Alfred Worm ist gestorben  

erstellt am
05. 02. 07

Bundeskanzler Gusenbauer: Er war die Personifikation der journalistischen Integrität und streitbarer Anwalt für eine saubere Gesellschaft
Wien (bpd) - „Die Nachricht vom Tod Alfred Worms hat mich, wie viele andere, die sein journalistisches Werk schätzten, zutiefst erschüttert. Er war über Jahrzehnte hindurch nicht nur einer der profiliertesten Journalisten Österreich. Er war auch mehr als ein bloßer Chronist von Ereignissen. Er hat sich stets und vordringlich als Anwalt für eine Gesellschaft verstanden, in der das Gesetz und nicht die Macht bestimmend sein sollten. Sein legendärer Einsatz für Gerechtigkeit, sein Verständnis für einen sauberen Staat und sein Kampf gegen Korruption haben die österreichische Innenpolitik entscheidend gewandelt. Sein Auftreten, das zunächst als Kampf gegen die Windmühlen erschien, hat tatsächlich die Macht dieser Windmühlen unter Beweis gestellt. Seine Energie war es, die ein neues öffentliches Bewusstsein erzeugten. Alfred Worm wollte nie bequem sein, denn das widersprach seinem Berufsgeist. Aber er sah sich auch nie als Sensationsjournalist. Bei ihm war immer klar, dass er Skandale verabscheute und aus diesem Geist heraus verfasste er seine Geschichten, die inzwischen längst Geschichte geworden sind. Er konstruierte sie nicht, sondern sie waren in den Fakten vorgegeben. Alfred Worm war kein Spekulant auf der Gerüchtebörse des Journalismus. Er recherchierte und stellte Fakten zusammen, Fakten die für sich sprachen. Er hat ihnen seine Formulierungskunst hinzugefügt und damit dem Journalismus in Österreich einen neuen Stellenwert gegeben. Alfred Worm war tatsächlich ein Vertreter der vierten Macht. Er hat diese Macht aber niemals ausgenützt oder unverhältnismäßig eingesetzt. Er setzte stattdessen lieber Grenzen. Diese Grenzen waren Anstand, Diskretion, Unbestechlichkeit und Wahrheit. Dafür wurde er vielfach ausgezeichnet. Sein Vermächtnis liegt in seiner Grundhaltung, die zu all diesen Auszeichnungen geführt hat. Österreich hat durch seinem Tod seine Galionsfigur des kritischen Journalismus verloren“, so Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der der Familie des Verstorbenen gegenüber sein tief empfundenes Beileid aussprach.
 
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