Geheimagenten für CD-Brennerei und Internet  

erstellt am
08. 03. 07

CeBIT 2007: Wasserzeichen-Software für CD-Kopierstation ist marktreif – Wasserzeichen-Suche für Internet-Tauschbörsen
Darmstadt (fraunhofer) - Ist eine vertrauliche Information erstmal ins weltweite Datennetz gelangt, wird sie in Windeseile kopiert oder per Email verschickt und ist nicht mehr zurückzuholen. Handelt es sich jedoch um eine Datei, lässt sich zumindest die undichte Stelle ausfindig machen. Wie das funktioniert, zeigt das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) vom 15. bis zum 21. März auf der Computermesse CeBIT in Hannover (Halle 9, Stand B36): Die Wissenschaftler präsentieren eine marktreife Wasserzeichen-Software, mit der Musikverlage und Entwicklungsbüros Multimedia-Dateien digital markieren können - mit handelsüblichen CD-Kopiergeräten, ganz ohne Produktionsverzögerungen. Außerdem präsentieren die Wissenschaftler ein Programm, mit dem sich Internet-Tauschbörsen nach markierten Dateien durchsuchen lassen.

"In der Musik- und Film-Industrie ist es üblich, Lieder oder Spielfilme an Journalisten, Disc-Jockeys oder Geschäftspartner zu verschicken, die nach Möglichkeit nicht vor Veröffentlichung des Films oder der CD im Internet erscheinen sollen", sagt Dr. Martin Steinebach, Wasserzeichen-Experte am Fraunhofer-Institut SIT. Dass Ermahnungen allein nicht helfen, zeigt sich immer wieder, wenn vor der Veröffentlichung eines Spielfilms oder eines Musikstücks illegale Kopien im Internet erscheinen und sich in Windeseile verbreiteten. Wer die Kopie ins Netz gestellt hat, lässt sich jedoch meist nicht feststellen. "Für Unternehmen kann das unter Umständen große finanzielle Einbußen bedeuten", so Steinebach. Kopierschutzverfahren lassen sich heute problemlos umgehen. Filme, Bilder und Musikstücke durch Digital Rights Management (DRM) zu schützen, ist für viele Firmen jedoch zu aufwändig oder zu teuer und für die Benutzer in der Praxis unbequem. "DRM im Endkundenbereich schadet heute oft mehr als es nutzt. Wasserzeichen-Technologie hingegen ist preiswert und lässt sich problemlos in Produktionsabläufe einbetten, ohne lästige Nebenwirkungen für die Nutzer", sagt Steinebach, dessen Team für die Pool Position GmbH die Wasserzeichen-Software in die Steuereinheit einer handelsüblichen CD-Kopierstation integriert hat. Die Musik-Promotion-Agentur signiert mit dem Gerät ihre Promo-CDs, auf denen sie neue Musiktitel an Disc-Jockeys verschickt. "Da jede gebrannte CD mit einem individuellen Wasserzeichen versehen wird", so Steinebach, "lässt sich beim Auftauchen eines Songs im Internet genau nachvollziehen, an wen die CD geliefert wurde."

Spurensucher für's Internet

Um gezielt nach markierten Dateien im Internet suchen zu können, arbeiten die Darmstädter Fraunhofer-Forscher an einer Software, die mehrere Internet-Tauschbörsen gleichzeitig nach markierten Dateien durchsucht. Einfach Suchkriterien wie Dateityp oder Dateiname festlegen, und schon schaut die Software nach, ob die Fundstücke ein Wasserzeichen enthalten. "Um größere Datenmengen bewältigen zu können, haben wir das Suchprogramm so weiterentwickelt, dass sich mehrere Rechner zusammenschließen lassen und gemeinsam die Tauschbörsen durchkämmen", sagt Steinebach, der mit seinen Kollegen auch bereits eine Bilder-Suche für das Internet-Auktionshaus Ebay realisiert hat.

Die Wasserzeichen-Technologie des Fraunhofer-Teams wird bereits in mehreren Online-Shops zur Markierung von Hörbüchern eingesetzt. "Derzeit führen wir weitere vielversprechende Verhandlungen", sagt Steinebach. "Die Entwicklungen in Film- und Musik-Industrie zeigen einfach, dass Wasserzeichen für immer weitere Teile der Industrie eine wirkliche Alternative oder Ergänzung zum DRM darstellen."
 
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