EU bescheinigt Österreichs Kreditwirtschaft besonders günstiges Preis-/Leistungsverhältnis  

erstellt am
18. 01. 07

Pichler: Umsetzung der neuen Zahlungsdienste-Richtlinie kostet die heimischen Banken 136 Mio Euro jährlich (McKinsey-Studie)
Wien (pwk) - Die Qualität der österreichischen Zahlungsverkehrsdienstleistungen ist im europäischen Vergleich besonders hoch und für die Kunden zählt Österreich mit Belgien, Niederlande und Irland zu den preisgünstigsten Ländern in Europa. Dies bestätigt die Europäische Kommission in ihrem jüngsten Arbeitspapier über die Auswirkungen der Überweisungsverordnung im Inlands- und Auslandszahlungsverkehr. Das Preis/Leistungsverhältnis, welches Zahlungsverkehrskunden in Österreich genießen, ist besser als in den meisten europäischen Ländern, stellt der EU-Bericht der österreichischen Kreditwirtschaft ein gutes Zeugnis aus.

Erklärtes Ziel auf europäischer Ebene ist es, im Rahmen des Binnenmarktes für Finanzdienstleistungen einen einheitlichen Zahlungsverkehrsraum (SEPA) zu schaffen, wobei bereits 2008 die entsprechenden Systeme neben den bestehenden verfügbar sein sollen. „Mit diesem Projekt sind eine Reihe von weiteren Verbesserungen für die Kunden verbunden“, stellt der Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung, Herbert Pichler, fest. „So etwa ein einheitliches europäisches Lastschriftverfahren, einheitliche Standards, höhere Rechtssicherheit und raschere Abwicklung.“ Andererseits verlange das Projekt SEPA aber auch hohe Investitionen in neue Systeme und Prozesse. Die österreichische Kreditwirtschaft unterstütze die Bemühungen in Richtung rascherer, sicherer und kostengünstigerer Überweisungen in Europa, so Pichler, der allerdings auch darauf hinweist, dass alle EU-Vorgaben mit erheblichen Investitionen verbunden sind und die regionale Versorgungssicherheit nicht leiden dürfe.

Als Ergänzung zum SEPA-Projekt hat die EU-Kommission einen Richtlinienvorschlag für „Zahlungsdienste im Binnenmarkt“ vorgelegt, der bestehende technische und rechtliche Hindernisse bzw. Unterschiede in den einzelnen Ländern abbauen soll. „Der Rechtsrahmen, der sich derzeit im Entscheidungsstadium in Brüssel befindet, bringt den Kunden einige weitere Vorteile, wie erweiterte Informationen, zusätzliche Haftungsverpflichtungen der Kreditinstitute und eine Verkürzung der Ausführungszeit. Andererseits sind auch eine Reihe von Zusatzverpflichtungen enthalten, die einen hohen Aufwand für die Kreditinstitute bedeuten, wo der Zusatznutzen für den Kunden im Verhältnis zu den Kosten nicht gegeben ist“, erklärt Pichler.

Entschieden wendet sich die Bundessparte vor allem gegen den im neuen Rechtsrahmen geplanten erleichterten Zugang für Zahlungsanbieter ohne Bankkonzession. Pichler warnt vor entstehenden Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Kreditinstitute und einem möglichen Verlust des Kundenvertrauens, wenn derartige Anbieter ihre Verpflichtungen nicht erfüllen können, ohne dass entsprechende Sicherungsmechanismen existieren. Kritik dazu wird auch aus anderen Ländern laut, wie z.B. aus Deutschland, Italien und Frankreich.

Weiters würden die umfangreichen Informationspflichten, die zu beachtlichen Kostenbelastungen führen, selbst kundige Nutzer von Zahlungsdiensten schlichtweg überfordern, so der Bundesspartengeschäftsführer.

Ebenso kann eine neue Haftungsobergrenze von 150 Euro für Kunden bei Kartenverlust dazu führen, dass wegen des geringen Haftungsrisikos missbräuchliche Verfügungen durch eine verspätete oder unterlassene Sperrung von Zahlungskarten bei Verlust ansteigen. Sorgfältige Kunden müssten so letztlich für Schäden, die durch Missbrauch oder mangelnde Sorgfalt entstünden, aufkommen.

Die Bundeskreditsparte hat das Beratungsunternehmen McKinsey beauftragt, die Kostenauswirkungen des neuen Richtlinienvorschlages für den Zahlungsverkehr in Österreich zu analysieren. Das Ergebnis: Mit der Umsetzung des neuen Rechtsrahmens sind jährliche Kosten von rund 136 Mio Euro und Einmalinvestitionen von 11 Mio Euro verbunden. „Zu diesen Kosten kommt hinzu, dass der neue Rechtsrahmen für den Zahlungsverkehr nur einen Ausschnitt aus dem Großprojekt SEPA darstellt, dessen Investitionskosten in Europa einen Einmalaufwand von 5 bis 10 Mrd Euro ausmachen dürfte“, macht Pichler aufmerksam. Auf den österreichischen Markt heruntergebrochen, werde sich dieser auf 150 bis 250 Mio Euro belaufen.

Die österreichische Kreditwirtschaft stellt sich hinter die Bemühungen der EU den Zahlungsverkehr in Europa kostengünstiger und sicherer zu gestalten, fasst Pichler zusammen. Es war aber immer klar, dass ein Land wie Österreich dabei von der europäischen Entwicklung im technischen Bereich abhängig ist. Wichtig sei es, stets auch die hohen Kostenauswirkungen von neuen Regelungen vorweg abzuschätzen. Mit ins Kalkül zu ziehen ist aber auch, dass das Gesamtergebnis des österreichischen Zahlungsverkehrs für die Anbieter nach wie vor nicht kostendeckend und deutlich negativ ist.
 
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