Plassnik: "Unsere Hände sind zum Dialog ausgestreckt"  

erstellt am
16. 05. 07

Außenministerin eröffnet Konferenz zu muslimischen Frauen und Jugendlichen
Salzburg (bmeia) - "Wir haben beide Hände zum Dialog ausgestreckt: Die eine Hand nach innen - zu unseren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Die andere Hand nach außen - zu unseren muslimischen Partnern in der Welt". Mit diesen Worten eröffnete Außenministerin Ursula Plassnik am 15.05. in Salzburg die Konferenz "Muslimische Jugendliche und Frauen im Westen - Grund für Besorgnis oder Quelle der Hoffnung?", die vom Außenministerium unterstützt wird. Der Dialog der Kulturen sei eine der größten und zukunftsweisenden Herausforderungen.

"Vielfalt ist längst eine Realität im modernen Europa. Sie ist zum anerkannten, ja Kraft spendenden Kern unseres europäischen Selbstverständnisses geworden. Täglich angewandter Pluralismus ist das erfolgreiche 'Managementkonzept' unseres spezifischen europäischen Lebensmodells", so die Außenministerin. Die Vielfalt stehe laut Plassnik auf einer festen Basis - unsere gemeinsamen europäischen Werte, wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Menschenrechte, wo Mann und Frau dieselben Rechte haben. Europa habe einen mit Bedacht ausformulierten Rechtsbestand zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt, für Chancengleichheit und gegen Diskriminierung.

Die Außenministerin führte weiter aus, dass Integration eine anspruchsvolle gesellschaftspolitische Gestaltungs- und Managementaufgabe sei. Sie sei keine von der Mehrheitsgesellschaft vorgegebene Einbahnstrasse, sondern bedeute vielmehr, in einer Gesellschaft nicht Gast zu sein, sondern seinen Lebensmittelpunkt in ihr zu haben, an ihr teilzunehmen und sie mitzugestalten. Handlungsbedarf bestehe dabei auf allen Seiten.

"Die Jugend von heute bestimmt das Europa von morgen", so Plassnik. Sprachkompetenz und Bildung seien zentrale Schlüssel für die Partizipation von Jugendlichen in unserer Gesellschaft. Sie seien Türöffner für soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Teilhabe. "Wenn Jugendarbeitslosigkeit generell eine Herausforderung darstellt, so sind nicht zuletzt junge Menschen mit Migrationshintergrund ganz besonders betroffen. Wir brauchen gezielte Maßnahmen, die auf dieses Problem eingehen", so die Außenministerin, die fortfuhr: "Wir wollen aber auch verstärkt in die Europabildung und die Bildung einer europäischen Identität investieren."

Es gehe konkret darum, Jugendliche für unsere europäischen Werte zu gewinnen, ohne ihre religiöse Identität in Frage zu stellen. Dazu gehöre auch, zu vermeiden, dass sich Gruppen von Jugendlichen in Frustration und Perspektivenlosigkeit verlieren und in eine sozial ausweglos erscheinende Spirale geraten. "Kein Jugendlicher darf in die Sackgasse der Selbstverleugnung oder der Verleumdung des anderen geraten", so die Außenministerin.

Keine Gesellschaft könne auf die Stärke, Erfahrung und Expertise von Frauen verzichten. Daher müssten auch muslimische Frauen an Entscheidungsprozessen gleichberechtigt mit Männern, nicht nur zu so genannten klassischen Frauenthemen, sondern zu jeglichem Thema, am inner- wie am interkulturellen Dialog teilhaben. Plassnik verwies auch auf die Europäische Imamekonferenz in Wien 2006, die festschrieb: "Mann und Frau sind im Islam gleichwertige Partner, die gegenseitige Verantwortung tragen und gleich an Menschenwürde sind. Chancengleichheit und mündige und freie Orientierung soll Frauen ermöglicht werden".

Die Außenministerin betonte weiters, dass die erfolgreiche Integration von muslimischen Frauen und Jugendlichen in unsere Gesellschaft auch dadurch gestärkt werden könne, indem - wie in Österreich der Fall - mit muslimischen Bildungseinrichtungen kooperiert werde, etwa durch die Sicherstellung eines islamischen Religionsunterrichtes, durch ein europäisches Curriculum für den Religionsunterricht, durch die Einrichtung islamisch-theologischer Fakultäten oder durch Imameausbildungen an europäischen Hochschulen und Pädagogischen Akademien. Auch im regelmäßigen Konsultations- und Dialogprozess zwischen Politik und Islamischer Glaubensgemeinschaft habe sich das österreichische Modell bewährt. "Wir haben ein Klima, wo Sachfragen auf gleicher Augenhöhe konstruktiv behandelt werden und Lösungen gefunden werden können", so Plassnik abschließend.
 
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