (ak) - Eine Neugestaltung der Abendschulen für Berufstätige fordert die Arbeiterkammer. Denn zwei Drittel der über 17.000 AbendschülerInnen haben laut AK-Studie zum Teil große Probleme, weil Zeit zum Lernen fehlt, drei Viertel klagen über Mangel an Freizeit durch vier Jahre lang fünf Mal die Woche Lernen und Schulbesuch - zusätzlich zur Arbeit untertags. "Bis auf wenige Schulversuche müssen die Abendschulen für Erwachsene laut Lehrplan geführt werden wie die Schulen für Kinder und Jugendliche. Bereits erworbenes Wissen wird nicht anerkannt, berufsbedingte Unterbrechnungen bedeuten oft, dass jemand wieder von vorne anfangen muss", kritisiert Johanna Ettl, stellvertretende Direktorin der AK Wien. Die AK verlangt Verbesserungen: berufliches Vorwissen soll anerkannt werden, Schulversuche zur Gestaltung des Unterrichts in Modulen sollen ausgeweitet werden, und die Bildungskarenz für ArbeitnehmerInnen soll so gestaltet werden, dass berufstätige AbendschülerInnen öfter als bisher eine Auszeit zum durchgängigen Lernen bekommen.

Zwei Drittel der Berufstätigen an Abendschulen machen die AHS-Matura nach oder erwerben zusammen mit der HTL- oder der Handelsakademiematura zusätzliche Berufsberechtigungen. Knapp 17 Prozent besuchen eine Werkmeisterschule. Großteils ist der Besuch der Abendschulen gebührenfrei (Ausnahme: private Abendschulen). "Umso wichtiger sind diese Schulen für Berufstätige, die sich weiterqualifizieren oder bereits erworbene Qualifikationen durch ein Zeugnis bestätigen lassen wollen", sagt Johanna Ettl, "und es ist wichtig, dass die Belastungen an Abendschulen gemildert werden."

An den Abendschulen ist laut Lehrplan fünf Mal die Woche Unterricht, und das vier Jahre lang (an den Werkmeisterschulen vier Mal die Woche zwei Jahre lang). Bis auf wenige Schulversuche muss an den Abendschulen unterrichtet werden wie in normalen Schulen. Laut AK-Studie haben vor diesem Hintergrund zwei Drittel (66 Prozent) zum Teil große Probleme mit dem Lernen. Drei Viertel (75 Prozent) klagen in der Folge über Probleme durch den Mangel an Freizeit. Immerhin 37 Prozent der berufstätigen AbendschülerInnen mit Kind haben zu wenig Zeit für die Kinder. Der Zeitaufwand für die Wegstrecken ist für 40 Prozent ein Problem, 30 Prozent haben Probleme mit der Finanzierung.

Die Arbeiterkammer will eine erwachsenengerechte Umgestaltung der Abendschulen für Berufstätige: "Wer weiterlernt oder erworbenes Wissen durch Zeugnisse absichert, erbringt eine große Leistung für die eigenen Berufschancen und für die Chancen Österreichs im internationalen Wettbewerb", sagt Johanna Ettl. Die AK fordert

  • den Ausbau der Schulen für Berufstätige
  • die Neugestaltung des Unterrichts in Form von Modulen, um bereits vorhandene Kenntnisse und Kompetenzen besser anrechnen zu können; bestehende Schulversuche dafür sollen ausgebaut werden
  • Verbesserungen bei der Bildungskarenz für Berufstätige - sie soll unter anderem auch in einmonatigen Blöcken genommen werden können (Minimum derzeit: drei Monate)
  • erwachsenengerechte Gestaltung des Unterrichts etwa in Lerngruppen, Tutorien, Selbstlernelementen und Projekten
 
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