Gedenken der Schüsse von Schattendorf  

erstellt am
31. 01. 07

Niessl: "Haben die Lehren aus der Geschichte gezogen"
Eisenstadt (blms) - Mit einer Kranzniederlegung und einem Symposion hat man am 30.01. der Schüsse von Schattendorf, die genau vor achtzig Jahren gefallen sind, gedacht. Am Grab von Josef Grössing in Schattendorf fand eine Kranzniederlegung durch Landeshauptmann Hans Niessl statt, um der Opfer der damaligen Zeit zu denken und die Erinnerung wach zu halten. Bei einem Symposion mit Vorträgen von Dr. Gerald Schlag und Ute Leonhardt wurden die Ereignisse von 1927 und deren politische Auswirkungen im Anschluss wissenschaftlich beleuchtet.

"80 Jahre nach den Schüssen von Schattendorf gedenken wir der Opfer, die diese Ereignisse gefordert haben. Bei aller Härte der politischen Auseinandersetzung, die wir erleben, kann gesagt werden, wir haben die Lehren aus der Geschichte gezogen. Es ist zu einem Selbstverständnis geworden, dass Konflikte verbal und nicht mit Gewalt ausgetragen werden. Wir werden weiterhin mit all unserer Kraft für Demokratie, für ein friedliches Miteinander eintreten", betonte der Landeshauptmann.

Das tragische Ereignis von Schattendorf vom 30. Jänner 1927 leitete indirekt jene Radikalisierung der österreichischen Innenpolitik ein, an deren Ende die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie und die Auflösung der Parteien stand.

Im Burgenländischen Landtag herrschte zwischen Sozialdemokaten und Christlichsozialen darüber Konsens, keine Wehrformationen zu gründen. Konflikte sollten mit Worten und nicht mit Waffen ausgetragen werden. Einige Jahre hielt diese Vereinbarung, aber ab dem Jahr 1925 wurden von dritter Seite erste Frontkämpfervereinigungen in den Bezirken Eisenstadt, Mattersburg und Oberpullendorf gegründet. Dem folgte der planmäßige Aufbau des republikanischen Schutzbundes. Reibereien und erste Schlägereien dieser "Privatarmeen" blieben nicht aus.

Die Konflikte wurden zahlreicher und heftiger und erreichten ihren ersten tragischen Höhepunkt am 30. Jänner 1927 in Schattendorf, als bei einer Auseinandersetzung zwischen Frontkämpfern und Schutzbündlern auf sozialdemokratischer Seite der Klingenbacher Schutzbündler Matthias Csmarits und der sechsjährige Josef Grössing erschossen wurden. Als die vermeintlichen Todesschützen am 14. Juli 1927 freigesprochen wurden, kam es in Wien zu heftigen Massendemonstrationen und am 15. Juli zum Justizpalastbrand. Die blutigen Ausschreitungen forderten letztendlich 89 Tote und über 600 Verletzte.
 
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