Feierliche Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises 2007   

erstellt am
09. 05. 07

Innsbruck (rms) - Nach dem landesüblichen Empfang am Rennweg bildete am 08.05., am Vorabend des Europatages, der Riesensaal der Innsbrucker Hofburg den festlichen Rahmen für die Verleihung des von Land Tirol und Stadt Innsbruck gestifteten Europapreises an den Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien, Dr. Michael Häupl und an Graham Meadows, Generaldirektor für Regionalpolitik der Europäischen Kommission a.D. Der Festakt wurde musikalisch vom Kammerorchester "Innstrumenti" umrahmt.

Mit der Verleihung dieses Europapreises für Regional- und Kommunalpolitik des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck werden außerordentliche Leistungen von Persönlichkeiten und Institutionen aus dem Bereich der europäischen Regional- und Kommunalpolitik ausgezeichnet. Besondere Berücksichtigung finden Bemühungen um die Verwirklichung des Grundsatzes der Subsidiarität und der Inhalte der Charta der Lokalen Selbstverwaltung

Bürgermeisterin Hilde Zach konnte neben den Preisträgern und über 220 Magnifizenzen, Spektabilitäten, Vertretern des diplomatischen Korps, Behördenvertretern, Ehrenpersonen der Stadt Innsbruck sowie Schülerinnen und Lehrern, die sich mit Europaschwerpunkten im Unterricht befassen, Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa, Südtirols Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder, den Präsidenten der Kammer der Regionen des Europarates Yavuz Mildon aus der Türkei, Jeremy Smith, Generalsekretär des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, Signore Massimo Pineschi, Presidente del Consiglio Regionale del Lazio, Joe Conway, Mitglied des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas, Bürgermeisterstellvertreter von Tramore in Irland, Seniora Elena VALENCIANO MARTÍNEZ-OROZCO, Mitglied des Europäischen Parlaments aus Spanien, die Bürgermeisterin von Stuttgart, Dr. Susanne Eisenmann, die Vizebürgermeisterin von Lodz in Polen, Halina Rosiak, den Präsidenten des Österreichischen Gemeindebundes, Helmut Mödlhammer, den Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes a. D. und Träger des Verdienstkreuzes der Stadt Innsbruck, Dkfm. Dr. Erich Pramböck, den Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, Dr. Thomas Weninger, die Mitglieder der Tiroler Landesregierung die Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Hannes Gschwentner und Dr. Elisabeth Zanon, die Landesräte Anton Steixner, Dipl. Ing. Hans Lindenberger Dr. Hannes Bodner sowie Vizebürgermeister Dr. Christoph Platzgummer und die Mitglieder des Innsbrucker Stadtsenates und Gemeinderates begrüßen.

Bürgermeisterin Hilde Zach hob in ihrer Begrüßungsansprache hervor, dass Europa kulturell und wirtschaftlich - ein Kontinent der Städte, und seine Geschichte die Geschichte seiner Städte sei. "Und wir wissen, dass Städte die Motoren für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung Europas und die Orte für Innovationen und soziale Integration sind", so Zach. Bei der Neugestaltung Euroopas gelte es sich des Satzes von Jean Monet, eines der ersten mutigen Europäer, zu erinnern: "Wir bringen Menschen zusammen, nicht Nationalstaaten."

Zach betonte auch, dass in diesem Europa eine stärker ausgeprägte Subsidiaritätskultur notwendig sei "Es kann nicht sein, dass jedes Problem in Europa auch ein Problem für Europa ist! Das heutige Europa gründet auf geschichtlichen Erfahrungen zweier Weltkriege, die unsere Eltern und Großeltern gemacht haben. Europas Wurzeln liegen aber vor allem in den Werten, die wir teilen: Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte."

Zach forderte aber auch auf, trotz allem Zweckoptimismus wachsam zu sein und nicht zu übersehen, dass die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und die Globalisierung Strukturänderungen hervorrufen, die in Richtung Zentralisierung gehen und die Gemeindeebene auszudünnen versuchen. "Unsere künftige Anstrengung muss es sein, den Geist der "Charta der lokalen Selbstverwaltung" voll und ganz in eine neue Europäische Verfassung oder diesen ersetzenden Vertrag aufzunehmen. Wir Gemeindebürger, Gemeinde- und Regionalpolitiker müssen weiterhin alles daran setzen, um unser gemeinsames Europa aktiv mitzugestalten, damit es auch weiterhin bleibt, was es schon seit 50 Jahren für uns alle ist: ein Raum des Friedens und der Freiheit, der Sicherheit und des Wohlstandes in einer globalisierten Welt."

Der Festredner des Abends, Südtirols Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder, wertete seine Einladung zu diesem Fest, auch als ein Zeichen des neuen Europas. Durnwalder erinnerte an den 1. April 1998, als er gemeinsam mit dem Tiroler Landeshauptmann Weingartner die Ehre gehabt habe, die Grenzschranken am Brenner zu entfernen. "Es war dies ein Signal, dass das neue Europa begonnen hat, zu leben."

Dunrwalder meinte, dass die sich ergebenden Chancen genutzt worden sind - für gemeinsame Programme, für eine gemeinsame Verkehrs- und Umweltpolitik, für Initiativen im Bereich von Kultur, Wissenschaft und Forschung.

Durnwalder mahnte aber auch, dass die Identität der Regionen nicht verleugnet werden dürfe, dass ein Europa der Vielfalt und die Besonderheiten erhalten bleiben müssen. "Wir müssen überzeugte Europäer sein, mitarbeiten und mitreden, aber wir müssen darauf pochen, das wir den eigenen Lebensraum selbst gestalten dürfen und die Rechte der Minderheiten geschützt werden", so Durnwalder.

In seiner Laudatio hob LH DDr. Herwig van Staa hervor, dass beide Persönlichkeiten sich durch ihr bisheriges berufliches und europapolitisches Wirken außerordentliche Verdienste um die europäische Kommunal- und Regionalpolitik erworben haben.

Die Preisträger 2007:
Dr. Michael Häupl
(auszugsweise aus der Laudatio von LH DDr.Herwig van Staa)
Dr. Michael Häupl wurde am 14. September 1949 in Altlengbach in Niederösterreich geboren. Nach dem Besuch des Bundesrealgymnasiums in Krems an der Donau studierte Michael Häupl Biologie an der Universität Wien.

Von 1975 bis 1983 arbeitete Häupl als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Naturhistorischen Museum. Seinen politischen Werdegang nahm er über die Junge Generation Wien der SPÖ zu deren Landesvorsitzenden er im Jahr 1982 gewählt wurde. Von 1983 - 1988 gehörte er dem Wiener Landtag als Abgeordneter an. 1988 wurde Dr. Michael Häupl in die Wiener Landesregierung als amtsführender Stadtrat für Umwelt und Sport berufen. Mitte der 90er Jahre folgte er seinem Entdecker und Förderer Dr. Helmut Zilk in der Funktion als Landeshauptmann und Bürgermeister von Wien und als Präsident des Österreichischen Städtebundes nach. Nicht zuletzt auf Grund seines europapolitischen Engagements wurde Michael Häupl im Jahr 2004 zum Präsidenten des Rates der Gemeinden und Regionen Europas gewählt. Er folgte in diesem Amt dem seit 1997 amtierenden Präsidenten und vormaligen französischen Staatspräsidenten Valery Giscard d'Estaing nach.

Michael Häupl ist ein Politiker, der auch laut und deutlich Stellung bezieht, wenn es um die Interessen der Städte und Gemeinden auf europäischer Ebene geht.
Erst kürzlich hat er vor dem Ausschuss der Regionen in Brüssel als Voritzender des Rates der Gemeinden und Regionen ein sozialeres Europa eingefordert. In diesem Sinne votierte er für eine stärkere Rolle der Städte in der Europapolitik im Sinne der Gemeinden und ihrer Bürgerschaft.

Das Bestreben Michael Häupls wurde auch von der EU-Kommission in weiten Teilen anerkannt und festgehalten, dass Stadtentwicklungsprogramme ihre beste Wirkung entfalten, wenn die Städte und Regionen eng in die Maßnahmengestaltung und die Programmumsetzung eingebunden sind. Aber auch viele nachhaltige europäische Initiativen und Netzwerke tragen seine Handschrift. So war es ihm ein besonderes Anliegen, dass das Netzwerk "LOGON (Local Governments Network)" initiiert und über viele Jahre erfolgreich fortgeführt wurde.

Graham Meadows
Graham Meadows wurde am 17.12.1941 in Stratford-upon-Avon geboren.
Seine berufliche Tätigkeit begann er als Journalist bei einer Lokalzeitung, wechselte dann zur Tageszeitung "Farmers Weekly" und übernahm die Leitung von deren Büro in Edinburgh.

Als Journalist spezialisierte er sich vor allem in Agrarangelegenheiten.
Um sich die erforderlichen Qualifikationen für seine weitere Karriere anzueignen besuchte er neben der Arbeit die Abendschule.

1969 begann er sein Studium (politische Ökonomie) an der Edinburgh University, welches er 1973 mit Auszeichnung abschloss.
Es folgte die Übersiedlung nach Brüssel, um dort das Europabüro von Farmers Weekly aufzubauen. Dort kam Graham Meadows in regulären Kontakt mit Führungskräften der Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission.

2004 wurde Graham Meadows Generaldirektor der Generaldirektion für Regionalpolitik. Unter der Führung von Graham Meadows konnte nicht nur der Weiterbestand der Regionalpolitik sicher gestellt werden, sie wurde vielmehr reorganisiert und erreichte eine zentrale Bedeutung im Kernbereich der neuen europäischen Strategie zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung.

Graham Meadows ist eine Leitfigur in der europäischen Regionalentwicklung, der die Richtung der europäischen Politik während der letzten 30 Jahre maßgeblich beeinflusste. Besonderes Augenmerk legt die europäische Regionalpolitik auch auf die Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Auf Grund seiner geografischen Lage als Brücke zwischen dem Norden und dem Süden Europas, insbesondere aber auf Grund des europäischen Engagements seiner politischen Repräsentanten war und ist das Land Tirol international orientiert.

Das Lebenswerk von Graham Meadows hat ein spürbare Verbesserung der Chancen für sämtliche Regionen und Gemeinden Europas, vor allem aber für jene mit strukturellen, wirtschaftlichen oder sozialen Benachteiligungen, gebracht.

Bisherige Preisträger
Seit der erstmaligen Vergabe des Kaiser-Maximilian-Preises im Jahre 1998 konnten eine Reihe von verdienten Männern und Frauen, die es sich zum Ziel gesetzt haben und auch nicht müde geworden sind, für eine stärkere Einbindung der Gemeinden der Städte und der Regionen im Rahmen des europäischen Einigungsprozesses einzutreten, ausgezeichnet werden.
1998: Jordi Pujol, Präsident von Katalonien
1999: Dr. Josef Hofmann, Ehrenpräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas
2000: Luc van den Brande, Präsident der Versammlung der Regionen Europas
2001: Baroness Farrington of Ribbleton
2002: Erwin Teufel, Ministerpräsident von Baden Württemberg und Dr. Heinrich Hoffschulte, Vizepräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas
2003: Alain Chénard, Präsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas
2004: Elisabeth Gateau, Generalsekretärin der Weltunion der Kommunen
2005: Jan Olbrycht, Mitglied des Europäischen Parlaments
2006: Keine Verleihung und Neuausrichtung des Preises mit dem Ziel einer
verstärkten Einbindung der regionalen Bevölkerung.

Die Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises wurde von Stadt und Land ganz bewusst - entgegen der bisherigen Tradition - auf den Vorabend des "Europatages der Europäischen Union" (9. Mai) gelegt. Der Preis wurde 1998 im Andenken an den langjährigen Innsbrucker Bürgermeister und Europapolitiker, DDr. Alois Lugger, gestiftet.
 
zurück