Forschung über neue Energietechnologien bei den Europäern hoch im Kurs  

erstellt am
09. 01. 07

Brüssel (eu-int) - 60 % der EU-Bürger meinen, dass die Energieforschung ein Schwerpunkt der Europäischen Union sein sollte. Dies geht aus einer Eurobarometer-Umfrage hervor, die die Europäische Kommission am 08.01. veröffentlicht hat. Der Bericht zeigt auch, dass die Europäer gegenüber erneuerbaren Energieträgern sehr positiv eingestellt sind. Für die Zukunft erwarten die Europäer einen Rückgang des Einsatzes fossiler Brennstoffe, die durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden sollen. Außerdem hat die Kommission einen wissenschaftlichen Bericht veröffentlicht, der den Energieverbrauch bis zum Jahr 2050 in Augenschein nimmt. Darin werden mehrere künftige Szenarien untersucht, darunter eine entschiedene Begrenzung des Kohlenstoffausstoßes und die Entwicklung von Wasserstoff als Energieträger. In beiden Szenarien kommt den erneuerbaren Energieträgern und der Kernenergie eine wachsende Bedeutung zu und beide gehen von Fortschritten bei der Technologieentwicklung aus, etwa in den Bereichen Kohlenstoffabscheidung und –speicherung, Niedrigenergiehäuser, Fahrzeuge mit niedrigem Abgasausstoß und Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren und nuklearen Quellen.

„Die Europäer sind sich bewusst, dass das Energiesystem der Zukunft entscheidend von neuen Technologien geprägt sein wird, und sie erwarten eine stärkere europaweite Zusammenarbeit bei der Entwicklung solcher Technologien”, so Janez Potoc(nik, EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung. „Auf EU-Ebene werden wir in den nächsten sieben Jahren über 6 Milliarden € in die Energieforschung investieren. Wir werden mit den Mitgliedstaaten und der Industrie gemeinsam daran arbeiten, dass diese Investitionen optimalen Nutzen bringen.”

In der Eurobarometer-Umfrage konnten sich die Befragten zu einer Reihe von Themen äußern, die mit der energiepolitischen Zukunft Europas zusammenhängen. Den Europäern sind viele der Herausforderungen dieses Politikbereichs durchaus bewusst: Energiepolitische Abhängigkeit und Energiemix aus fossilen Brennstoffen, erneuerbaren Energieträgern und Kernenergie sind für sie kein Fremdwort. Die Umfrage untersucht Einstellungen und Verhaltensmuster hinsichtlich des Energieverbrauchs und zeigt auf, dass die Mehrheit (54 %) die Verringerung des Verbrauchs als Priorität ansieht. Ferner wird in der Umfrage deutlich, dass die Energiepreise die Europäer mit Sorge erfüllen: 33 % der Befragten meinten, dass ihnen beim Thema Energie die Preise als erstes in den Sinn kämen, und 76 % vertreten die Auffassung, dass sich die Energiepreise in den nächsten drei Jahren verdoppeln werden.

Veröffentlicht wurde heute auch eine Forschungsstudie, die Wissenschaftler aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Polen wie auch die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission durchführten. Die WETO-H2-Studie erarbeitet eine Referenzprojektion des Weltenergiesystems im Jahr 2050 und nimmt zwei verschiedene Szenarien in Augenschein: zum einen die Begrenzung des Kohlenstoffausstoßes und zum anderen die Entwicklung von Wasserstoff als Energieträger. Im Referenzfall verdoppelt sich der Energieverbrauch bis 2050. Die Erdöl- und Erdgaslieferungen erreichen einen Mittelwert, d.h. es wird weder eine Spitze beim Erdöl noch im Übermaß vorhandenes, billiges Öl und Gas geben.

Auf die Entwicklungsländer entfallen zwei Drittel des weltweiten Energieverbrauchs, und Kohle wird wieder zu einer wichtigen Elektrizitätsquelle. Bei diesem Referenzfall werden die weltweiten CO2-Emissionen über dem Niveau liegen, das in Europa als auf Dauer tragbar angesehen wird, d.h. die Durchschnittstemperaturen auf der Erde werden die Werte vor der Industrialisierung um 2°C übersteigen, obschon die europäischen Emissionen um 10 % niedriger sein werden als heute und 70 % der Elektrizität in Europa aus kohlenstofffreien Quellen gewonnen werden wird (erneuerbare und nukleare Quellen, Quellen mit Kohlenstoffabscheidung und –speicherung). Beim Szenario der Begrenzung des Kohlenstoffausstoßes geht es um die Folgen von viel ehrgeizigeren Strategien zur Eindämmung der CO2-Emissionen, die zunächst in den Industrieländern und später dann in den Entwicklungsländern ergriffen werden. In diesem Szenario wird von einer raschen Einführung erneuerbarer Energieträger und der Kernenergie und von Fortschritten bei den Energietechnologien ausgegangen. Das Wasserstoff-Szenario setzt zusätzliche Durchbrüche voraus, die die Rentabilität der Waserstofftechnologien steigern. Dadurch kann die Waserstoffproduktion, von der 90 % aus kohlenstofffreien Quellen stammt, zwischen 2030 und 2050 um das Zehnfache gesteigert werden. Bei diesem Szenario wird Wasserstoff ein Drittel des Energieverbrauchs im Verkehrssektor liefern.
 
zurück