Krankheit wird oft nicht oder zu spät erkannt  

erstellt am
21. 02. 07

Leitlinie und Patienteninformation zu depressiven Erkrankungen vorgestellt
Wien (sv) - Nach Angaben der World Health Organisation (WHO) liegt Österreich bei der Reihung der Suizidraten pro 100.000 Einwohner im oberen Drittel innerhalb der EU-27. Im Jahr 2004 begingen in Österreich 1.418 Menschen Suizid (1.073 Männer, 345 Frauen). Gleichzeitig wurden von der sozialen Krankenversicherung für die pharmakologische Gruppe der Antidepressiva, die sowohl bei der Reihung nach Verordnungen als auch nach Kosten die drittstärkste Gruppe repräsentiert, im Jahr 2005 rund € 81,3 Mio. ausgegeben. Depressive Erkrankungen sind somit ein schwerwiegendes Problem für den einzelnen Betroffenen und dessen Angehörige, stellen aber auch einen beträchtlichen Wirtschaftsfaktor dar, insbesondere unter Berücksichtigung der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle und der Kosten für die symptomatische Behandlung bis zu jenem Zeitpunkt, zu dem die Grunderkrankung diagnostiziert wird.

Obwohl die Wahrscheinlichkeit, zumindest einmal im Leben an einer depressiven Episode zu erkranken, etwa 17% beträgt und tendenziell zunimmt, wird die Krankheit oft nicht oder sehr spät erkannt. Einerseits wird das Thema "Depression" immer noch tabuisiert, andererseits werden depressive Erkrankungen oft durch unterschiedliche Symptome überlagert, so dass sie selbst für MedizinerInnen nicht gleich erkennbar sind. Bei Depressionen handelt es sich jedoch um ernste Erkrankungen, die früh behandelt werden müssen, um einen chronischen Verlauf oder sogar einen Suizid zu vermeiden.

Die neue Arznei & Vernunft-Leitlinie "Depressive Erkrankungen" beinhaltet unter anderem diagnostische Kriterien, medikamentöse Therapiemöglichkeiten, evidenzbasierte Psychotherapien und Entscheidungshilfen, in welchen Fällen ein Facharzt zugezogen werden sollte.

Mit der nunmehr zwölften Ausgabe der Patienteninformation "Arznei & Vernunft" wird das Ziel verfolgt, Erkrankten die Schwellenangst vor einem Arztbesuch zu nehmen, sowie durch Information über die Therapieformen die Compliance zu erhöhen. Mag. Beate Hartinger, stv. Generaldirektorin im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger:

"Es ist zu hoffen, dass die neue Leitlinie "Depressive Erkrankungen" gemeinsam mit der Patienteninformation zum besseren Verständnis der Erkrankung beiträgt und dadurch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ermöglicht wird".

Die Initiative Arznei & Vernunft ist seit zwölf Jahren ein Gemeinschaftsprojekt von Sozialversicherung, Pharmawirtschaft, Ärztekammer und Apothekerkammer mit dem langfristigen Ziel, die Versorgung der Österreicher mit Gesundheitsleistungen auf eine sichere Basis zu stellen.

Sowohl die neue Leitlinie als auch die dazugehörige Patienteninformation sind im Internetportal der Sozialversicherung unter http://www.sozialversicherung.at/arzneiundvernunft downloadbar
 
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