Alkohol-Selbsttestgeräte: "Nicht mehr als ein Partygag"  

erstellt am
09. 02. 07

Wien (bmi) - Ein Vergleichstest des ÖAMTC von sechs über Internet erhältlichen Alkohol-Selbsttestgeräten, einem Vortestgerät und einem geeichten Alkomaten der Wiener Verkehrspolizei zeigt eine starke Abweichung der Resultate.

"Das Ergebnis ist im wahrsten Sinne des Wortes ernüchternd. Die Promillewerte weichen teilweise enorm vom tatsächlichen mit dem Alkomaten gemessen Wert ab", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Mag. Dora Donosa. Übereinstimmungen seien mehr oder weniger Zufallstreffer.

Getestet wurden die kleinen und handlichen Selbsttester von zwei Männern und zwei Frauen. Die meisten Selbsttestgeräte lieferten zwar rasch Werte, diese waren aber in den meisten Fällen nicht richtig. Bei einer Testkandidatin (31 Jahre, 1,70 m, 57 kg) lag die Abweichung zwischen Alkohol-Selbsttester und polizeilichem Alkomaten bei 0,78 Promille.

Die Messung mit dem Vortestgerät und dem Alkomaten wurde von Oberst Karl Wammerl, Leiter der Landesverkehrsabteilung Wien, beaufsichtigt. Er appelliert an Autofahrer, sich keinesfalls auf Selbsttestgeräte zu verlassen: "Alkohol und Autofahren verträgt sich nicht. Selbsttester zeigen nur einen Wert, der nichts über die eigentliche Fahrtüchtigkeit aussagt."

Beim ÖAMTC-Vergleichstest zeigten sich auch beachtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Die männlichen Testpersonen lagen nach dem Alkohol-Konsum noch unter der gesetzlichen 0,5 Promille-Grenze; die beiden Testerinnen hatten nach der gleichen Menge Alkohol einen Wert von über 1,1 Promille.

Die Hersteller der zwischen 2 und 50 Euro teuren Geräte halten sich schadlos. In einer der Bedienungsanleitungen steht beispielweise: "Der Alkoholtester kann nicht verbindlich dazu herangezogen werden, um festzustellen, ob eine Person nach dem Genuss von Alkohol dazu in der Lage ist, ein Fahrzeug zu lenken oder eine Maschine zu bedienen. Er kann lediglich Hinweise für eine verantwortungsvolle Verhaltensweise geben."

Das Resümee der ÖAMTC-Verkehrspsychologin: "Die Geräte sind nicht mehr als ein Partygag. Sie geben lediglich darüber Auskunft, dass Alkohol getrunken wurde, über den tatsächlichen Promillewert lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen." Ein Herantrinken an Promillegrenzen sei generell unmöglich.

Verkehrsüberwachung
Der Polizei stehen bundesweit 1.686 Atemalkoholmessgeräte (Alkomaten) zur Verfügung. Die Zahl der Alkohol-Vortestgeräte beläuft sich auf 392. Vortestgeräte sind einfache, nicht geeichte – aber trotzdem relativ genaue – Alkohol-Schnelltester. Damit kann festgestellt werden, ob jemand mit großer Wahrscheinlichkeit alkoholisiert ist. Zeigt das Vortestgerät ein positives Ergebnis, erfolgt der Test mit dem geeichten Alkomaten. Durch den Einsatz der Alkohol-Vortestgeräte konnte die Kontrolldichte erhöht werden.

Im Jahr 2006 wurden bei der Verkehrsüberwachung rund 271.000-mal Vortests und 194.000-mal Alkomattests durchgeführt. In ungefähr 1.000 Fällen kam es zu einer Blutabnahme. 24.000-mal wurde einem Autolenker vorläufig der Führerschein abgenommen.
 
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