Neue Einblicke im Weidmoos  

erstellt am
04. 05. 07

Eisl: Höchster Natur-Aussichtsturm Salzburgs im Weidmoos eröffnet
Salzburg (lk) - Noch bessere Möglichkeiten, Natur zu erleben und zu beobachten, gibt es nun im Life-Gebiet Weidmoos im nördlichen Flachgau (Gemeinden St. Georgen und Lamprechtshausen). Der höchste Natur-Aussichtsturm Salzburgs mit einer Gesamthöhe von 12,5 Metern lädt Besucher ein, sich aus neun Metern Höhe einen Überblick über die laufend steigende Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt im ehemaligen Torfabbaugebiet zu verschaffen. "Damit bereichern wir das bereits bestehende Angebot der Infostelle, des Rundwanderweges und der Vogelbeobachtungsstationen um ein weiteres Highlight. Der einzigartige Ausblick vom Turm zeigt zum einen, wie stark sich das Weidmoos in den vergangenen Jahren verändert hat. Zum anderen kann man sicher auch in Zukunft gut beobachten, welche Tier- und Pflanzenarten in den nächsten Jahren noch hinzukommen werden", so Naturschutzreferent Landesrat Sepp Eisl am 04.05. bei einem Informationsgespräch. Ein zehnminütiger Film von Dr. Robert Schabetsberger, Biologe an der Universität Salzburg, über die Entwicklung und die Maßnahmen im Weidmoos ergänzt das Informationsangebot.

52 Erddämme, 30 Hektar neue Wasser- und Feuchtflächen
Das österreichweit einzigartige Life-Projekt selbst wird im September 2007 abgeschlossen werden. Als ehemaliges Torfabbaugebiet hat sich das Weidmoos von der Industriewüste zum EU-Vogelschutzgebiet und damit zum Eldorado für Vogelliebhaber entwickelt. "Mehr als 150 Vogelarten zählen wir bereits, jährlich kommen neue hinzu", so Eisl. 52 Erddämme mit mehr als 2,3 km Länge halten das Regenwasser zurück, rund 30 Hektar neue Wasser- und Feuchtflächen sind entstanden. EU-Experten bezeichnen das Weidmoos als "Best practice"-Beispiel für Renaturierung von abgetorften Moorflächen. Zahlreiche Experten aus Deutschland, Lettland, Kroatien, Schottland und weiteren Ländern haben sich bereits an Ort und Stelle Anregungen geholt. Am 5. Mai ist die Bevölkerung zu einem großen Weidmoos-Fest eingeladen.

Vernässung und Geländemodellierung
Bis zum Jahr 2007 wurden und werden im Vogelschutzgebiet Weidmoos zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um das Gebiet als wertvollen Lebensraum für Vögel auf Dauer zu sichern und weiter zu verbessern. Das Projekt wurde von der EU in das Naturschutzprogramm „Life“ aufgenommen. Die Gesamtkosten betragen 1,2 Millionen Euro, davon kommen 600.000 Euro von der EU. 36.000 Euro zahlt der Bund, 528.000 Euro trägt das Land Salzburg bei, und 36.000 Euro werden von den Projektpartnern Lamprechtshausen, St. Georgen sowie dem Torferneuerungsverein Weidmoos eingebracht.

Zentraler Bestandteil des Life-Projekts Weidmoos sind umfangreiche „Vernässungsmaßnahmen“ und Geländemodellierungen, um vielgestaltige Wasserflächen neu zu schaffen. Diese Flächen bilden ideale Lebensräume für die Vogelwelt. Zugleich sollen sie verhindern, dass das Weidmoos weiterhin so rasant mit Gehölzen zuwächst.

Größter zusammenhängender Moorkomplex
Das rund 200 Hektar große Weidmoos liegt im Norden des Flachgaus an der Grenze zu Oberösterreich in den Gemeinden Lamprechtshausen und St. Georgen. Zusammen mit dem nördlich anschließenden Ibmer Moor (Oberösterreich) und dem südlich gelegenen Rodinger Moor (Bürmooser Moor) bildet es den größten zusammenhängenden Moorkomplex Österreichs.

Mehr als hundert Jahre lang wurde hier Torf abgebaut, zuletzt industriell im so genannten Frästorfverfahren. In den letzten Jahren des Abbaus, als dieser nur mehr vergleichsweise „extensiv“ und nur noch auf Teilflächen betrieben wurde, hat sich dort ein Feuchtgebiet „aus zweiter Hand" entwickelt, in dem sich zahlreiche seltene und gefährdete Vogelarten eingefunden haben. Unter anderem kommen hier das Blaukehlchen, die Rohrweihe, das Tüpfelsumpfhuhn und die Zwergdommel vor, die alle selten in Europa geworden sind.

Mit dem Ende des Torfabbaus im Jahr 2000 wurde im Weidmoos ein groß angelegtes Naturschutzprojekt ins Leben gerufen. In einem ersten Schritt wurden von den beiden Gemeinden 80 Hektar ehemalige Frästorfflächen für Naturschutzzwecke erworben. Finanziert wurde der Kauf über eine naturschutzbehördliche vorgeschriebene Ersatzmaßnahme für das Stadion in Kleßheim.

Im Sommer 2001 konnte der rund 130 Hektar große Kernbereich des Weidmooses mit Zustimmung der Grundeigentümer als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen werden. Im gleichen Jahr wurde der „Torferneuerungsverein Weidmoos“ gegründet, der sich die Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft im Weidmoos zum Ziel gesetzt hat und in dem Grundeigentümer, Landwirte, Jäger und naturinteressierte Bürger/innen vertreten sind.

Seit etwas mehr als zwei Jahren können sich Interessierte auf www.weidmoos.at über das Life-Projekt im nördlichen Flachgau informieren. Neben Daten und Fakten beeindrucken vor allem die zahlreichen Fotos aus dem Vogelschutzgebiet zwischen St. Georgen und Lamprechtshausen.
 
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