Harte Strafen für den Österreichischen Skiverband  

erstellt am
25. 05. 07

ÖOC fordert von ÖSV 1 Mio. Dollar
Wien (sportlive.at) - Harte Strafen für den Österreichischen Skiverband kündigte das Österreichische Olympische Komitee am 24.05. als Konsequenz aus dem Doping-Razzia-Skandal von Turin an. Nachdem tags zuvor sogar von einer möglichen 16-jährigen Verbannung Österreichs aus dem olympischen Programm die Rede war, sind die geforderten Maßnahmen gegen den ÖSV nun aber deutlich abgeschwächt, wenn auch immer noch hart genug.

In der ZIB 2-Diskussion zwischen OÖC-Boss Leo Wallner (Bild) und ÖSV-Zampano Peter Schröcksnadel gab`s keine Annährungen. mehr darüber auf sportlive.at >

 

IOC sanctions Austrian olympic committee
Lausanne (ioc) - The Executive Board (EB) of the International Olympic Committee (IOC) today unanimously decided to suspend the National Olympic Committee (NOC) of Austria from receiving or applying for any grants or subsidies, whether direct or indirect, from the IOC in the amount of USD 1,000,000. (The full details of the decision are available on http://www.olympic.org).

The EB also ordered the NOC of Austria to demonstrate, no later than 30 June 2008, the results of its investigation into this matter and the internal organisational changes that have been implemented.

The EB based its decision upon the recommendations of the Disciplinary Commission (DC) set up by the IOC in February 2006 and composed of Thomas Bach (Chairman), Denis Oswald and Sergey Bubka. These recommendations were made following the second round of hearings held by the Commission on 1 and 2 May. The EB did not meet, but decided via a postal vote.

Last month, the first series of recommendations made by the DC led the EB to declare permanently ineligible for all future Olympic Games six athletes from the Austrian biathlon and cross-country skiing teams who competed at the Turin Games.

The DC will continue its inquiries, in conjunction with the Italian authorities, in order to determine the full parameters of what has been confirmed as collusion, as well as the level of involvement of other persons.

This is not the first time that the IOC EB has imposed a financial penalty on an NOC in conjunction with the violation of anti-doping rules. During the Games in Salt Lake City in 2002, a financial sanction was imposed on the NOC of Belarus for allowing an athlete to leave the Olympic Village after she had been summoned to an unannounced out-of-competition doping control.

The IOC will invest the USD 1,000,000 in actions related to the fight against doping.

 

Stellungnahme von ÖOC-Präsident Leo Wallner
Wien (öoc) - "Da der Österreichische Skiverband (ÖSV) aus den Vorkommnissen von Salt Lake City 2002 keine ausreichenden, zielführenden Maßnahmen getroffen hat, wurde durch teilweise dieselben Personen in verantwortlicher Funktion bei den Olympischen Winterspielen von Turin wieder durch schwerwiegendes Fehlverhalten gegen den Olympischen Geist, den Grundsatz der Fairness, gegen die Olympische Charta, gegen die Anti- Doping-Regularien der WADA, des IOC , der FIS und des ÖOC verstoßen. Dadurch hat der ÖSV den Ausschluss des ÖOC, und damit aller Athletinnen und Athleten von den zukünftigen Olympischen Sommerspielen 2008 und Winterspielen 2010, und damit einer ganzen Generation von Athletinnen und Athleten, beinahe heraufbeschworen. Nur durch die vielfältigen Maßnahmen des ÖOC, der Bundesregierung und des Nationalrates seit Turin 2006, wurde dieser, im Grunde nach den Vorkommnissen von Salt Lake City 2002 mögliche Ausschlussgrund des ÖOC von zukünftigen Olympischen Spielen, seitens des IOC in eine Geldstrafe erheblicher Größenordnung abgemildert. Allerdings muss das ÖOC folgende Maßnahmen gegen den ÖSV verhängen.
Ich schlage persönlich u.a. folgende Punkte vor:

  1. Bekenntnis aller Mitglieder und Gremien des ÖOC zu den ethischen Werten der Olympischen Bewegung,
  2. Ausschluss der Betreuer des ÖSV-Langlauf- und Biathlon-Teams Turin 2006 von künftigen Olympischen Spielen,
  3. Forderung des ÖOC an den ÖSV für strafweise entgangene Unterstützung durch das IOC in Höhe von 1 Million US-Dollar,
  4. die Disziplinarkommission des ÖOC wird beauftragt, alle vom IOC angeführten Beanstandungen in einem Vorschlag zur weiteren Änderung des Pflichtenheftes des ÖOC zur Teilnahme an den Olympischen Spielen zu bearbeiten, sofern es noch nicht, wie im Urteil des IOC angeführt, passiert ist.

Der Vorstand des ÖOC wird sich mit den erforderlichen Konsequenzen aus dem IOC Urteil in einer Dringlichkeitssitzung am 29. Mai 2007 zu befassen haben."


 

 Bundeskanzler und Sportminister Gusenbauer zum IOC Urteil
Wien (bpd) - In einer ersten Reaktion auf das vom IOC verkündete Urteil gegen das ÖOC sieht es Bundeskanzler und zuständiger Sportminister Alfred Gusenbauer als oberste Priorität, das Ansehen der nationalen Athleten und des gesamten österreichischen Sportes wieder herzustellen. Durch die diplomatischen Aktivitäten vom ÖOC und der österreichischen Bundesregierung ist es gelungen, den größten Schaden, nämlich das im Raum gestandene Startverbot für österreichische Athletinnen und Athleten zu verhindern.

"Die Olympia Bewerbung Salzburgs habe nach wie vor Chancen" bekräftigt der Kanzler. "Diese gilt es mit klaren Maßnahmen und Umsetzungen weiter voranzutreiben". Aufgabe der Politik sei es, klare Rahmenbedingungen für den Kampf gegen Doping und unsauberen Sport zu schaffen. Die neue österreichische Bundesregierung hat diesem Anliegen stets höchste Priorität eingeordnet. Durch die gestrige einstimme Beschlussfassung der UNESCO- Anti-Doping-Konvention und durch das neue Anti-Doping-Gesetz wurden eindeutige Signale von Seiten der Regierung gesetzt.

Weiters war für den Nachmittag des 24.05. die Neuorganisation der österreichischen Anti-Doping-Behörde auf Schiene gebracht. Der Bundeskanzler zeigt sich optimistisch, dass auch diese Maßnahme zügig umgesetzt werden wird. Er rechnet mit einer entsprechenden Beschlussfassung im Juni. Das Urteil selbst ist als schwerwiegend zu bezeichnen, da es eine deutliche finanzielle Schwächung des ÖOC und damit der gesamten österreichischen olympischen Bewegung bedeutet. Der Bundeskanzler stellt sich voll hinter die von Präsident Leo Wallner vorgeschlagenen Maßnahmen und erwartet vom autonomen Sport diese raschest, auch im Sinne der Olympia-Bewerbung Salzburgs und des internationalen Ansehens des österreichischen Sports, umzusetzen.

 

 Lopatka: Bundesregierung schafft unabhängige Anti-Doping-Agentur
Wien (bpd/StS) - "Die heute bekannt gewordene Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Bezug auf die Sanktionen gegen das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) bestärkt uns in unserem Kampf gegen Doping", erklärte Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka am 24.05. in einer Reaktion auf die Erklärung des IOC. Das ÖOC wird Schritte setzen und den vom IOC geforderten Nachweis einer nachhaltigen Änderung innerhalb der Organisation erbringen.

Lopatka verwies gleichzeitig auf die großartigen Erfolge der ÖSV-Athletinnen und Athleten. Man dürfe nicht das Kind mit dem Bad ausgießen. ÖSV-Präsident Prof. Peter Schröcksnadel ist ein absoluter Gegner von Doping, dem das Fehlverhalten einzelner Olympiateilnehmer in Turin nicht angelastet werden kann. Präsident Schröcksnadel hat in einem Schreiben an Präsident Wallner bereits am 22. Mai 2007 mitgeteilt, dass "der ÖSV selbstverständlich jede Entscheidung des CAS anerkennen und umsetzen wird". Bekanntlich sind die Berufungsverfahren von vier Athleten beim internationalen Sportgericht in Lausanne anhängig. Zwei Athleten und die Trainer Walter Mayer und Emil Hoch sind vom ÖSV unmittelbar nach Turin suspendiert worden.

Die Bundesregierung wird bis zum 30. Juni 2007 ein weiteres klares Zeichen im Kampf gegen Doping setzen. Das gestern im Sportausschuss beschlossene neue Anti-Doping-Gesetz war ein wichtiger Schritt, dem weitere folgen werden. "Ich bin überzeugt, dass eine unabhängige Kontroll- und Urteilsbehörde, wie ich sie mit der NADA Austria vorgeschlagen habe, eine klare Verbesserung des österreichischen Anti-Doping-Systems bringt", so Lopatka, der bereits letzten Donnerstag Eckpunkte dieser Anti-Doping-Reform präsentiert hat. Heute Nachmittag wird unter seinem Vorsitz eine Expertengruppe tagen, um diese neue unabhängige Anti-Doping-Behörde auf Schiene zu bringen.

 

 Brosz: Rücktritt von Schröcksnadel als ÖOC-Vizepräsident ist überfällig
Wien (grüne) - „Der Rücktritt von Peter Schröcksnadel als Vizepräsident des ÖOC ist überfällig. Die Verstöße von SportlerInnen des ÖSV gegen die internationalen Dopingbestimmungen bei den Olympischen Spielen in Turin sind erwiesen. Die vom IOC in den Raum gestellten drakonischen Sanktionen kommen keineswegs unerwartet. Nur beim ÖOC und beim ÖSV wurden die Köpfe tief in den Sand gesteckt. Schröcksnadel hat als ÖSV-Präsident in der Doping-Affäre äußerst unglücklich und unglaubwürdig agiert. Er hat dem Ansehen Österreichs und des ÖOC massiv geschadet und muss mit seinem Rücktritt als ÖOC-Vizepräsident endlich die persönlichen Konsequenzen ziehen,“ so Dieter Brosz, Sportsprecher der Grünen.

In 14 Tagen wird im Nationalrat das neue Anti-Dopinggesetz beschlossen. Die internationalen Antidoping-Bestimmungen werden dabei umgesetzt. Demnach wird auch der Besitz von medizinischen Instrumenten, mit denen Doping verabreicht werden kann, als Dopingvergehen gewertet. „Wäre dieses Gesetz bereits 2006 gültig gewesen, hätte es keine Diskussion darüber gegeben, ob in Turin gedopt wurde. Das verbotene Vorhandensein von Blutbeuteln war immer unbestritten. Österreich braucht endlich ein glaubwürdiges Anti-Doping-Gesetz,“ so Brosz.

Der Entwurf zum Anti-Doping-Gesetz weist dennoch massive Schwächen auf. Demnach dürfen außerhalb von Wettkämpfen zwischen 22 und 6 Uhr keine Dopingkontrollen durchgeführt werden. Dopingprodukte werden aber zum Teil innerhalb von wenigen Stunden abgebaut. „Eine gesetzlich festgeschriebene kontrollfreie Zeit während der Nachtstunden wäre völlig kontraproduktiv und eine Einladung zum Missbrauch. Österreich würde sich damit wieder in das Dopingeck stellen. Diese Kontrollsperre muss vor der Beschlussfassung des Gesetzes im Nationalrat fallen“, so Brosz.

 

 Kickl/Graf: Null Toleranz gegenüber Dopingsportlern und Hintermännern
Wien (fpd) - Das klare Bekenntnis der FPÖ zu Null Toleranz bei Dopingvergehen bekräftigten der freiheitliche Sportsprecher NAbg. Herbert Kickl und FPÖ-NAbg. Dr. Martin Graf, beide Mitglieder des parlamentarischen Sportausschusses. Diese Haltung sei auch im Sportausschuss mit der einstimmigen Annahme eines Anti-Doping-Gesetzes und der Annahme des UNESCO-Übereinkommens gegen Doping klar zum Ausdruck gekommen.

Fairness sei im Sport enorm wichtig, auch und gerade wegen der Vorbildwirkung für die Jugend, betonten die beiden freiheitlichen Sportpolitiker. Deshalb dürfe man nicht halbherzig vorgehen. Das Dopinggesetz sei ein wichtiger Schritt. Es sei allerdings unbedingt erforderlich, mittelfristig zu einheitlichen Lösungen im internationalen Bereich zu kommen. Es könne nicht so sein, dass ein und dasselbe Vergehen in verschiedenen Ländern unterschiedlich sanktioniert werde. Überdies gelte es, allgemein präventive Maßnahmen gegen Doping und dessen Tolerierung zu setzen. Schließlich sei aus einschlägigen Studien bekannt, dass nicht nur im Spitzen- und Leistungssport, sondern auch im Bereich des Breitensports unerlaubte Mittel zur Leistungssteigerung zum Einsatz kämen.

Die vermehrte Zahl der Dopingüberführungen und Dopinggeständnisse der letzten Zeit dürften allerdings auch nicht zu einer kollektiven Kriminalisierung von Sportlern führen, warnten Kickl und Graf. Bei aller notwendigen Härte und Kompromisslosigkeit im Anti-Doping-Kampf sei auch Sensibilität notwendig. Das gelte im Hinblick auf die Sportler im einzelnen und auf die Sportverbände im Allgemeinen. Schwarze Schafe seien konsequent mittels der vorgesehenen Sanktionen aus dem Verkehr zu ziehen, aber ein Modell der Sippenhaftung, wie es der IOC offenbar mit seiner absurden Idee einer 16jährigen Olympiasperre für alle österreichischen Athleten als Konsequenz für die Ereignisse in Turin und deren "Nachbearbeitung" massiv erwogen habe, sei schärfstens zurück zu weisen. Auch für verdächtige Sportler und verdächtige Betreuer gälten rechtstaatliche Prinzipien. Ein Gang durch die Instanzen bis zu deren höchster sei zulässig. Hinterfragenswert sei sicherlich auch, warum gerade Österreich die härteste der jemals im Zusammenhang mit Olympia ausgesprochenen Strafen treffe. Bislang wurden ähnliche Sanktionsmaßnahmen nur gegen Weißrussland verhängt, das sicherlich über einen ganz anderen Standard der Dopingkontrolle verfüge.

Angesichts der jetzt ausgesprochenen Strafe gegen das ÖOC sei es notwendig, durch Unabhängige die tatsächliche Verantwortung an den Turiner Ereignissen zu untersuchen. Mit einer Sündenbockstrategie gegen den ÖSV sei der Sache nicht gedient, und es sei auch nicht das geeignete Mittel, um das Ansehen des Sports wiederherzustellen. Österreich verdanke dem ÖSV unglaublich viel an Erfolgen und weltweitem Renommee, erinnerten Kickl und Graf.

Die FPÖ erwarte sich von der Politik, die sonst keine Gelegenheit auslasse, sich im Lichte gerade erfolgreicher Wintersportler zu sonnen, sich auch in nicht so leichten Zeiten hinter untadelige Sportler zu stellen. "Österreichs Wintersportler zählen zu den besten der Welt. Manchen ist das sicher ein Dorn im Auge. Eine kollektive Verurteilung und ein Imageschaden können manchen offenbar nur recht sein", sagten die beiden FPÖ-Abgeordneten.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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