8. Internationales Akkordeonfestival Wien  

erstellt am
01. 02. 07

Von 24. Februar bis 25. März 2007
Wien (akkordeonfestival) - Alle Jahre wieder - verführt das ungewöhnlichste und facettenreichste Musikfestival Wiens zu unvergesslichen Vormittagen, Nachmittagen und Abenden. Vor zehn Jahren hätte man vielleicht noch darüber gespottet, ein ganzes Monat einem, noch dazu unterschätzten Instrument zu huldigen. Doch Friedl Preisl und das Akkordeon-Festival-Team konnten bald davon überzeugen, dass sich in den Bälgen der Ziehharmonika alle kontemporären Stile und Genres zuhause fühlen, ja, dass das Festival selbst zum Treffpunkt eines distinguierten Hedonismus taugte.

200 KünstlerInnen aus 27 Ländern mit 30 Konzerten (davon 12 Doppelkonzerte) bietet das Internationale Akkordeonfestival Wien 2007.

Errungenschaften des letzten Jahres werden beibehalten, ausgebaut und variiert, wie die Entertainment-Schiene für Kinder namens "Magic Afternoon" im DschungelWien, der "Filmbrunch" (diesmal mit Livemusik zu Stummfilmklassikern) und der Literatursalon.

Besondere Tendenzen und Schwerpunkte zeichnen sich wie folgt ab:

Das Dreigestirn des heimischen Quetschenhimmels Otto Lechner, Krzysztof Dobrek und Martin Lubenov leuchtet auch diesmal wieder, allerdings mit jeweils neuen Repertoires, weitere Fixsterne desselben Himmels wie Klaus Paier, Barbara Faast, Sascha Shevchenko sind auch (wieder) mit von der Partie.

Mit Paul Schuberth (12 Jahre) stellt das Akkordeonfestival seinen bislang jüngsten Künstler vor (so wie es letztes Jahr mit dem 81-jährigen Hannes Thanheiser seinen bislang ältesten Künstler zu Gast hatte).

Quetschenrelevanten Genres wird zwar die Treue gehalten, doch deren Verästelungen in atypischen Neben- und Weiterentwicklungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Jüdische Musik weicht heuer hörbar vom Klezmerschema ab und zeigt sich als "Radical Jewish Culture", als panorientalisch-israelisch (Alp Bora, Daphna Sadeh & Koby Israelite) oder als liturgisch-modern (Lorin Sklamberg & Frank London).

Auch Tango und Verwandtes präsentiert sich in neuen Tonfarben. Das gilt für Klaus Paiers und Gerald Preinfalks Experimente ebenso wie für die Duette zweier Meister des Chamamé, Renato Borghetti und dessen Vorbild Raúl Barboza sowie Tangogitarren-Legende Ciro Perez (mit seinem Trio P.S.P.). Und als Krönung dieser Tendenz - der Kronprinz des Tango Nuevo: Pablo Ziegler.

Eine besondere Wertschätzung erfährt heuer das unterschätzte diatonische Akkordeon durch Ulrich Kodjo Wendt, den bereits erwähnten R. Borghetti, Marinette Bonnert & Pere Romaní, Riccardo Tesi (mit neuem Projekt) sowie das Hamon Martin Quartet und Johnny Connolly mit anspruchsvoller keltischer Musik. Und mit dem finnischen Ensemble Sväng wird offiziell die Mundharmonika in die Liste akkordeonfestivaltauglicher Hauptinstrumente aufgenommen.

Die Nordslawen sind repräsentiert durchs furiose Motion Trio, die exzentrische Evelyn Petrova und die wohl schrägste Girlieband Russlands: Iva Nova.

Südslawische, also Balkan-Grooves, kommen von Martin Lubenov, Adrian Gaspar, Parne Gadje (aus Amsterdam) und Kamenko (aus Lyon), wenngleich sich weitaus mehr InterpretInnen des Festivals von diesen Sounds beeinflussen lassen (wie etwa Fatima Spar & die Freedom Fries).

Balkan-Jazz-Anarcho Stian Carstensen zollt dieses Mal nicht Bulgarischem Tribut, sondern gemeinsam mit Violinen-Weltstar Beni Schmid und Georg Breinschmied den Legenden Fritz Kreisler und Django Reinhardt.

Und viele interessante heimische Künstler sind präsent: Die Chili Cheeps mit Juanita Neundlinger sowie Tini Trampler & die dreckige Combo erschließen ihre musikalische Welt von Mexiko und dem Süden der USA aus. Heinz Ditsch und Stefan Sterzinger sorgen für schrägen Underground, und Attwenger und Roland Neuwirth für undergroundig aufbereitete österreichsche Tradition.

Exotische Leckerbissen: Madagascar All Stars und Zamballarana aus Korsika.

Ja, bevor wir es vergessen, Rachelle Garniez aus New York beehrt uns auch wieder einmal, und so sei zum Abschluss auf die besonders hohe Dichte an weiblichen Interpreten hingewiesen (z. B. E. Scollo & C. Pfeifer, T. Trampler, B. Faast, Fatima Spar, J. Neundlinger, M. Bonnert, D. Sadeh, A. Wiehmann, E. Petrova, A. Bennent, V. Pfeil, M. Rahmann, M. Jessa, Iva Nova etc.), ein Ladie's Festival also.

Informationen: http://www.akkordeonfestival.at
 
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