Fokussiert  

erstellt am
07. 05. 07

Frühe Fotografien aus dem Nordico
Linz (stadt) - Mit der Ausstellung „Fokussiert“ können BesucherInnen des Nordico ab 08.05. die historische Fotokollektion eines genialen Linzer Sammlers besichtigen. Erstmals wird in einer repräsentativen Schau die fotohistorische Sammlung Anton Maximilian Pachingers präsentiert. Gezeigt werden einzigartige Zeugnisse aus der Pionierzeit der Fotografie von 1839 bis 1860. Die Exponate aus den Beständen des Nordico gewähren Einblick in die Entwicklung der Porträtfotografie. Bisher noch nie gezeigte Daguerreotypien - fotografische Bilder auf versilberten Kupferplatten - bilden dabei einen Schwerpunkt.

Der Sammler
Der kunst- und kulturhistorisch äußerst vielseitig interessierte Privatsammler Anton Maximilian Pachinger (1864–1938) hat sich im 19. Jahrhundert als einer der Ersten im deutschsprachigen Raum historischen Fotografien zugewandt. Der Linzer Polyhistor hat eine qualitativ beachtliche Belegsammlung früher fotografischer Techniken zusammengetragen. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei den faszinierenden Unikaten der Daguerreotypie. Diese ersten fotografischen Bilder auf versilberten Kupferplatten fesseln in ihrer enormen Detailgenauigkeit, Unmittelbarkeit und beinahe plastischen Anmutung auch heute noch.

Daguerreotypie – Carte-de-Visite
Die Porträtfotografie, deren Entwicklungsgeschichte Anton Maximilian Pachinger von der Daguerreotypie bis zur Carte-de-Visite verfolgte, stellt sowohl einen Sammlungs- wie Ausstellungsschwerpunkt dar. Die Schau spannt somit einen Bogen von der Daguerreotypie bis zur ersten Popularisierung des Mediums durch die Visitkartenfotografie, die Ende der 1850er Jahre modischer Massenartikel wurde.

1839 wurde das nach Louis Jacques Mandé Daguerre benannte Verfahren von der Französischen Akademie der Wissenschaften öffentlich bekannt gegeben. Architekturaufnahmen und Kunstreproduktionen stellten aufgrund der noch langen Belichtungszeiten anfangs die zentralen Bildgenres dar. Dank rasch entwickelter technischer Verbesserungen war es spätestens ab 1841 möglich, auch bewegte Motive festzuhalten. Vor allem das aufstrebende Bürgertum fand in der kostbaren Daguerreotypie ein ideales, da exakt aufzeichnendes Porträtmedium. Die zahlreichen Porträts der Sammlung Pachinger reflektieren das neue Selbstbewusstsein eines gehobenen Bürgertums, das Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend an ökonomischer, politischer und kultureller Bedeutung gewann.
Einzigartige Zeugnisse

„Fokussiert“ zeigt unter anderem zwei überaus seltene „Fotogenische Zeichnungen“ von Johann Carl Enslen aus dem Jahr 1839/40 sowie die älteste, vor 1841 entstandene Daguerreotypie des Heidelberger Schlosses. Mit den frühesten erhaltenen Fotoporträts des Dichters Adalbert Stifter und seiner Frau Amalie Mohaupt werden zwei weitere, sowohl foto- wie literaturhistorisch bedeutende Inkunabeln präsentiert. Ein eigener Ausstellungsbereich ist den nahezu expressiven Künstlerbildnissen des Münchner Fotopioniers Alois Löcherer gewidmet. Die rund 40 erhaltenen Künstlerporträts der Sammlung Pachinger vermitteln einen Einblick in das Frühwerk des bedeutendsten deutschen Kalotypisten.

140 Originalobjekte
Insgesamt umfasst die Schau rund 140 Originalobjekte aus der Zeit von 1839 bis 1860, darunter Werke so renommierter Fotografen wie Wilhelm Horn (Prag), Hermann Krone (Dresden), Anton Edler (München), Carl Ferdinand Stelzner (Hamburg), Jacob Seib (Frankfurt), Franz Hanfstaengl (München), Carl Durheim (Bern), Auguste Belloc (Paris) oder Mathew B. Brady (New York).

Ein reich bebilderter Katalog ist während der Ausstellung zum Sonderpreis von 20 Euro erhältlich.

Informationen: http://www.nordico.at
 
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