EU-Getreideangebot aus kommender Ernte 2007 weit weg von Überschuss   

erstellt am
28. 03. 07

Wien (bmlfuw/aiz) - Weltweit wird in der kommenden Saison 2007/08 wieder mehr Weizen zur Verfügung stehen. Auf der Nordhalbkugel werden sich die Ernteerträge 2007 nach bisherigen Schätzungen normalisieren. Aber von Überschüssen und oder gar einem Preisdruck könne dennoch keine Rede sein, waren sich die Branchenverbände am Freitag im Beratenden Ausschuss in Brüssel einig. Die EU-Kommission veranschlagt das globale Weizenangebot im kommenden Wirtschaftsjahr 2007/08 auf 625 Mio. t. Das ist mehr als der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre mit 600 Mio. t. Besonders in der Schwarzmeerregion, aber auch in der EU und in den USA wird mit steigendem Weizenangebot gerechnet, etwa in der EU-27 um rund 10 Mio. t mehr als im laufenden Wirtschaftsjahr 2006/07.

Österreichische Experten bestätigen, trotz größerer Weizenanbauflächen und möglicher Weise höherer Erträge müsse die Gesamtverfügbarkeit von Weizen 2007/08 nicht gezwungenermaßen auch ansteigen, weil die Märkte gleichzeitig auch mit geringeren Endbeständen aus 2006/07 und Reserven ins neue Wirtschaftsjahr gehen werden. Sie verweisen auf Daten des IGC (Internationaler Getreiderat): Demnach sank vom vergangenen Wirtschaftsjahr 2005/06 auf das laufende Wirtschaftsjahr 2006/07 die globale Weizenerzeugung von 620 auf 590 Mio. t, während gleichzeitig der Verbrauch auch zurückging, aber nicht so stark wie die Erntemenge, nämlich von 624 Mio. t auf 607 Mio. t. Damit seien die globalen Weizenreserven aus den Endbeständen übers Jahr von 133 auf 116 Mio. t geschmolzen.

Alle Ernteschätzungen prägten zudem zu diesem Zeitpunkt noch große Unsicherheitsfaktoren, betonten die Verbände in Brüssel weiters. Im Ausschuss wurde festgehalten, wie empfindlich die zu weit entwickelten Getreidebestände gegen Krankheiten seien. In Spanien und in Ungarn gebe es zudem erste Anzeichen für Trockenheit.

Trotz größerer Ernte 2007 kaum Aufbau zusätzlicher Getreidebestände
Die jüngste Ernteschätzung von COCERAL, dem europäischen Verband des Getreidehandels, beziffert die EU-Getreideerzeugung im Wirtschaftsjahr 2007/08 (Ernte 2007) mit 278,4 Mio. t, im Vergleich zu 258,5 Mio. t aus der Ernte 2006. Der größte Teil dieses Zuwachses beruht auf im Jahresvergleich höheren Flächenerträgen. Sie waren zur Ernte 2006 in fast allen EU-Ländern unterdurchschnittlich ausgefallen und sollten 2007 wieder Durchschnittsniveau erreichen. Österreich könne demnach 2007 1,4587 Mio. t Weichweizenernte nach zuletzt 1,329 Mio. t erwarten. Dabei soll die Anbaufläche von 268.000 ha auf 270.000 ha gestiegen sein und der Hektarertrag gegenüber 2006 von 49,6 dt auf 54 dt anwachsen.

Die Rapsproduktion der EU-27 könnte laut dieser Prognose zur Ernte 2007 auf 18,9 Mio. t anwachsen. Das wäre gegenüber 2006 ein Plus um fast 3 Mio. t. Der Anstieg gehe hauptsächlich auf eine Flächenausdehnung zurück. Die neuen EU-Mitgliedsländer Rumänien und Bulgarien könnten zur Gesamternte 2007 etwa 620.000 t beitragen.

COPA/COGECA, der europäische Dachverband der nationalen Bauern- und Genossenschaftsorganisationen, vermutet eine fast gleich hohe EU-Erntemenge im kommenden Sommer wie COCERAL. Trotz der um 20 Mio. t höheren Getreideernte werde sich der Bestand am Ende der Saison 2007/08 nur um 4 Mio. t erhöhen, schätzt COCERAL in seiner Bilanz. Dies liege vor allem an den niedrigen Anfangsbeständen, mit denen man ins kommende Wirtschaftsjahr hineinginge.

EU-Interventionsbestände schmelzen - leicht steigender Verbrauch für Bioethanol
COCERAL vermutet, dass die Interventionsbestände in der EU bis zum Ultimo des Wirtschaftsjahres 2006/07 am 30.06.2007 auf 2,7 Mio. t schmelzen werden. in das laufende Wirtschaftsjahr 2006/07 war die EU-27 mit Anfangsbeständen in den Interventionslagern von 13,97 Mio. t gegangen. Der Verbrauch an Getreide steige in kommenden Jahr um rund 2 Mio. t. Vorsichtig ist COCERAL mit den Schätzungen für Bioethanol. Der Getreidebedarf des Energiesektors soll von 3,3 Mio. t in dieser Saison auf lediglich 4 Mio. t ansteigen. Der Verband ist nicht davon überzeugt, dass alle Investitionspläne umgesetzt werden. Die Getreideexporte könnten sich von angenommenen 17,7 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2006/07 auf 20,2 Mio. t erhöhen, wenn die Ernte in der EU wieder ihr normales Niveau erreichen wird.
 
zurück