Kindersextourismus darf nicht hingenommen werden  

erstellt am
06. 03. 07

Podiumsdiskussion und Preisverleihung zum Posterwettbewerb "Schutz der Kinder im Tourismus" im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
Wien (bmwa) - "Kindersextourismus darf nicht hingenommen werden", so Staatssekretärin Christine Marek anlässlich der Podiumsdiskussion und Preisverleihung zum Posterwettbewerb "Schutz der Kinder im Tourismus". Laut der aktuellen statistischen Hochrechnung von ECPAT (End Child Prostitution in Asian Tourism) soll es in Österreich ca. 4.500 Kindersextouristen geben. Seit 1997 ist der sexuelle Missbrauch von Kindern in Urlaubsdestinationen auch in Österreich eine Straftat. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) setzt schon seit vielen Jahren auf bewusstseinsbildende Maßnahmen, um Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Im Rahmen der heutigen Podiumsdiskussion und Preisverleihung zum Thema wurde klar festgesetzt, dass Kampagnen zur Information und Aufklärung der Reisenden und der Öffentlichkeit über diese Straftat weiter verstärkt werden müssen.

Die Leiterin der Sektion Tourismus, Mag. Elisabeth Udolf-Strobl, versicherte seitens des BMWA, sich auch weiterhin dieses Themas anzunehmen und als Drehscheibe des nationalen und internationalen Informationsaustausches zur Verfügung zu stehen. Dies erfordere in erster Linie aber auch die aktive Mitarbeit all jener, die in direkter Kundenbeziehung zu den Touristen stehen - vom Reiseveranstalter bis zum Reisebüromitarbeiter. Wichtig wäre es daher, die vorgesehenen Maßnahmen im "Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder im Tourismus", der von den österreichischen Dachverbänden Österreichischer Reisebüroverband und Österreichischer Verein für Touristik bereits 2001 unterzeichnet wurde, auch umzusetzen.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion, an der Mag. Astrid Winkler (ECPAT Österreich), Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich (Medizinische Universität Wien), Dr. Christian Manquet (Abteilungsleiter für Strafrecht im BMJ), Dr. Josef Peterleithner (Pressesprecher TUI Austria Holding und des Österreichischen Reisebüroverbands), KR Dkfm. Edward Gordon (Obmann Fachverband der Reisebüros, WKÖ) sowie Joseph Reitinger-Laska (Präsident des Österreichischen Vereins für Touristik) teilnahmen, wurde klar hervor gestrichen, dass es einer breiten Bewusstseinsbildung bedarf, um die sexuelle Ausbeutung von Kindern zurückzudrängen. Hinschauen statt Wegsehen und gegebenenfalls beherztes Eingreifen müsse zur Maxime von Reisegruppen in einschlägig belasteten Ländern werden.

Eine der wichtigsten Aufgaben sei es, in den betreffenden Ländern die Lebensbasis so zu verbessern, dass Kinder sich nicht mehr prostituieren müssen, um die Familie - Eltern und Geschwister - zu ernähren. Mag. Winkler wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass es z.B. in Kenya einschlägige Lokale allgemein bekannt seien und es sozial akzeptiert werde, wenn Mädchen im Alter von 12 Jahren als Prostituierte Geld verdienen.

Dr. Manquet wies darauf hin, dass Prostitution mit Menschen unter 18 Jahren in Österreich eine schwere strafbare Handlung darstellt, was unabhängig von der Rechtslage am Tatort für alle Österreicher gelte. Allerdings sei es schwer, das für eine Verurteilung erforderliche Beweismaterial zu bekommen. Dr. Friedrich sprach sich für eine allgemeine Ächtung derartigen Verhaltens aus, da mit Angst und Aufklärung die (potenziellen) Täter nicht erreicht werden könnten. Reitinger-Laska plädierte für den Aufbau einer soliden Gesprächsbasis mit den Kundinnen und Kunden der Reisebüros, wobei es weniger um allfällige Täter selbst gehe, sondern vielmehr um die Mitreisenden. Diese sollten bei entsprechenden Beobachtungen auch tatsächlich eingreifen.

Dr. Peterleithner setzt auf enge Kontakte der Reiseveranstalter zu den Zielgebieten, und dabei auf Aufklärung und Prävention. Auch er sieht die größere Bedeutung in Informationen für Mitreisende, wie man einschreiten könne. Er verwies aber auch darauf, dass es auch in Europa selbst eine erschreckend hohe Zahl von Kindesmissbrauch gebe und es sich daher keineswegs nur um ein Tourismus-Thema handle. Dkfm. Gordon hofft auf ein globales Vorgehen unter UNO-Schirmherrschaft, zumindest aber auf eine EU-weite Initiative, weil in alle derartigen Aktionen auch ausländische Reisebüros und Internet-Anbieter einbezogen sein müssten.

Wenn mehr Mitarbeiter/innen an den Schaltern der Reisebüros eingehender in dieser Materie geschult werden, können mehr Kundinnen und Kunden beim Verkaufsgespräch auf diese Thematik aufmerksam gemacht werden. Das würde ein Mehr an Zivilcourage bewirken und einen Informationsaustausch ausbauen. - Darüber waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig.

Posterwettbewerb zum Thema
Anlässlich dieser Podiumsdiskussion wurden auch die Preisträger/innen des Posterwettbewerbs zum Thema von Staatssekretärin Christine Marek ausgezeichnet, die im Jänner von einer prominent besetzten Jury (bestehend aus Vertretern der Reisebranche, den beiden Ministerien BMWA und BMSG und dem Experten für Kindesmissbrauch Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich) ermittelt wurden.

Das Siegerposter mit dem Titel "Tatort. Urlaub - Schauen SIE nicht weg!" hat die stärkste und für den Tourismus treffendste Botschaft „Tatort: Urlaub" und stellt die Aufforderung zum Agieren in den Mittelpunkt. Die Preisträger dieser Gruppenarbeit - Alexander Straka, Lukas Moser und Alexander Nemeth - Schüler des 3. Jahrgangs der Höheren Bundeslehranstalt für Tourismus und wirtschaftliche Berufe in der Bergheidengasse, Wien, dürfen sich über eine einwöchige Reise auf die Kanarischen Inseln, gesponsert von TUI Austria, freuen. Auf den Plätzen 2 und 3 landeten Mag. (FH) Carola Schröckenfuchs, FH Joanneum, mit ihrem Poster "Kinderlachen steckt an!" und Mirijam Blumenschein, Schülerin der 5. Klasse der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) in Steyr mit dem Poster "Weltweit", die sich ebenfalls über wertvolle Reisepreise gesponsert von Ruefa Reisen bzw. Lüftner Cruises freuen dürfen.
 
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