Potenzial der Schiene beim Gütertransport besser ausschöpfen  

erstellt am
25. 01. 07

Haslauer: Beim EuRegio-Projekt "InnoVersys" konnten die wichtigsten Akteure integriert werden
Salzburg (lk) - "Das große Potenzial der Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene wird durch mangelnde Integration der Wirtschaft und fehlende Information bei der Wirtschaft nicht annähernd ausgeschöpft." Das betonte Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer am 25.01. bei einem Informationsgespräch der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein zum Thema "InnoVersys" – Innovative Verkehrssysteme für die Wirtschaft in der EuRegio – Interreg-IIIA-Projekt.

Der Freistaat Bayern, das Land Salzburg und mehr als 200 Unternehmen arbeiten seit September 2006 gemeinsam an einer Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf die Schiene. Die Zusammenarbeit erfolgt über das von der EU geförderte EuRegio-Projekt "InnoVersys". Ziel des Projektes ist die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung. Dazu zählen auch Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des Verkehrsträgers Schiene für die verladende Wirtschaft und für Logistik-Dienstleister. Das Arbeitsgebiet des Projektes umfasst die bayerischen Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein, Teile von Altötting und das Bundesland Salzburg.

"Der Kosten- und Leidensdruck bei den Auftraggebern und Transporteuren erhöht sich auf der Straße zunehmend und bewirkt eine Steigerung des Interesses und der Nachfrage nach Schienenangeboten", so Haslauer weiter. "Offensichtlich leidet die Logistikbranche in Salzburg massiv unter Raumnot. Um die hohe Standortqualität, das heißt gute Erreichbarkeit sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene, zu erhalten, ist dringend die Bereitstellung zusätzlicher Flächen mit optimaler Anbindung an das hochrangige Schienen- und Straßennetz erforderlich."

17 Unternehmen aus Bayern und Salzburg zahlen mit
Ziel sei es in einem ersten Schritt, durch Befragung der Wirtschaft im Salzburger Zentralraum und im angrenzenden EuRegio-Gebiet festzustellen, inwieweit das Bewusstsein der Wirtschaft geweckt werden könne und Bereitschaft zu handeln gegeben sei. Bei "InnoVersys" sei es gleich zweifach gelungen, die wichtigsten Akteure zu integrieren, sagte Haslauer. Mehr als 200 Unternehmen haben in einer persönlichen Befragung zu Potenzialen und Voraussetzungen einer Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene Stellung bezogen. Insgesamt bezahlen 17 private Unternehmen aus Bayern und Salzburg jeweils einen vierstelligen Betrag als Unterstützung für das Projekt.

Beim Projekt "Innoversys" gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Bayern und Salzburg sowie zwischen Politik beziehungsweise Verwaltung und der Wirtschaft mit direktem und rasch in wirtschaftlichen Zahlen messbarem Nutzen für beide Seiten. Die Zusammenarbeit von Wirtschaftsförderung, Verkehrsplanung und Raumplanung vor allem im Salzburger Zentralraum sei ein Gebot der Zeit, so Haslauer.

Das Projektvolumen beträgt rund 240.000 Euro, wovon die Hälfte von der Europäischen Union über das Förderprogramm Interreg IIIA getragen wird. Projektträger sind in Österreich das IDZ-Logistik mit Sitz in Neumarkt am Wallersee und in Bayern die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berchtesgadener Land. Die nationale Finanzierung tragen 17 Wirtschaftsunternehmen aus Bayern und Salzburg sowie die Projektpartner Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Technologie und Verkehr, Land Salzburg – Fachabteilung 6/7 Verkehrsplanung, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Industriellen-Vereinigung Salzburg, Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, Wirtschaftskammer Salzburg und EuRegio. Das Projekt wird mit Geldern aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung EFRE (Interreg) von der EU gefördert.

Erste Ergebnisse nach vier Monaten
Als Gutachter arbeiten die Firma RMB – Rudolf Mayer Beratungsgesellschaft mbH (Prien am Chiemsee) und Pro-Concept (Oberrohrbach, Niederösterreich) an "InnoVersys". Projektleiter ist Friedrich Gitterle. Das Projekt wurde im September 2006 gestartet und endet im Oktober 2007. Nach nur vier von insgesamt 13 Monaten Laufzeit können bereits erste Ergebnisse und Umsetzungsmaßnahmen von "InnoVersys" bekannt gegeben werden.

Neben der konkreten Umsetzung von Maßnahmen hat das "InnoVersys" für Bayern und Salzburg noch einen weiteren Vorteil: Es dient den Landesbehörden als wichtiger Impulsgeber für die zukünftige Gestaltung von Rahmenbedingungen des Gütertransportes auf Schiene und Straße. Dazu zählen beispielsweise die zukünftige Förderpolitik für Gleisanschlüsse oder Antworten auf Standortfragen für Terminals.

Im Anschlussbahnkonzept des Landes sollen Fragen wie: "Wo sollen Schwerpunkte bei der Investition und Förderung von Anschlussbahnen im Land und EuRegio-Raum gesetzt werden?"; "Wie sind bestehende Anschlussbahnen genutzt, wo gibt es dort Verbesserungsbedarf und -möglichkeiten?"; "Welche Handlungsnotwendigkeiten in punkto Freihaltung oder Erschließung bestehen daraus für die Raumplanung des Landes?" oder "Welche Strategie soll vom Land bei Schnittstellen Schiene/Straße wie Terminals verfolgt werden?". Im gesamten Untersuchungsgebiet gibt es nur zwei Terminals für den kombinierten Verkehr, von denen sich beide auf Salzburger Seite befinden; und zwar ein Terminal für die Rollende Landstraße direkt in der Stadt Salzburg am Frachtenbahnhof in der Lastenstraße und ein Container-Terminal in Wals-Siezenheim.

Die Rollende Landstraße ist an das Straßennetz sehr schlecht angebunden, was dazu führt, dass die zu- und abfahrenden Lkw durch dicht besiedeltes Gebiet in der Stadt Salzburg fahren müssen. Es stellt sich die Frage, ob der Region ein erweiterter Container-Terminal in Salzburg-Liefering genügt, oder ob zusätzliche kleinere regionale Terminals zum Beispiel in Puch-Urstein, Traunstein oder Berchtesgaden gebraucht werden.

Beispiele für konkrete Maßnahmen
Beim Gewerbegebiet Siezenheim und der Anschlussbahn Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim ist vor allem die Anbindung an das Schienennetz aus Richtung Deutschland stark verbesserungsbedürftig, um die bahnbetriebliche Effizienz und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wegen der Grenznähe die Infrastrukturbetreiber (Deutsche Bahn und Österreichische Bundesbahn) auf betrieblicher Ebene kooperieren. Dadurch könnten die Kosten des Güterverkehrs in diesem Bereich massiv sinken, während die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber dem Lkw steigt. Das Rangieren der Züge im Güterbahnhof Salzburg-Gnigl und damit die Blockade wichtiger Bahntrassen im Nahbereich des Hauptbahnhofs entfallen.

Gemeinsam mit namhaften Speditionen wird zwischen Salzburg und Wien ein neuer Zug des kombinierten Verkehrs, auf dem Wechselaufbauten transportiert werden, entwickelt. Ziel dabei ist, mit einem täglichen "Nachtsprung" eine leistungsfähige und zeitlich attraktive Güterverkehrsverbindung, auf der auch die in der Logistik wichtigen Wechselaufbauten transportiert werden können, aufzubauen. In der Projektarbeit mit der Wirtschaft hat sich gezeigt, dass auf diesem Gebiet ein hoher Bedarf besteht und mit einer derartigen Nachtverbindung ein beachtlicher Teil des Straßengüterverkehrs zwischen den beiden Wirtschaftsräumen verlagert werden kann. Zur Minimierung des Auslastungsrisikos des neuen Zugs stellen die Speditionen bereits einen Großteil des nötigen Transportaufkommens bereit.

Rascher Erfolg des Projekts
Der Grund für die ersten raschen Erfolge von "InnoVersys" liegen für Landeshauptmann- Stellvertreter Haslauer "zum einen in der Tatsache begründet, dass die Themen Verkehrsverlagerung und Gütertransportbedarfe länderübergreifend in Angriff genommen und damit durch die Staatsgrenze bedingte Barrieren abgebaut werden. Zum anderen ist die Wirtschaft aktiv in das Projekt eingebunden. Das stellt ein absolutes Novum in einem öffentlichen Verkehrsprojekt dar und fördert die hohe praktische Umsetzungsorientierung. Konkret wurden mehr als 200 Unternehmen der verladenden Industrie und der Logistik aus Salzburg und dem südöstlichen Oberbayern von den Gutachtern persönlich befragt und konkret in die Entwicklung von Umsetzungsmaßnahmen eingebunden", so Haslauer.

"Das Projekt 'InnoVersys' zeigt, dass die ausschließliche Investition in Schieneninfrastruktur nicht automatisch zu einer Verlagerung von Güterverkehr vom Lkw auf die Bahn führt", so Haslauer. "Gütertransport auf der Schiene ist ein komplexes Unterfangen und mit den einfachen Prozessen des Lkw-Transportes nicht zu vergleichen. Nur wenn alle Beteiligten der Transportkette das System Bahn verstehen und ihre Prozesse entsprechend anpassen, kommt es zur gewünschten Verlagerung bei wettbewerbsfähigen Kosten. Das wird durch 'InnoVersys' unterstützt."
 
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