AAC-FACKEL - 1000 User nach knapp 72 Stunden  

erstellt am
05. 01. 07

Die AAC-FACKEL ist seit Jahresbeginn im Internet kostenfrei zugänglich. Nach knapp 72 Stunden online hat sich bereits der 1000. User erfolgreich registriert
Wien (öaw) - Karl Kraus hat Österreich mit der Herausgabe der Zeitschrift DIE FACKEL reich beschenkt: als Herausgeber der von Anfang April 1899 bis zum Februar 1936 in 922 Nummern und 415 Heften in Wien erschienenen Zeitschrift DIE FACKEL. Von 1912 an als der alleinige Verfasser ihres Textes wie ihrer Umschlagsnotizen, hat der am 28. April 1874 geborene, am 12. Juni 1936 verstorbene Karl Kraus, "ce très noble écrivain autrichien", der Wiener Schriftsteller aus "Ji*ín in Böhmen", der der deutschen Literatur als Außenseiter angehörte, einen mehr als 22.500 Seiten umfassenden Text geschaffen, der in der deutschsprachigen Literatur einzigartig ist.

Es ist ein Text mit vielen fremden Beiträgen und zahllosen Sätzen und Worten anderer, der dennoch des Herausgebers eigenes Werk ist, ein sprachschöpferisches und sprachkritisches Dokument, das vom Ausgang des 19. Jahrhunderts über die Balkankriege und den Ersten Weltkrieg, vom Wilhelminischen Kaiserreich und von der Habsburgermonarchie über die Weimarer Republik und Österreichs Erste Republik bis zum österreichischen Ständestaat und zum "Dritten Reich", vom so genannten Fin de Siècle bis zur Welt der Hakenkreuzler ein Ganzes ist.

Den "ersten Schriftsteller unserer Zeit“ hat Bertolt Brecht ihn 1934 genannt: Karl Kraus hat mit den 37 Jahrgängen der FACKEL der Nachwelt ein Riesenwerk überliefert. Der Fünfundzwanzigjährige begründet seine Zeitschrift mit dem Vorsatz, "Clubfanatikern und Fractionsidealisten“ die Stirn bieten zu wollen. Als Ende Juli 1934 die Leser darüber Auskunft erhalten, "Warum die Fackel nicht erscheint", erläutert der Sechzigjährige seinen Satz "Mir fällt zu Hitler nichts ein" mit der Bemerkung, dass es Übel gibt, vor denen, "was man die Stirn bieten nennt", "aufhört eine Metapher zu sein", weil das Gehirn hinter dieser Stirn, "das doch an solchen Handlungen seinen Anteil hat", keines Gedankens mehr fähig ist: "Ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen".

DIE FACKEL nach 70 Jahren online
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat - 70 Jahre nach dem Tod von Karl Kraus und dem Freiwerden der Urheberrechte am 1. Jänner 2007 - dieses Geschenk der FACKEL an die weltweite Öffentlichkeit im Internet weitergegeben. Ein Online-Zugang in die Datenbank ist nach Registrierung und Akzeptieren der Nutzerbedingungen kostenfrei möglich. Die digitale Online-Edition der FACKEL wurde in der Unternehmung AAC-Austrian Academy Corpus der ÖAW als Online-Edition texttechnologisch aufbereitet. Die Grundlage für die Online-Ausgabe war eine Volltextdatei der FACKEL, die bereits in den frühen 90er Jahren für die lexikographischen Arbeiten im Programm "Wörterbuch der Fackel" unter der Leitung von Werner Welzig erstellt wurde. Die Kooperation verschiedener Einrichtungen innerhalb der ÖAW und die Nutzung von Synergien im neu gegründeten »Zentrum Kulturforschungen« der philosophisch-historischen Klasse hat diese Online-Edition wissenschaftlich und technologisch ermöglicht.

Die AAC-Fackel online zeichnet sich in der ersten Publikationsphase durch die gleichwertige Betonung von Lese- und Suchfunktionen des digitalen Volltextes aus. Ziel dieser digitalen Edition ist es unter anderem, dem User zu ermöglichen, die einzigartige sprachliche, literarische und satirische Qualität des FACKEL-Textes lesend und lernend zu erfahren und diese auch zu respektieren und darüber hinaus, diesen umfangreichen Text durch verschiedene Suchmöglichkeiten und Register sinnvoll erschließen zu können. Neben zahlreichen Möglichkeiten der Volltextsuche und der Suche über Wortformen-Register gibt es das Inhaltsverzeichnis zur FACKEL, das für die AAC-Fackel neu erstellt wurde, auf der Basis der Angaben von Karl Kraus in der FACKEL und der Inhaltsverzeichnisse, die von ihm nachträglich für die Quartalsbände der FACKEL erstellt wurden. Die vollständige Bild-Beigabe aller Textseiten als Faksimiles (Images) ermöglicht die quelleneditorisch korrekte Zitierung der Texte.
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AAC - Austrian Academy Corpus: AAC-FACKEL
Online Version: »Die Fackel. Herausgeber: Karl Kraus, Wien 1899-1936«
AAC Digital Edition No 1
http://www.aac.ac.at/fackel
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Die Online-Ausgabe ermöglicht darüber hinaus die permanente Verbesserung und Ergänzung des Textes und der Funktionen. In absehbarer Zeit werden den Nutzern mehrere neue Register und Indices online in der AAC-FACKEL zur Verfügung gestellt (u.a. Register aller Zeitungs- und Zeitschriftentitel, die in der FACKEL erwähnt sind; Verzeichnis der von Kraus korrigierten Fehler in der FACKEL; Verzeichnis weiterer Fehler in der FACKEL, die von Karl Kraus nicht mehr korrigiert wurden; ein Verzeichnis von verschiedenen FACKEL-Ausgaben (z.B. verursacht durch Konfiskation und Zensur), ein Verzeichnis der Beilagen zur FACKEL, ein Verzeichnis der Illustrationen sowie Verzeichnisse der Sonderhefte und Sonderausgaben. In Vorbereitung ist ferner ein vollkommen neu erstelltes Namenregister mit mehreren Teilen: Auf der Grundlage des Personennamenregisters von Franz Ögg wird ein grundsätzlich überarbeitetes und stark erweitertes Register aller Personennamen in der FACKEL erstellt. Ferner wird es ein Register der in der FACKEL genannten Institutionen und der fiktiven Namen geben sowie ein Werktitel-Verzeichnis.

Die ÖAW ist der Grundlagenforschung verpflichtet. Die Online-Publikation der AAC-Fackel zeigt, dass auch die Grundlagenforschung in den Geisteswissenschaften ganz konkrete Anwendungen für die allgemeine Öffentlichkeit liefern kann. Diese Digitale Edition der AAC-FACKEL ist entstanden, weil die Republik Österreich und die Gemeinde Wien ein langfristiges Wörterbuch-Programm zur FACKEL ermöglichen und weil auf Empfehlung des Rates für Forschung- und Technologieentwicklung und durch die Unterstützung des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur das AAC-Austrian Academy Corpus in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften etabliert werden konnte, das der Corpusforschung, Computerphilologie und Texttechnologie verpflichtet ist.
 
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